2012 – Das Ende aller Zeiten
zuerst befürchtet, aber ein bisschen muss es schon sein. Meist läuft esdarauf hinaus, dass man jede Menge Nachrichten liest. Ich klickte auf
SCHLAGZEILEN
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Die Spitzenstorys der Stunde,
las ich.
Jorge Penas’ Homerun Nr.
89 markiert neuen Höhepunkt der Baseballsaison
…
Fünf Studenten der Michigan State University sterben bei Unruhen nach Niederlage der Hoops
… Zwei Tote im Tower of Terror der Universal Studios
… Bangladesch verlangt Erklärung für Abschuss des Truppentransporthubschraubers
… Bob Zemeckis’ »Vanessa«, die Lebensgeschichte der Künstlerin Vanessa Bell, kommt heute in die Kinos
…
Mann stirbt bei Spuckwettbewerb
…
Orkan in den Heartlands
…
Hmm.
Ich ordnete dem hypothetischen Verursacher der hypothetischen Katastrophe – nennen wir ihn Dr. X – die Farbe Schwarz zu. Die Masse der Bevölkerung bekam Gelb. Ich nahm, wie üblich, Rot. Und Weiß hielt ich wie immer in Reserve. Da wir nur fünf Tage weit in die Zukunft blickten, wollte ich lediglich die drei äußeren Reihen benutzen. Gut. Ich teilte die Sonnen zu.
Bueno.
Ich konzentrierte mich für eine Minute auf mein Uay, die Schnecke. Doch ich stellte sie mir als Seeschnecke vor, die sich ein bisschen schneller bewegen kann. Ich verteilte und zählte die Körner, begann zum 28. zu schwimmen – 9 Seerassler, 9 Gelbe – und tastete mich an der Linie der Unbestimmtheit entlang. Schon bald musste ich springen. Es ist schwierig, sich eine springende Schnecke vorzustellen, doch wenn Sie Seeschnecken im Wasser beobachten, werden Sie feststellen, dass sie tatsächlich langsam von einem Stein auf den nächsten hinunterspringen. Wie auch immer, dachte ich, sie wird es mögen. Jetzt dorthin, in diese Richtung … nein, halt, es muss in dieser anderen Richtung sein. Claro. Er geht, ich gehe. Dann reagiert er. Primero, segundo , das geschieht, dann reagieren sie darauf damit, okay. Claro que sí. Bueno. Warte. Nein.
Verdammt. Ich fing ständig etwas auf, eine Ahnung von etwas wie, ich weiß es nicht, von Umrissen, die sich in einem rötlichen Nebel tummelten, Klumpen und Trauben von irgendetwas, das kreiselnd und zu einem trägen, stillen Takt abbremste. Aber ich wusste nicht, was es war.
Ich spielte vier Stunden, machte eine Pause und spielte noch einmal fünf Stunden. Bei Sonnenaufgang scharten wir Addierer uns an der Espressomaschine zusammen und verglichen unsere Notizen. Wir alle hatten ähnliche Ergebnisse. Alle sagten, dass sie sich Sorgen machten wegen irgendetwas, das sich morgen in dieser Gegend ereignen würde, aber das Ereignis blieb vage, und niemand hätte es ohne den Hinweis aus dem Codex mit Disney World in Zusammenhang gebracht.
Ich konnte nicht mehr klar genug denken, um zu spielen, deshalb machte ich am Boden der Isolationskammer ein Nickerchen und fuhr an Heiligabend gegen Mittag nach Hause.
Ich wartete die Oberflächenabsauger. Ich packte für den Fall, das demnächst etwas geschah, meine Ewiger-Flüchtling-Ausrüstung. Ich installierte Taros streng geheime Software ( Er traut mir!, dachte ich dabei) auf meinem System und rief sie auf den Überkopfbildschirm. Ich brauchte eine Stunde, um sie ans Laufen zu bringen, und als ich gespielt hatte, war noch immer völlig ungewiss, was nach dem 28. kam. Nicht dass die Welt vorzeitig enden würde; trotzdem waren die vielen Ursachen und Wirkungen schwer zu verstehen. LEON war ebenfalls zu keinem Ergebnis gelangt, das darüber hinausgegangen wäre, aber das hatte auch keiner von uns erwartet. Er wusste einfach nicht genug. Ganz egal, wie viele Datenströme er einlas, im Grunde wusste er nicht, was sie bedeuteten. Mir war es egal, wie viele Partien gleichzeitig er spielen konnte. Geschwindigkeit ist eben nicht alles.
Weihnachten feiere ich nicht. Auch nicht Ostern, obwohl ich da eigentlich cuandero- Kram tun müsste. Ich feiere auch keinen Geburtstag, ich halte keine Wochenenden ein, nichts von alldem. Aber diesmal feierte ich Weihnachten ganz bedacht nicht. Ich verbrachte den Tag, indem ich am Spiel arbeitete. Immer wieder kamen Zahlen wie 84, 209, 210 und 124030 auf, aber ich konnte mit ihnen einfach nichts anfangen. Marena rief um sechs an. Im Hintergrund hörte ich Kindergeschrei. Sie sagte mir, das Heimatschutzministerium sei bereit, für die Bezirke Orange, Polk, Osceola, Hardee, DeSoto und Highlands die Gefahrenstufe am 28. auf »erhöht« zu setzen. Das bedeutete, dass Polizei und Feuerwehr an diesem Tag Evakuierungsalarm
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