2012- Die Rückkehr
jungen Paar aus seiner alten Gemeinde in Philadelphia. Gene und Sylvia Agler waren gute Menschen, die nie Kinder bekommen hatten. Nach mehreren Gesprächen waren sie einverstanden, Immanuel gewissermaßen zu adoptieren und sich strikt an die Vorgaben des geheimen Arrangements zu halten.
GOLDEN FLEECE sorgte für die gefälschte Geburtsurkunde und die entsprechenden Schulzeugnisse, wobei die Agenten der Organisation eine vollständige Kindheit inszenierten, einschließlich Sporttrophäen und Heimvideos. Gene Agler wurde Rektor einer Schule in einem anderen Bundesstaat, und das Paar erhielt ein neues Zuhause.
Das alles belastete Dominique sehr. Nachdem sie bereits ihren Seelengefährten Mick verloren hatte, wurde jetzt von ihr verlangt, den Rest ihrer Familie auseinanderbrechen zu lassen.
Und so brachte sie das höchste Opfer, damit Manny frei sein konnte.
Hollywood Beach, Florida
21.17 Uhr Kleine Wellen schlagen unablässig an den verlassenen Strand und kitzeln Samuel Aglers nackte Füße. Er starrt hinaus auf den dunklen Ozean, in dessen Wellen sich schimmernd der zu drei Vierteln volle Mond spiegelt.
Das Rauschen der Brandung tröstet seine ruhelose Seele.
»Ich hab mir gedacht, dass ich dich hier draußen finden würde.«
Sam dreht sich um und sieht zu seinem Ersatzvater hoch. Gene Agler ist Ende fünfzig, sein gekräuseltes schwarzes Haar wird um die Ohren langsam grau. Er ist über einen Meter achtzig groß, doch inzwischen beugt er seine Schultern ein wenig vor.
»Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?« Sam klopft auf den Sand neben sich.
»Geht es dir gut?«
»Vermutlich schon.«
»Alles in Ordnung zwischen dir und Lauren?«
»Alles klar.« Sam beobachtet einen Einsiedlerkrebs, der den Strand hinaufläuft. »Meine leibliche Mutter … sie ist in der Stadt. Sie will, dass ich morgen mit ihr komme.«
»Ich weiß. Sie hat mich letzte Woche angerufen.«
»Warum hast du nichts gesagt?«
»Ich dachte nicht, dass mir das zusteht.«
»Es ist nicht richtig, was sie tut - einfach so unangekündigt hereinzuschneien und mein Leben auf den Kopf zu stellen.«
Gene greift nach einem Muschelfragment und wirft es in eine herankommende Welle. »Versuch das zu verstehen. Es war sehr schwierig für sie. Sie hat ein einsames Leben geführt.«
Sam lehnt sich auf die Ellbogen zurück. Das Rauschen der Brandung erstirbt in seinen Ohren. »Dad … ich denke darüber nach, mit Football aufzuhören.«
»Nun, das ist eine ziemlich weitreichende Entscheidung. Was hat dich dazu gebracht?«
»Meine Mannschaftskameraden. Sie glauben, dass ich alles vermassle.«
»Vielleicht hast du sie ja verdorben.«
»Egoistische Bastarde … Sie interessieren sich nur für sich selbst. Und diese Typen sind angeblich meine Freunde.«
»Es gibt alle möglichen Arten von Freunden. Einige impfen uns gegen Schmerzen, andere sind sofort verschwunden, kaum dass es schwierig wird. Das macht sie nicht unbedingt zu schlechten Menschen, es bedeutet nur, dass sie wahrscheinlich nie wirklich gute Freunde waren.«
Sam blickt hinauf zu den Sternen. Er schweigt.
»Denkst du darüber nach, Profi zu werden, oder hast du die Absicht, Football ganz aufzugeben?«
»Ich denke darüber nach, es ganz aufzugeben.« Die Sterne verschwimmen. Sam blinzelt sich Tränen aus den Augen. »Es ist … kompliziert. Ich … ich glaube nicht, dass ich auch weiterhin auf demselben Niveau mithalten kann.«
»Wegen eines einzigen schlechten Spiels?«
»Dad, ich kann nicht … Ich schaff’s einfach nicht mehr.«
»Na ja, weißt du was? Ich bin froh.«
»Wirklich?«
»Aber natürlich. Für jemanden, der auf dem Gipfel seines Erfolgs steht, wirkst du ganz und gar nicht glücklich.«
»Sie werden mir vorwerfen, dass ich einfach aufgegeben habe.«
»Wen interessiert das? Solange du weißt, dass es nicht stimmt.«
»Eine Menge Leute werden sehr wütend sein.«
»Ja, die Welt wird sicher von dir enttäuscht sein, aber die Sonne dürfte trotzdem noch aufgehen, und die Vögel werden immer noch singen. Also wie schlimm kann es wohl sein?«
»Ich komme mir vor, als würde ich jeden im Stich lassen. Vielleicht sollte ich es einfach akzeptieren und versuchen, damit zurechtzukommen.«
»Vielleicht ist es an der Zeit, dass du dich fragst, warum du überhaupt Football spielst.«
Sam blickt auf. »Was meinst du damit?«
»Erinnerst du dich an Rabbi Steinbergs Predigt über Tikkun Olam und Tikkun Midot ?«
»Eigentlich nicht.« Sam grinst. »Tut mir leid. Ich
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