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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Zeigefinger. Sie wollte sich nicht abschälen. Verdammte Millepora alcicornis. Ich sollte die Mistviecher aus dem Becken reißen und ersticken lassen. Ich sagte, ich würde hinausgehen, um mich ein bisschen aufzuwärmen.
    »Sehen wir weiter zu«, sagte Sic. »Es ist noch nicht vorbei.«
    Ich verband mein Netphone mit dem System des Konferenzraums. Bis ich den Aufzug fand, verging eine Minute, und als ich endlich nach draußen gelangte, hyperventilierte ich.
    Die Saunaluft belebte mich ein wenig. Wie ertragen die Leute nur so lange diese klimatisierte Luft, fragte ich mich. Ich könnte es ja verstehen, wenn sie alle aus Finnland kämen, aber das ist nicht so. Sic stammte aus den Tropen und schien sich wohlzufühlen.
    Verdammt. Sic. Der Mistkerl.
    Also, was fange ich jetzt an, fragte ich mich. Ich befand mich mitten auf zweieinhalb Quadratkilometern geschmackloser billiger Campus-Architektur in Ziegelbauweise mit jeder Menge Behinderteneingängen und einheimischen Sträuchern. Ich setzte mich auf eine Ziegelmauer. Der Himmel hatte sich mit einem schmierigen Graugrün bezogen, etwa websichere Farbe #6699 CC , und dies verlieh den massigen Gebäuden eine unheimliche Atmosphäre wie aus einem Schauerroman. Düsternis, dachte ich. Düster, düster. Ich konnte mich nicht beherrschen, ichblickte auf mein Netphone. Es sah aus, als wäre er auf einen inaktiven Kanal geschaltet, aber als ich genauer hinschaute, wurde mir klar, dass das rosastichige graue Feld auf dem Display eine Staubwolke war. Menschen brüllten, und der Kommentator sagte, er wisse nicht, was vor sich gehe. Ich schaute weiter zu. Nach einiger Zeit wurde ein Teil des Staubes fortgeweht, und ich konnte gerade eben sehen, dass ein großer Teil des Gebäudes nicht mehr stand. Der Kommentator sagte, es »sehe so aus«, als wäre das Gebäude gesprengt worden. Er sagte nicht, wer es getan hatte, aber sogar ich konnte sehen – und ich verstehe nicht besonders viel von Sprengstoffen –, dass die Schäden viel zu groß waren, als dass einer der Muhadschir die Ladung ins Gebäude hätte schmuggeln können. Jemand innerhalb der Polizeistation musste die Ladung angebracht haben, ehe der Pöbel durchbrach, und er hatte sie gezündet, als er glaubte, den größtmöglichen Schaden anrichten zu können.
    Was hieß es also schon, wenn ich mich beim Zeitpunkt geirrt hatte. Sic hatte sich viel schlimmer geirrt.
    Ha! Erwischt, du Heini. Ich bin der KING of the RING ! Ich …
    Reg dich ab, Jed. Pisado. Da sterben Menschen. Wenn du dir die Trümmer genauer angesehen hättest, wären dir vielleicht die beiden verkrümmten Körper am Boden aufgefallen. Sie sahen aus, als wären sie aus dem gleichen grauen Plastilin modelliert wie alles andere auch. Verdammt, was bin ich ein Trottel. Ich hasse es, wenn ich mit meinem Charakter konfrontiert werde und wie üblich feststellen muss, dass er zu wünschen übrig lässt. Man wünscht sich dann, man wäre wütender, weil einen das zu einem wirklich guten Menschen machen kann.
    Aber vielleicht ist es fast genauso gut, wenn man sich nur wünscht, man wäre etwas wütender.
    Oder?



(6)
    Ungefähr zwei Stunden später – nach der Uhr auf der Windschutzscheibe war es genau 16:32:29 – hielt ich vor dem Bürogebäude von Warren Entertainment am Westufer des Tohopekaliga-Sees, gleich südlich von Orlando. Mein großer Sieg über Sic hatte mir ein Gespräch mit Marena Park eingebracht, Taros Boss und Leiterin der Abteilung für Interaktivität. Auf der Hinfahrt hatte ich bei Google nach ihr gesucht; wie sich herausstellte, war sie neu bei Warren. Bis vor zwei Jahren hatte sie die Kreativabteilung von Disney’s Game World bei Epcot geleitet. Danach war sie von Warren abgeworben worden, um an Neo - Teo zu arbeiten, meinem liebsten Egoshooter, wenn ich ehrlich sein soll. Die meisten Hardcore-Go- oder Poker-Spieler bezeichnen Computerspiele wie diese nicht einmal als »Spiele«, und tatsächlich sind es eher Simulationen als Spiele im engeren Sinne, aber ich mag einige von ihnnen trotzdem, als Mittel, um Dampf abzulassen. Neo-Teo war im wesentlichen eine stark vereinfachte Konsumentenversion der Maya-Mythologie, wo man sich durch Paläste im Pseudo-Puuc-Stil schleicht, zauberkräftigen Billigschmuck einsammelt und mit seinem Speer Jaguardämonen ausweidet. Im Spiel gab es eine Menge Ungenauigkeiten und eine gewisse Kitschigkeit, was mich zuerst an den Rand des Wahnsinns trieb; dennoch hatte es etwas Süchtigmachendes. Und die Optik, die Marena

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