2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
Westen eine sechs Meter hohe, dicke Betonmauer, deren obere Kante von mehreren Rollen Stacheldraht gekrönt wird.
Es gibt keine Türen, die direkt auf den Hof führen. Man erreicht ihn über drei Betontreppen, die aus einem offenen Zwischengeschoss an der Südseite des Hauptgebäudes nach unten führen.
Samuel Agler geht barfuß über den Rasen, genießt die Grashalme zwischen seinen Zehen und atmet begeistert
die frische, ungefilterte Luft. Er legt den Kopf in den Nacken, so dass ihm die Sonne direkt ins Gesicht scheinen kann. Seine Haut kribbelt, und seine Adern weiten sich.
Dominique beobachtet ihn. Sie spürt, dass die Wachen sie beide fest im Blick haben. »Wie fühlst du dich?«
»Wie neu geboren.«
Mick und ich haben endlich alles vorbereitet. Wir schaffen dich noch heute Nacht raus.
Wie?
Ich bleibe länger hier. Ich behaupte, dass ich für meinen Abschluss lernen muss. Viertel nach acht macht Paul Jones seine letzte Runde. Danach übernimmt Luis Lopez die Nachtwache. Das ist Lopez’ Zweitjob. Er und seine Frau haben gerade ein Baby bekommen, weswegen er regelmäßig gegen elf irgendwo einschläft. Um ganz sicher zu sein, werde ich auch noch etwas in seinen Kaffee geben.
Das Sicherheitszentrum im Erdgeschoss ist mit allen Kameras verbunden. Wie können wir das System umgehen?
Raymond hat diese Woche Nachtschicht. Ich werde ihn dazu bringen, dass er dir einen nächtlichen Besuch abstattet. Er wird dir einen Elektroschock versetzen, bevor er dich angreift. Mick hat mir etwas gegeben, das den Empfänger in deiner Fußfessel stört. Schieb das Ding in deinen Schuh, bevor du den Hof verlässt. Wenn du wieder allein in deiner Zelle bist, musst du es so an die Fessel kleben, dass die Antenne abgedeckt wird. Mick wartet draußen in einem weißen Lieferwagen auf dich.
Sie schlendern die Betonmauer entlang. Sam betrachtet aufmerksam jede Unebenheit und jeden kleinen Riss. Was ist mit dir? Du wirst immer auf der Flucht sein.
Wenn Raymond aufwacht, werde ich bewusstlos neben ihm liegen. Du wirst die Bänder löschen, bevor du gehst, damit es nichts gibt, was meiner Version der Ereignisse widersprechen kann. Wir werden uns wiedersehen, sobald das möglich ist.
Du meinst in Nazca?
Woher weißt du das?
Du bist mit Mick vor ein paar Wochen dort gewesen. Was immer du auch gesehen hast, es hat dir Angst gemacht.
Konzentrieren wir uns auf heute Nacht. Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. Bleib stehen und zieh deine Schuhe an. Ich muss dir dieses Gerät geben.
Er hält inne, kniet auf den Rasen und streift die Schuhe über.
Sie zieht ein Metallplättchen von der Größe einer Briefmarke aus der Tasche und lässt es unauffällig zu Boden fallen.
Sam schiebt es in seinen Schuh.
Eine Sache noch – wir müssen uns streiten. Ich werde dich auffordern, wieder hineinzugehen. Geh in die andere Richtung. Das wird die Wachen alarmieren. Ich werde sie daran hindern, dir mit ihren Elektroschockern zuzusetzen, und behaupten, dass ich die Lage unter Kontrolle habe. Wenn ich dann auf dich zukomme, musst du mir mit dem Handrücken ins Gesicht schlagen. Und zwar kräftig.
Das kann ich nicht tun.
Doch, das kannst du. Denk an Laura und Sophia. Das ist die einzige Möglichkeit für dich, sie zu retten.
Dominique wirft wieder einen Blick auf die Uhr. »Schluss mit dem Rumstehen, Sam. Es ist Zeit, dass du wieder in deine Zelle gehst.«
Sam zögert. Dann geht er in die andere Richtung.
Von seinem Büro im dritten Stock aus beobachtet Lowell Foletta den Hof. Sein Blick folgt Samuel Agler, doch genauso sehr konzentriert er sich auf die Stimme, die aus seinem Handy kommt. »… er wird deinen Mitarbeiter ersetzen, der heute eigentlich die Nachtschicht übernehmen müsste, aber überraschenderweise eine Autopanne hat. Viertel nach zehn musst du die zentrale Sicherung für die Kameras im siebten Stock rausdrehen. Sie darf zwanzig Minuten lang nicht wieder eingesetzt werden. Mehr Zeit braucht er nicht, um sich um unseren Freund zu kümmern.«
»Was ist mit der Autopsie?«
»Die Autopsie wird ergeben, dass Samuel Agler an Herzversagen gestorben ist.«
»Alles klar. Oh mein Gott!« Foletta springt aus seinem Schreibtischsessel auf, als er sieht, wie seine Praktikantin ins Gesicht geschlagen wird.
»Was ist los?«
»Dein Junge ist im Hof ausgeflippt. Ich kümmere mich besser selbst darum, bevor er noch in der Krankenstation landet!« Foletta beendet die Verbindung und stürmt aus dem Büro.
Fünfzehnhundert Kilometer weiter im
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