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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Norden zu gehen, die Hauptachse hinauf und dann kurz vor der mul der Jadehexe nach Westen abzubiegen. Auf der Nordwestseite wären wir unter Auras, die Koh und den Gilas freundlicher gesinnt waren. Und dann könnten wir auf die breite Handelsstraße zum See gelangen.
    Nach fünfzig Schritten wusste ich, dass wir nicht weiterkommen würden. Rings um die lodernde Scheiterhaufen-Pagode war es einfachzu heiß. Ihre drei obersten Stockwerke waren bereits zusammengebrochen, und überall auf dem Pflaster brannten Holztrümmer. Hinter ihr war es noch schlimmer. In den Barrios westlich der Hauptachse hatte das Feuer sich schneller ausgebreitet, als wir gedacht hätten. Dort führte für uns kein Weg mehr aus der Stadt. Und den Weg, den die vier Kuriere genommen hatten, konnten wir auch nicht gehen, zumindest nicht, ohne unser ganzes Gepäck und die meisten unserer Leute zurückzulassen. Die Kuriere waren wie Parcoursläufer, kletterten an Menschen hoch, sprangen von deren Köpfen auf Vordächer und Dachfirste und woanders wieder hinunter. Wir dagegen waren eine Armee, eine kleine nur, aber eine Armee, und eine Armee braucht ausgebaute Straßen und Wege. Wir hielten an. Zwei Späher kamen von einem Erkundungsgang zurück. Eigentlich war es nur einer, denn der andere, den er über der Schulter trug, hatte einen vergifteten Pfeil abbekommen und war schon fast tot. Sie waren auf die Mauer geklettert und von da auf eines der großen Opfergerüste. Was sie gesehen hatten, war niederschmetternd. Die Gasse nach Osten, unser Plan-B-Fluchtweg, war von Menschen völlig verstopft. Einige lebten noch, und die anderen standen tot zwischen den Lebenden auf den Beinen. Dort gab es für unsere große Gruppe kein Durchkommen. In den Ostvierteln brannten bereits die Dächer, und ein paar Laufstege waren zusammengebrochen. Unsere Schildleute an den Außenseiten der Formation würden nicht mehr lange durchhalten. Im Grunde steckten wir fest. Aus der Stadt führte kein Weg hinaus. Wir müssten das Ende der Brände hier abwarten. Dann aber würden wir ebenfalls verbrennen, sofern die Pumas uns nicht vorher töteten.
    Wie ein Akrobat sprang Hun Xoc auf die Schultern von 4-Sonnenschauer, um sich umzusehen. Ich wollte eben dasselbe bei Gürteltierschiss tun, als 12-Kaiman durch die Reihen kam und mir befahl, unten zu bleiben. Offenbar wollte 2-Juwelenbesetzter-Schädel mich wirklich nicht verlieren und hatte dem Waffenmeister eingeschärft, mich am Leben zu erhalten. Tja, gebraucht zu werden ist ein schönes Gefühl. Hun Xoc sprang zu mir herunter, und ich fing ihn unwillkürlich auf. Er warf mir einen Blick zu, der ausdrückte, wir seien geliefert.
    1-Gila und Frau Koh schoben sich bis zu mir durch, und wir fasstenuns an den Händen und drängten und schufen ein bisschen Platz. Von Norden her im Uhrzeigersinn wurde der Rat aus Hun Xoc, mir, 12-Kaiman, 1-Gila und Koh gebildet.
    Verlegenes Schweigen breitete sich aus.
    Wir blickten hin und her. Wir mussten uns für etwas entscheiden und es dann tun.
    »Wir müssen die Hurrikan- mul einnehmen«, sagte Koh durch ihre Maske.
    Alle schauten sie an.
    »Die Brände werden den Teocalli nicht erreichen«, sagte sie. Ich glaubte, sie würde noch etwas sagen, doch es kam nichts.
    1-Gila meinte, das würde noch härter werden als das, was wir gerade taten. Bergauf zu kämpfen ist nicht einfach. Außerdem versuchten die Pumas, von der mul herunterzukommen. Sie glaubten nicht, dass sie dort vor dem Feuer sicher wären – warum dann also wir? Auch müsste der Verputz zu brennen anfangen, wenn es nur heiß genug würde. Selbst wenn wir zum Heiligtum der Pumas hinaufkämen, würden wir eben dort oben sterben anstatt hier unten.
    Niemand antwortete.
    Koh ist ziemlich gescheit, dachte ich. Sie muss recht haben. Richtig? Richtig. Gib auch mal deinen Senf dazu, Jed.
    Ich sagte – oder vielmehr krächzte –, dass die Hurrikan- mul mit Perlmutt und nicht mit bemaltem und geöltem Putz verkleidet sei wie die anderen mulob’ . Das werde nicht brennen, sondern sogar eher die Hitze zurückwerfen – obwohl ich die Idee nicht so richtig an den Mann bringen konnte –, und hier unten würden wir auf jeden Fall sterben. Die Pumas kämen herab, weil sie in Panik seien, nicht aufgrund einer besonderen Überlegung. Und wenn viele von ihnen unten angekommen seien, wäre oben Platz für uns. Da oben gäbe es eine Chance, hier unten nicht, und damit sei der Fall erledigt. Koh habe recht.
    Es entstand eine neue Pause. Vielleicht

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