2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
unterirdischen Schutzräume jemals von innen sehen? Fünftausend wertlose Häuptlinge und keine Indianer. Wenn das der Genpool ist, der für die Zukunft dieses Planeten steht, dann bin ich froh, dass ich das nicht mehr miterleben werde.«
Der Vizepräsident steht auf und geht in Richtung Tür.
»War das ein offizieller Rücktritt?«, ruft Borgia ihm nach. »Den würden wir nämlich akzeptieren!«
Chaney zeigt ihm den Mittelfinger und geht.
Präsident Maller holt ihn auf dem Gang ein. »In einen Privatraum, Mr. Chaney. Sofort.«
Der Vizepräsident starrt den Oberkommandierenden einen Augenblick lang an und folgt ihm dann in eine der schalldichten Acrylkabinen.
Maller aktiviert den Sichtschutz. »Was ist los mit Ihnen? Seit wann lassen Sie zu, dass Borgia Sie mit einer hypothetischen Katastrophe so sehr vorführt? Da stehen Sie doch drüber.«
»Vielleicht habe ich es einfach satt, mich mit dummen Leuten herumzuschlagen, Mark. Sehen Sie, das Problem mit der Dummheit besteht darin, dass sie bis in alle Ewigkeit fortdauert. Man kann Dummheit nicht ändern. Ich habe es versucht, glauben Sie mir.«
»Ich will, dass Sie es noch energischer versuchen.« Der Präsident sieht Chaney in die Augen. »Ich habe meine eigene Zeitbombe, um die ich mich kümmern muss. Der erste Dezember wird mein letzter Tag im Amt sein.«
Tränen steigen Chaney in die Augen. »Wie lange wissen Sie es schon?«
»Seit etwa sieben Monaten.«
»Und trotzdem haben Sie noch einmal kandidiert?«
»Ich habe kandidiert, damit wir beide gewählt werden. So kann ich die Stafette an Sie weitergeben.«
»Warum an mich?«
»Aus all den Gründen, die Sie in der Besprechung gerade eben unter Beweis gestellt haben. Weil für Sie die Bevölkerung dieses Landes zuerst kommt. Weil Sie sich um das kümmern, was wirklich wichtig ist. Jetzt liegt alles bei Ihnen. Wenn Sie die Dummheit ändern wollen, dann haben Sie hiermit die Gelegenheit dazu bekommen. Sie haben freie Hand. Tun Sie, was nötig ist.«
»Und was ist mit der Caldera?«
»Beten Sie, dass es nie so weit kommt. Warnen Sie die Menschen, wenn Sie den Eindruck haben, dass es das Beste für sie ist. Die meisten werden sowieso nicht weggehen, aber machen Sie’s, wenn Sie es für richtig halten. Gleichzeitig sollten Sie unsere unterirdischen Anlagen vorbereiten, ohne das an die große Glocke zu hängen, nur für alle Fälle. Vergessen Sie nicht, es ist wesentlich leichter, Anstoß daran zu nehmen, wer rein darf und wer nicht, als selbst zu entscheiden, wer gerettet werden soll.«
South Florida Evaluation and Treatment Center
Miami, Florida
»Kommt nicht infrage.« Dr. Foletta geht weiter den Korridor hinab, während Dominique ihm hinterhereilt. » The Mule war so lange isoliert, dass er wahrscheinlich eine Gefahr für die anderen Patienten darstellt, selbst wenn er seine Zelle nur eine Stunde am Tag verlassen darf.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Sir. Der Hof ist jeden Tag frei von Viertel nach zwei bis Viertel nach drei.«
»Wir müssen mehr Wachpersonal einteilen und von den üblichen Abläufen für die anderen Patienten abweichen. Heute ist mein erster Tag nach den Ferien. Geben Sie mir eine Woche, bis ich mich wieder in alles hineingefunden habe.«
»Bei allem gebotenen Respekt, Sir. Samuel Agler wurde elf Jahre lang isoliert. Vielleicht läuft das ja in Massachusetts
so, aber in dieser Einrichtung ganz sicher nicht. Entweder erlauben Sie mir, dass ich meinen Patienten für einen einstündigen Hofgang einteile, oder Sie werden dem Klinikvorstand erklären müssen, warum gerade bei ihm eine Ausnahme gemacht wird.«
Foletta dreht sich zu ihr um. Sein Engelsgesicht ist dunkelrot. »Für wen halten Sie sich eigentlich, Praktikantin Vazquez? Ich habe schon psychiatrische Kliniken geleitet, da waren Sie noch nicht mal auf der Welt.«
»Dann wissen Sie ja, dass ich Recht habe. Nur eine Stunde pro Tag. Um mehr bitte ich Sie ja gar nicht.«
»Und wenn ich einverstanden bin?«
»Dann werde ich seine Begutachtung unterschreiben – genau so, wie Sie es verlangt haben.«
Folettas graue Augen mustern sie. Schweißtropfen rinnen ihm über das Gesicht. »Eine Stunde, mehr nicht. Und Sie werden seine Begutachtung noch vor der Mittagspause unterschreiben.«
Der Hof des South Florida Evaluation and Treatment Center ist eine rechteckige, von allen Seiten geschlossene Rasenfläche. Im Osten und Süden bildet das L-förmige Hauptgebäude die Begrenzung, im Norden und
Weitere Kostenlose Bücher