Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
Vom Netzwerk:
aus einer luxuriösen und sportlichen Zukunft. Sie hob den »Nur-einen-Moment«-Finger. Ich sah mich im Büro um. In die Wand eingelassen war ein 600-Liter-Becken mit den neuen leuchtenden undaufblitzenden Oranda-Goldfischen von Monsanto. Ich versuchte, nicht verächtlich das Gesicht zu verziehen. Das Immunsystem der armen Viecher ist total im Eimer; sie sind dermaßen inzuchtverseucht, dass sie die Lochkrankheit bekommen und an Blutvergiftung sterben, wenn man zweimal gegen die Scheibe klopft. Neben dem Schreibtisch stand ein dicker, diagonal geschnittener Go-Tisch aus Katsuraholz mit alten Maulbeerschalen, die vermutlich einen Satz rosafarbener Go-Steine aus ausgestorbenen Muscheln enthielten. Wenn dem so war, war das Set locker hunderttausend US -Dollar wert. Das Fenster hinter dem Schreibtisch zeigte nach Nordwesten; man konnte gerade die Buckyfullerkugel von Epcot sehen, die auf erbsengrünem Blattwerk trieb wie ein alter Fußball auf einem von Entengrütze überwucherten Teich. Ms Park sah auf.
    »Hi. Augenblick noch«, sagte sie. Sie hatte eine leise, aber keine hohe Stimme, wie ein männlicher Jockey. Kurz schwieg sie. »Dann machen Sie per Babelfisch Sanskrit daraus oder was für ’nen Scheiß man da drüben sonst so spricht. Wo liegt das Problem?« Ich brauchte einen Augenblick, bis mir klar wurde, dass sie irgendwo ein Telefon im Ohr hatte. Ich hakte die Daumen in die Hosentaschen und ging zu dem großen Krimskrams-Regal, um es mir anzusehen. Der größte und beeindruckendste Ausstellungsgegenstand war eine Messinguhr mit sichtbarem Uhrwerk, die aussah, als wäre sie irgendwann in den Fünfzigerjahren hergestellt worden. Sie besaß fünf rotierende Räder, von denen vier den Maya-Kalender abarbeiteten, während das fünfte das gregorianische Datum vom 3113 v. Chr. bis zum 21. Dezember 2012 anzeigte. Außerdem gab es einen Ring mit Porträt-Hieroglyphen, doch sie schienen keinen Sinn zu ergeben. Vielleicht hatte sie jemand einfach nur erfunden. Eine zweite Uhr stand daneben, eine kleinere mit einem dreieckigen Freimaurerzifferblatt – beschriftet mit Waltham   /   17 Steine   /   Liebe deinen Nächsten  –, die anzeigte, dass es Kelle Minuten vor Hammer Uhr war; alle anderen Gegenstände auf dem Regal waren Trophäen: kleine silberne Pokale für Go und Felsklettern, zwei Webbys, ein World Shareware Award, eine Reihe von E3 Game Critics Awards, schlanke Glaspyramiden von der Academy of Interactive Entertainment Arts and Sciences, Auszeichnungen, vondenen nie jemand gehört hatte – und ganz hinten, damit es so aussah, als bedeute sie ihr nichts, die Oscar-Statue, gekleidet in ein Kostüm aus Neo - Teo im Maßstab 1:6, die dastand wie Jesus in einer Meute bewundernder Nephiten. Du liebst mich wirklich? , dachte ich. Mich armes Würstchen, o König der Welt? Ich wünschte, ich könnte mich bei jemandem bedanken. Ich schätze, ich werde einfach Satan danken, der mir gestattet hat, meine Seele für diesen Augenblick einzutauschen. An der Wand über dem Regal hing eine Kinderzeichnung mit einem Weihnachtsmann, der eine riesige Universalfernbedienung in der Hand hielt und ein Gespann Roboterrentiere steuerte. Sie verdeckte zum Teil eine gerahmte Cibachrome-Aufnahme von Ms Park, die offenbar greiffähige Zehen hatte, denn sie hing mit dem Kopf nach unten von einem Überhang aus gelbem Fels. Die Überschrift lautete: Alleinaufstieg »Chocolate Swastika«, E7 6c, Hallam View Buttress, Sandstein, 14.9.2009. Daneben stand ein vergleichsweise kleiner gerahmter Schnappschuss mit dem übertriebenen Blau und Rotgelb eines Kodakfilms aus den Fünfzigerjahren; ein junger Koreaner mit eifrigem Gesicht in einer Fliegerjacke der US -Marine stand Arm in Arm mit einem bekannt aussehenden Fünfsternegeneral vor einer staubigen B-29, auf deren Nase eine Brünette mit prallen Brüsten und ein Schriftzug zu sehen waren: Double or Nothing . Eine handschriftliche Mitteilung in der linken oberen Ecke des Bilderrahmens lautete: An Pak Jung   – ewigen Dank für Einsatz weit über die Pflicht hinaus   – Gnl. Douglas C. MacArthur, Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte, Kadena 27.12.1951.
    »Ja«, sagte sie in die Stille. »Bye-byeonara.« Ihr Blick richtete sich auf mich.
    »Hi.«
    Sie stand nicht auf. Eigentlich betrachte ich es als Segen, dass die Menschen sich kaum noch die Hände schütteln, aber in diesem Fall hätte ich gegen ein klein wenig Hautkontakt nichts einzuwenden gehabt. Ich sagte Hi. Ich fragte

Weitere Kostenlose Bücher