2012- Die Rückkehr
gebe ihm nicht ständig nach.«
»Nein, du hast etwas viel Schlimmeres getan. Du hast ihn in seinem Glauben an diesen ganzen Mayahelden-Schwachsinn bestärkt. Sieh dich doch an. Wann willst du damit anfangen, endlich ein eigenes Leben zu führen?«
»Ich habe ein eigenes Leben!«
»Klar. Sicher. Ich habe ein eigenes Leben. Du arbeitest für Jacob.« Er schüttelt den Kopf. »Sag mir einfach, wie lange es dauern soll.«
»Ein paar Tage. Er sagt, er muss einige Dinge mit dir besprechen, die nur du verstehen würdest.«
»Gottverdammt, Mutter, zum letzten Mal: Ich bin kein Hunahpu!« Er schließt die Augen und drängt Tränen der Frustration zurück. »Ihr beide gehört nicht mehr zu meinem Leben. Du weißt überhaupt nichts über mich. Ich habe
mir den Arsch aufgerissen … Ich habe jahrelang trainiert. Jedes Mal, wenn ich auf das Spielfeld komme, prügeln sie auf meine Knochen ein. Ich bin nicht wie … er .«
»Du hast Recht. So kalt und gefühllos Jake sein kann, so selbstlos ist er auch. Du wirst nur von deinem Ego angetrieben.«
»Wiedersehen.« Er rutscht zur Tür.
»Warte!« Dominique packt ihn am Arm. »Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.«
»Doch, das hast du.«
»Manny, ich bin wirklich stolz auf dich. Ich bin stolz auf das, was du in der Universität erreicht hast. Stolz auf das Leben, das du führen kannst. Und nach allem, was ich über Lauren gehört habe, glaube ich, dass sie gut für dich ist. Wirst du uns wenigstens einander vorstellen, bevor du heiratest?«
»Keine Chance.«
Sie lächelt. »Du bist so sehr wie ich. Starrköpfig wie ein Maulesel - the Mule.«
Fast lächelt er, als er seinen Spitznamen hört. Er wirft einen Blick auf die Digitaluhr, die in den Ärmel seines Hemdes eingearbeitet ist. »Ich muss gehen. Ich esse heute bei meinem Vater zu Abend.«
»Deinem Ersatzvater.«
»Wie auch immer.«
»Ich werde dich hier morgen früh um neun abholen. Nimm dir Sachen für ein paar Tage mit.«
»Eigentlich sollte ich die Feiertage mit Laurens Familie verbringen.«
»Sag ab. Sie wird es verstehen.«
»Nein, das wird sie nicht. Ich verstehe es ja selbst nicht mal. Was soll ich ihr denn sagen?«
»Dir wird schon etwas einfallen.«
»Können wir das nicht ein andermal erledigen?«
»Nein, es muss jetzt sein.«
»Warum?«
»Morgen früh, Immanuel. Danach bist du mich für immer los.«
Wortlos verlässt er den Wagen.
Seit dem Tag, da er den Bibel-Code entzifferte, und seit seinen ersten Fernsicht-Erfahrungen konnte Jacob Gabriel spüren, dass ihm Feinde auflauerten. Doch erst durch den Kontakt zu seinem Vater hatte er begriffen, wie nahe er seinen wahren Feind hatte an sich herankommen lassen.
Er hatte immer gewusst, dass Lilith Hunahpu und seine genetische Cousine war, die mit ihm auf gleicher Stufe stand. Doch er hatte nie erwartet, dass sie die Kreatur des Abscheus sein würde.
Jacob wusste, dass es nur zwei Möglichkeiten gab, die Annäherungsversuche der Hunahpu zu stoppen: Er konnte seine einzige wahre Liebe entweder umbringen oder sie davon überzeugen, dass er und Manny tot waren.
Es war kein Problem gewesen, Mannys Tod durch Ertrinken zu inszenieren. Der Zusammenstoß auf der Brücke ließ sich leicht arrangieren, das schwarze Haar und die dunklen Kontaktlinsen ließen die Medien glauben, dass Manny das Opfer war. Durch Jacobs Eintauchen in den Nexus wurden Anzeichen für seine Lebensfunktionen so sehr unterdrückt, dass sich CNN und einige Zufallszeugen täuschen ließen.
Die Inszenierung seines eigenen Todes war ein wenig heikler.
Jacob wusste, dass Pierre Borgia freigekommen war und sich rächen wollte, und er wusste, dass sein eigener Auftritt in der Öffentlichkeit Borgia aus seinem Versteck locken würde. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass Ennis Chaney das wirkliche Ziel des früheren Außenministers
war und dass Lilith bei Mannys Trauerfeier auftauchen würde. Glücklicherweise hatte ihm der Nexus die Chance gegeben, die Kugel abzufangen, und seine Kevlar-Nanofaserweste hatte den Aufschlag des Projektils absorbiert. Die explodierenden, mit Blut gefüllten Beutel hatten alle getäuscht, sogar Rabbi Steinberg und den Arzt, die in die Täuschung eingeweiht gewesen waren.
Sogar Lilith.
Nachdem beide Zwillinge offiziell tot waren, konnte Jacob als Mitarbeiter von GOLDEN FLEECE eine komplexere Ausbildung beginnen, während Manny in der Anonymität verschwand, nach der er sich immer gesehnt hatte.
Rabbi Steinberg hatte engen Kontakt zu einem
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