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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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dass sie wusste, was ich dachte. Ich verspürte das Verlangen, mich umzudrehen und zur Tür hinauszulaufen, mich in ein leeres Büro einzuschließen und den Post einzutippen. Cálmate, Joaquin , dachte ich.Das ist nur el paranoia de las repúblicas bananeras . Dich wird schon kein Schlägertrupp packen und zurückschleifen in …
    »Warum fahren Sie nicht zu Taro, und ich rufe bald an?«, fragte sie. Ich setzte zu einer Antwort an, doch ihre Assistentin rief durch die offene Tür, sie habe jemand namens Laurence Boyle auf fünf.
    »Okay, ich werde zu Lindsay durchgestellt«, sagte sie. Sie winkte mir zu, als wäre ich schon zur Tür hinaus. Es war, als sagte sie: Entschuldigung, aber ich habe auf Leitung zwo eine Konferenzschaltung mit Kim Jong-Il, David Geffen und dem Papst. Ich sickerte geradezu aus ihrem Büro.
    Die meisten Angestellten waren schon gegangen, als die Assistentin mich zum Wagen brachte. Die Büros waren kühl und hell gewesen, aber draußen war es grau und schwül, und ich bekam das Gefühl, in ein Gebäude hineingegangen zu sein statt hinaus ins Freie. Ich nahm meine Medikamente und injizierte mir Faktor VIII , dann fuhr ich zu Taro. Hm, sie hat nicht gesagt, dass ich den Mund halten soll, dachte ich. Wahrscheinlich hatte sie erkannt, dass ich es sowieso nicht getan hätte. Oder sie hielt mich von dem Augenblick an, als ich in ihr Büro spaziert war, für einen Paranoiker.
    Taro und ich sprachen eine Stunde lang miteinander. Er sagte, er sei sich nicht sicher, was die Geschichte mit Disney World betraf, wolle es aber vorrangig behandeln. Er fügte hinzu, seiner Meinung nach müsse der Autor des Codex mit neun Steinen gespielt haben, neun Läufern also. »Auch wenn das ziemlich unmöglich erscheint«, sagte er. Ich erwiderte, mir käme es auch unmöglich vor. Ein Spiel mit neun Steinen hätte 9 9 mehr mögliche Züge als ein Spiel mit einem Stein. Und ein Spiel mit einem Stein umfasst schon durchschnittlich 10 24 mögliche Züge. Mit neun Steinen gab es mehr mögliche Züge als Elektronen im Universum.
    Gegen sechs Uhr abends setzte er mich vor einen Monitor. Ich holte meinen Kautabak heraus, pflanzte mich hin und begann mit drei Läufern zu spielen, suchte nach irgendetwas, das mich an den Codex erinnerte. Es war schwierig. Einer von Taros Mitarbeitern brachte mir veganische Teigtaschen. Tony Sic kam herein. Taro erzählte ihm, was ich mir für den 28. überlegt hatte. Er ging in eine Isolationskammerund begann daran zu arbeiten. Zwei weitere Addierer-Azubis stießen später hinzu. Sie waren keine Maya, bloß typische koreanische oder was weiß ich für Spielefreaks; ich kannte beide nicht. Sie setzten sich und machten sich an die Arbeit, als wären sie bereits Experten.
    Marena rief erst um zehn Uhr an. Sie sprach eine Weile mit Taro und zwei Minuten lang mit mir. Offensichtlich hatte sie sich mit einigen Kollegen besprochen. Sie sagte, Michael Weiner, der Fernsehmayaexperte, habe für meine Befürchtung nur Spott und Hohn übrig gehabt. Was auch sonst. Sie und Laurence Boyle – wer immer das war – hätten mit maßgeblichen Leuten im Bürgermeisteramt von Orlando gesprochen, doch ohne etwas Konkretes sei keiner von ihnen sicher gewesen, was er tun sollte. »Ich wollte die Verbindung zu den Maya nicht einmal erwähnen«, sagte sie. »Das hätte sich angehört, als wären wir auf der Suche nach den Astronautengöttern oder so.« Stattdessen hatte sie es als Überraschungsergebnis von Taros Simulationsforschung ausgegeben, was dem Ganzen wenigstens ein kleines bisschen akademische Glaubwürdigkeit verlieh. Zumindest hatte Taro hinter mir gestanden. Er hatte Marena gesagt, er wolle nicht schwarzseherisch klingen, aber ich hätte »früher oft richtig gelegen«, darum solle sie meine »Deutung ernst nehmen«.
    »Morgen treffe ich diesen Kerl vom HSM «, sagte sie. »Ich halte Sie auf dem Laufenden, wie es weitergeht.«
    »Großartig«, sagte ich und kehrte an die Tastatur zurück. Immer mehr hatte ich das Gefühl, dass Taro mir etwas verschwieg. Na, meinetwegen.
    Ich rieb mir noch eine Portion Kautabak ein, obwohl mein Bein schon unter dem Knie prickelte. Es fühlte sich an wie eingeschlafen, wie man es hier oben nennt. Bueno. »Ajpaayeen b’aje’laj kinik«, murmelte ich.
    Okay.
    Wie lautet die Frage?
    Um die richtige Frage zu stellen, muss man bereits etwas wissen. Man kann nicht über Dinge spekulieren, ohne zu wissen, welche Dinge es gibt. Manchmal muss man gar nicht so viel wissen, wie man

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