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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Pakistan, dann in Oaxaca. Während des Kalten Krieges gab es weitere Vorfälle, und hinzu kommen wahrscheinlich etliche, von denen wir nicht wissen.«
    »Möglich«, sagte Boyle.
    »Aber die Frage ist nicht, ob es nun genau … sagen wir, zehn Personen sind, die so verrückt sind, oder zehntausend. Das Problem ist, dass irgendwann einer von ihnen die Mittel erlangen wird, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Und wenn man den Armbrust-Effekt berücksichtigt, kommt man nicht umhin festzustellen, dass dieser Fall eher früher als später eintreten wird.«
    »Vielleicht erläutern Sie diesen Begriff noch einmal«, schlug Marena vor.
    »Wie bitte?«, fragte Taro.
    »Armbrust-Effekt.«
    »Ach so. Ja. Im Jahre 1139, glaube ich, versuchte das Laterankonzil Armbrüste zu verbieten, weil sie, so behauptete man, zum Ende der Zivilisation führen würden. Denn mit einer Armbrust konnte ein gemeiner Soldat einen gepanzerten Ritter zu Pferd töten.«
    »Andererseits haben die Armbrüste letztlich nicht viel bewirkt«, sagte Marena.
    »Nein«, sagte Taro. »Später, in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, führten Munitionsfabrikanten dieses Beispiel an, um zu belegen, weshalb die Menschen sich nicht so viele Gedanken um Atomwaffen machen sollten.«
    »Okay«, sagte Boyle.
    »Allerdings tötete eine Armbrust immer nur einen Menschen«, fuhr Taro fort. »Und sie waren pro Schuss für die damalige Zeit recht kostspielig. Atomwaffen töten sehr viele Menschen mit sehr geringen Kosten pro Getötetem. Sagen wir, ein paar Dollar pro Person. Trotzdem waren sie noch sehr teuer. Heute jedoch gibt es viele Waffen, die sowohl vernichtend als auch preiswert sind. Und leicht herzustellen. Im Irak ist das zum ersten Mal deutlich geworden. Kein Planspiel des US -Militärs hatte berücksichtigt, dass so vielen Menschen Plastiksprengstoff oder auch nur Dynamit in die Hände fallen könnte. Das Pentagon verwendete bei der Planung ältere Computermodelle aus der Zeit, als Plastiksprengstoff noch teuer war. Und schwer zu beschaffen. Doch im ersten Jahrzent des neuen Jahrtausends war C4 sehr billig und leicht zu kriegen. Auf diese Weise konnte ein einzelner Attentäter bei mäßigen Kosten viele Menschen töten und Schäden in Millionenhöhe anrichten. Anders ausgedrückt überschnitt sich eine massive Demokratisierung der Technik mit einer wachsenden Population potenzieller Anwender. Genauer gesagt Selbstmordattentätern.«
    »Okay, vielleicht«, räumte Boyle ein. »Aber sie schaffen es nie, alles zu vernichten. Und außerdem kann es nicht so furchtbar viele Leute geben, die so etwas tun würden.«
    Taro schwieg. Ich nippte an dem Zeug im Pappbecher. Es war gefriergetrockneter, frisch wiederbelebter grüner Tee mit Sago. Kinderzeugs. Egal.
    »Fast jeder hat in seinem Leben einen Augenblick erlebt, in dem er wütend genug war, um alles um sich herum vernichten zu wollen«, sagte Taro schließlich. »Nach den aktuellsten Modellen wird irgendwann in der nahen Zukunft irgendjemand, der nicht ganz dicht ist, technisch jedoch überdurchschnittlich begabt, sich so fühlen, und dann knallt’s.«
    »Und wann wird das sein?«, fragte Boyle.
    »Sie können graphisch die Prozentchance einer Katastrophe gegen das Jahr auftragen«, sagte Taro und skizzierte auf seinem Display. »Tatsächlich können Sie es auf drei Variablen vereinfachen. Okay. Die dicke Kurve, a , ist die Ausbreitung des Zugangs zur nötigen Technik. Sie entsteht aus einer Reihe von Untervariablen wie der Wachstumsrate des Internets und dem Preisverfall für Explosivstoffe, Laborausstattung und dergleichen. Die dünne Kurve, p , bezeichnet die Anzahl von Menschen, die man als unter Stress stehend betrachten kann. Und die dritte Kurve ist e . Das ist die gepunktete Kurve. Sie steht für die zunehmenden Vorbeugungsmaßnahmen des Heimatschutzministeriums und anderer Polizei- und Antiterrorkräfte weltweit.«
    Er schob die Zeichnung auf die anderen Bildschirme. Marena zeigte sie mir auf ihrem Netphone:

    »Das ist mir ein bisschen zu mathematisch«, sagte Boyle.
    Idiot, dachte ich.
    »Einer der Gründe, dass die Kurve p so steil ansteigt, ist eine interne Rückkopplung durch Konkurrenzdruck. Sie wissen schon – Leute, die in Einkaufszentren, Bürohäuser oder Schulen gehen, um andereMenschen zu erschießen, versuchen in letzter Zeit, einander mit immer größeren Opferzahlen gegenseitig zu übertrumpfen. Das liegt natürlich auch daran, dass es heutzutage Websites gibt, die darüber

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