2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
werden direkt an den Hangar heranrollen. Welches VAB?«
Besorgt drehen sich die vier Piloten zu Hall um. Einige schütteln die Köpfe. »Sir, wir brauchen mindestens drei Minuten, um zur Startbahn zu rollen, und weitere zwei Minuten, bis wir in der Luft sind.«
»Er hat Recht, Sir. Wir können nicht warten. Wir müssen den Hangar jetzt verlassen.«
Die Stimme der Frau wird drängender. »Mister Hall, welches Konstruktionsgebäude sollen wir ansteuern?«
Kyle Hall starrt auf den Kopfhörer in seiner zitternden Hand. »Tut mir leid, Boss.« Er packt das Kabel und zieht den Stecker aus der Konsole.
Lilith knallt den Hörer auf die Gabel. Dann dreht sie sich dem Piloten zu, der im winzigen Cockpit neben ihr sitzt. Ihre türkisfarbenen Augen funkeln. »Landen Sie das Flugzeug. Wir haben immer noch genügend Zeit.«
Hilfesuchend sieht der Pilot nach hinten zu Manny.
»Ich sagte, landen Sie dieses verdammte Flugzeug!«
»Nein.« Mannys Blick konzentriert sich auf das Meer, auf dem am Horizont eine dunkelbraune Linie erscheint. »Wir kommen zu spät, Lilith.«
Ken Mulder holt mit der Feuerwehraxt aus und schlägt wieder zu. Ein weiterer Streifen Tageslicht fällt durch die aufgerissene Aluminiumwand in den Wartungshangar.
»Mach Platz, Dad.« Wieder tritt sein Sohn zu und bohrt so ein fast anderthalb Meter großes Loch in das dünne Metall. Einhundertzwanzig wütende Ticketbesitzer stürmen hinaus in den schwülen Floridanachmittag und sehen gerade noch, wie Shuttle zwölf nicht ganz einen halben Kilometer entfernt im Osten aus dem Hangar rollt.
»Los!«
Kapitän Brian Barker richtet die Nase seines Raumschiffs so aus, dass sie die orangefarbene Doppellinie von Startbahn Beta teilt. »Hier ist Kapitän Barker aus Ihrem Cockpit. Bereiten Sie sich auf den Start vor.« Seine digitale Zeitanzeige steht auf 17:16 Uhr, als er das wuchtige Shuttle auf der acht Kilometer langen Beton-Startbahn beschleunigt – und den Schub plötzlich abwürgen muss, weil Dutzende Menschen auf die Startbahn strömen, denen noch viel mehr Personen über die Grasflächen kommend folgen.
»Mein Gott, was soll ich tun?«
Kyle Halls Herz schlägt so heftig, dass er kaum atmen kann. »Nicht anhalten! Wir haben weniger als drei Minuten! «
Kapitän Barker lässt die Maschinen erneut aufheulen. Das Shuttle bewegt sich mit einem Ruck nach vorn, während seine Flügel hoch über die Köpfe der Menge hinwegschweben und das Vorderrad eine alte Frau mit ihrem Chihuahua überrollt.
Laut aufstöhnend lenkt Barker das Shuttle zuerst ganz an den rechten Rand der Startbahn und dann wieder nach links, bis die Menge hinter ihm liegt und er wieder auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen kann.
17:18 Uhr.
»Siebzig Knoten … einundneunzig Knoten … zweihundertfünfundsiebzig Knoten. Komm schon, Mädchen, heb deinen dicken Arsch in die Luft!«
Das Shuttle löst sich vom Boden und beginnt seinen langsamen Aufstieg über der rasch zu Ende gehenden, nach Norden führenden Startbahn, als die turmhohe Welle kaum einen Kilometer entfernt im Osten gegen die Küste kracht und eine dreihundert Meter hohe Masse aus Sand und Meer in den Himmel schleudert. Über den Flügeln und der Frontscheibe des Shuttles entlädt sich ein Sturm aus Geröll, der dem Kapitän für einen Augenblick die Sicht nimmt, während die Maschine taumelnd auf eine Höhe von sechzig Metern steigt – und plötzlich von einem Wasserberg verschluckt wird.
Der Mega-Tsunami kippt Shuttle zwölf auf die Seite und schleudert es zurück auf die Startbahn. Der Backbordflügel bricht ab, die Maschine überschlägt sich mehrfach, die Treibstofftanks entzünden sich und explodieren in einem orangeroten Feuerball, der jedoch unter der tobenden Welle schnell wieder erlischt.
Das Überschallflugzeug kreist sechshundert Meter über dem heranbrausenden Atlantik, der nach Westen über Cape Canaveral, den Banana River, das Raumfahrtzentrum auf Merritt Island, den Indian River und das pittoreske Cocoa Beach hinwegströmt und eine Spur der Zerstörung hinter sich herzieht.
Lilith starrt nach unten; sie kann kaum noch atmen. Einrichtungen und Technik im Wert von mehreren Hundert Milliarden Dollar … Konstruktionsgebäude
für Weltraumflugzeuge … fast zwei Jahrzehnte Weltraumtourismus und siebzehn Jahre harter Arbeit: Alles innerhalb von zwanzig Sekunden ausgelöscht.
Für Lilith Eve Mabus und ihren Hunahpu-Seelengefährten gibt es keine Zukunft.
HOPE existiert nicht mehr.
14
»Ich
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