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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Haufen. Sie denken ständig, das Ende der Welt stehe kurz bevor. Nun entpuppte dieser Kerl sich als der große Skeptiker. Na ja, vielleicht dachte ich wieder zu sehr in Klischees. Marena öffnete den Mund und verbiss sich, was sie sagen wollte. Wahrscheinlich etwas wie: »Halt die Klappe, du Landei, das geht über deinen Verstand.«
    Ich beschloss, die Stimmung etwas aufzuhellen.
    »Wir sollten diesen Begriff nicht benutzen«, sagte ich. »Er ist abfällig. Nennen wir es einfach ein ›Farbiges Loch‹.«
    Niemand lachte. Oder grinste auch nur. Ich bin ein Trottel, dachte ich.
    »Nun, das ist schon richtig«, ergriff Taro das Wort. »Es hat immer irgendjemanden gegeben, der behauptete, das Ende der Welt stehe bevor, und bisher ist es, soweit wir wissen, nicht dazu gekommen. Doch hier droht der Trugschluss der Induktion. Sie können nicht – «
    »Können Sie den Begriff erläutern?«, bat ihn Marena.
    »Nun, es verhält sich wie mit Russells Huhn«, sagte er. »Sie müssen einfach ein Argument ignorieren, das – «
    »Verzeihen Sie, aber für das Protokoll sollten Sie vielleicht kurz erläutern, was es mit dem Huhn auf sich hat«, sagte Marena.
    »Oh«, sagte Taro. »Richtig. Bertrand Russell erzählt die Geschichte eines Huhns, das glaubt, der Bauer wäre sein Freund. Schließlich ist das Huhn jeden Tag seines Lebens von dem Bauern gefüttert worden, und der Mann hat ihm nie ein Leid getan. Das Huhn glaubt nun, der Bauer wird immer so weitermachen. Eines Tages aber kommt der Bauer herein, und statt das Huhn zu füttern, hackt er ihm den Kopf ab. Der springende Punkt ist, dass induktive Logik oft fehl am Platze ist.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich oder der Vorstand das verstehen«, sagte Boyle.
    Schweigen. Ich sah Marena wieder an. Kurz begegnete sie meinem Blick. Verdammt , sagten ihre Augen. Dieser Mistkerl von Boyle versucht uns abzuschießen. Er will nicht, dass das Projekt durchkommt, weil es Mittel von seiner Blödsinnsabteilung abziehen würde. Er hat zunächst so getan, als würde er sich auf uns einlassen, und nun versucht er, uns zu verleiten, etwas Dummes oder allzu Optimistisches zu sagen oder was auch immer, und wenn wir das tun, geht er zu Lindsay und sprüht ihm Gift ins Ohr.
    Wir sahen Boyle wieder an. Er wollte etwas sagen, doch Marena kam ihm zuvor.
    »Hören Sie, es gibt immer irgendeinen Bekloppten, der davon faselt, dass morgen ein Riesenmeteorit die Erde trifft. Und bislang ist es nicht geschehen. Bislang. Aber wenn Sie aufblicken und sehen, dass ein riesiger Meteor runterkommt, würden Sie doch auch nicht behaupten, dass er uns gar nicht treffen kann, weil all die Doofen es schon so oft falsch vorhergesagt haben. Oder?«
    »Genau«, sagte Taro. »Wir dürfen die augenblickliche Weltlage nur anhand der vorliegenden Fakten einschätzen, aber nicht aufgrund dessen, was andere im Laufe der Jahre behauptet haben. Nehmen wir einen anderen Beweis, nämlich die Tatsache, dass wir keine Anzeichen für außerirdische Zivilisationen finden, obwohl die Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass sie existieren. Es wäre sehr gut möglich, dass sie alle sich selbst vernichten, wenn sie in etwa dieses Stadium der technischen Entwicklung erreichen.«
    Eine weitere widerliche Pause senkte sich herab.
    »Was haben Sie denn da gemacht?«, sagte Marena. Ich begriff, dass sie mit mir sprach.
    »Wie?«, fragte ich.
    »Sie sind geordnet.« Sie klopfte auf den Tisch. »Sehen Sie sich das an«, sagte sie zu allen außer mir.
    Ich blickte auf den Tisch. Es stimmte, ich hatte die Jelly Bellys in einem weiten Raster angeordnet, nach Farbe und Muster sortiert, und, falls es Doubletten gab, nach Größe.
    »Ach herrje«, sagte Boyle.
    »Oh. Ja«, sagte ich. »Sie lagen unordentlich. Das hat mich gestört.« Ich fegte die Bonbons vom Tisch in meine Hand. »Tut mir leid.«
    »Und eines der besten Argumente für Doom Soon«, sagte Taro – er verfolgte seinen Gedankengang weiter, wie es typisch für ihn war –, »ist die Tatsache, dass wir schlicht und einfach keinen Zeitreisenden aus der Zukunft begegnen.«
    »Liegt das nicht an der Nowikow-Sache?«, fragte Boyle.
    »Nun, vielleicht i…«, setzte Marena an.
    »Nein«, schnitt Taro ihr das Wort ab, »das Prinzip gilt für uns in der Gegenwart gar nicht. Der wahrscheinlichste Grund, weshalb keine Besucher aus der Zukunft kommen, ist schlichtweg der, dass es keine Zukunft gibt.«



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