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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Park gestaltet hatte, war ziemlich gut. Auf jeden Fall hatte sie die Windungen und Hakenlinien, wie sie auf Maya-Gefäßen der klassischen Periode zu sehen sind, prima hinbekommen. Später war sie für die Filmversion des Spiels mit dem Oscar für das Produktionsdesign ausgezeichnet worden. Das warf freilich die Frage auf, wie jemand wie sie in eine Lage kam, in der sie Taros Projekt übergeordnet war. Sie war keine Wissenschaftlerin. Wo lag die Verbindung? Aber natürlich kann man immer sagen, dass heutzutage alles Business nur Showbusiness sei.
    Ich kam an ein großes Tor wie vor einem Filmstudio und musste den Wachschutztypen sagen, wer ich war. Die Gründlichkeit, mit der sie mich überprüften, vermittelte mir den Eindruck, dass Ms Park ein ziemlich hohes Tier sei. Einer der Wächter reichte mir einen Live-Besucherausweis, und ich befestigte ihn am linken Handgelenk. Dann fuhr ich aufs Gelände und parkte an dem mir zugewiesenen Platz. Der Komplex war eine bedrohlich geschmackvolle Anordnung niedriger, mit Dryvit verkleideter Gebäude in einem baumreichen Büropark mit der gigantischen grünen Skulptur dreier Borromäischer Ringe, die sich in einem großen nierenförmigen Teich spiegelte. Mit sechs Stockwerken überragte das Hauptgebäude die anderen Bauten. Glasfaservliese teilten sich, und ich trat in hochgradig umgewälzte Luft. Das große Foyer hatte einen überhängenden Lichtgaden mit Konferenz- und Übungsräumen, und an einer riesigen eingetopften Douglasie hingen kugelförmige Videodisplays, die glückliche Kindergesichter aus aller Herren Länder zeigten. Eine Empfangsdame begrüßte mich, indem sie meinen Namen falsch aussprach, und führte mich in eine Art Lichthof, in dem es ein Healthy Gourmet Café und einen großen gemauerten Pizzaofen gab. Scharen von Technikern der Generation Yuzz strichen um uns herum, einige auf Segway Lites, andere in Schuhen, die aussahen wie Ballettschläppchen.
    »Da oben ist es«, sagte sie mit lockender Handbewegung. »Kommen Sie, es wird Ihnen Spaß machen.«
    »Klar«, sagte ich. »Danke.« Ich latschte ihr hinterher.
    »Professor Mora sagt, Sie wären einer der Mayas«, sagte die Frau. Sie sprach es aus, als ginge es um die Biene.
    »Ch’olan-Maya, ja«, sagte ich. Übrigens, dachte ich zum 10n-ten Mal, der Plural von Maya lautet Maya. Die Sprachfamilie heißt Maya. Man spricht auf Maya zu den Maya über Maya-Kram.
    »Faszinierend«, sagte sie. Sie war groß und hatte ihr Blondhaar zu einer irrwitzigen Frisur aufgetürmt.
    »Was?«, entgegnete ich.
    »Aus Südamerika zu kommen und so.«
    »Mesoamerika.«
    »Bitte?«
    »Wir sind nicht aus Südamerika«, sagte ich, »sondern aus Mesoamerika. Nördlich von Panama.«
    »Oh, wie inter-es- sant! « Sie lachte. Wir stiegen eine Rampe zum ersten Stock hinauf und kamen dabei an einem leeren Vorführraum im Dreißigerjahre-Retro-Look vorbei. »Wissen Sie was?«, sagte sie. »Vor vierzehn Tagen war ich am Wochenende auf einem Initiationsworkshop mit Halach M’en.«
    »Ach?«
    »Er hat uns gezeigt, wie man Maya-Traumfänger baut.«
    »Toll.«
    »Er sagte, die Maya waren spirituell sehr fortgeschritten.«
    »Waren wir das?«
    »Wir sind da«, sagte sie. Sie führte mich durch einen Warteraum mit schwarzem Fußboden und grünen Djinn-Sofas, quasi das Negativ zu der Szene in 2001. Von dort ging es weiter in einen börsensaalähnlichen Raum mit augenscheinlich glücklichen Arbeitskräften in stark personalisierten gläsernen Boxen, Snack-und-Kaffee-Stationen mit kleinen Gewürzbars und Capressomaschinen und winzigen SubZeros, auf denen Zettel klebten wie » HIER AMARANTHMILCH «. Wir gelangten in eine Zone mit Teppichboden, und meine Empfangsdame streckte den Kopf in eine offene Tür. Wer in dem Büro saß, musste gewinkt haben, denn die Blonde führte mich hinein.
    Marena Park saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Schreibtisch, ein großes grünes Netphone im Schoß, eins von den neuen trendigen Modellen, die die Hände ihres Besitzers quer durch den Raum spüren, denn mit dem Finger zeichnete sie neben dem Gerät etwas in die Luft. Sie war kleiner, als sie auf Fotos aussah; ich überragte sie wenigstens um einen Kopf. Ihr Gesicht wirkte flacher und koreanischer, als es geschminkt ausgesehen hatte, aber ich fand es auf seine Art umso attraktiver – »ein Gesicht wie der Vollmond«, wie man in Tausendundeine Nacht sagt. Sie trug eine Art gefälteltes graues Inline-Skating-Kostüm aus Polyamid von Issey Miyake, als käme sie

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