2012- Die Rückkehr

Zeit bloße Nebenprodukte unserer dreidimensionalen Existenz wären, die uns an die physische Welt bindet … oder die uns, wenn du so willst, in ihr verankert?«
    »Ich höre dir zu.«
    »Es gibt so vieles, was wir über die Existenz nicht wissen. Was geschieht wirklich, wenn wir sterben? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Haben wir eine Seele? Existiert Gott? Die Antworten auf diese Fragen können wir nicht finden, weil sie in einer anderen Dimension liegen, einem Reich der Ewigkeit, in dem es keine Vorstellung von Zeit gibt, nur reine Lebensenergie … reine Existenz … den Hyperraum.
    Wir sind von einer fundamentalen Ebene der Quantenexistenz umgeben. Die meisten Menschen können sich dieses Energiefeld nur schwer bewusst machen. Einigen jedoch, zum Beispiel buddhistischen Mönchen, gelingt es, ihren Geist darin zu üben, in die Tiefen der Seele zu blicken. Du und ich, wir beide wurden mit dieser Fähigkeit geboren; andere verbringen ihr ganzes Leben in der Hoffnung, diese Fähigkeit zu erlangen.«
    »Und das bedeutet? Dass du Tote sehen kannst?«
    Jacob schüttelt den Kopf. »Vergiss alles, was du über Leben und Tod zu wissen glaubst. Unsere physischen Körper sind nichts weiter als Erscheinungen aus Fleisch und Blut, in denen die Seele wohnt, die grundsätzlich dasselbe ist wie Quantenenergie. Es mag ja sein, dass wir körperlich sterben, doch spirituell existieren unsere Seelen weiter. Was dich und mich vom Rest der Menschheit
trennt, ist die Tatsache, dass wir durch unsere Gene in der Lage sind, uns innerhalb des Nexus vor und zurück zu bewegen, und zwar sowohl physisch als auch geistig, ohne dabei zu sterben.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Der Nexus ist eine Form der Existenz, die die physischen und spirituellen Welten überbrückt; er ist der ›Äther‹, von dem Menschen in früheren Zeiten gesprochen haben, wenn sie Reisen außerhalb ihres Körpers unternahmen. Dutzende von Menschen haben sich in ihm bewegt, und sie sind zurückgekommen, um uns davon zu berichten. Ein Mensch stirbt. Er sieht ein strahlendes Licht und spürt, wie ihn etwas in eine tröstende Umarmung zieht. Vielleicht leitet ihn das Licht, das von einem Verstorbenen stammt, der ihm nahestand und der jetzt den Auftrag hat, ihn zu führen. Und plötzlich - wusch! - kehrt der Tote auf wundersame Weise ins Leben zurück, doch er hat immer noch die Erinnerungen an diese Reise und den tiefen Eindruck, dass er das Unbekannte nie wieder fürchten wird.«
    »Wie Evelyn Strongin?«
    »Ja, wie Evelyn Strongin.«
    Manny nickt. »Wenn ich die Zone betrete, geschieht nur eins: Alles wird langsamer. Ich sehe das Licht, aber ich begebe mich nie hinein.«
    »Weil du das nicht kannst, oder jedenfalls noch nicht kannst. Meine Hunahpu-Fähigkeiten sind viel ausgeprägter als deine, wodurch ich tiefer in den Nexus und in das spirituelle Reich eindringen kann, das dieser Korridor darstellt. Dort bin ich auch zum ersten Mal Lilith begegnet.«
    »Der weiblichen Hunahpu?«
    Jacob nickt. »Evelyn hat mich gewarnt, ich müsse mich unbedingt von ihr fernhalten. Irgendwie spürte sie, dass
Lilith unter dem Einfluss der geringeren Lichter stand, wie sie das nannte. Und deshalb hat Lilith sie umgebracht.«
    » Sie hat Tante Evelyn ermordet?«
    Wieder nickt Jacob.
    »Was hat das alles mit dieser NASA-Inszenierung zu tun, die du hier am Laufen hast?«
    Jacob beugt sich vor. »Die ganze dreidimensionale Welt ist in etwas geraten, das man am besten als raumzeitliche Schleife beschreiben kann. Dr. Mohr würde es eine Verzerrung der vierten Dimension nennen, die zu einem zeitlichen Bumerang-Effekt führt. Die grundlegende Wirkung dieses Phänomens besteht darin, dass sich entscheidende Ereignisse auf unserem Planeten schon einmal ereignet haben und sich ebenso wieder ereignen werden - es sei denn, wir tun etwas dagegen. Spezifische Variablen können sich zwar verändern - wen wir heiraten, welche Berufe wir ergreifen, welche Entscheidungen wir im Alltag treffen -, denn auf der Ebene des unendlich Kleinen gilt schließlich die Chaostheorie; doch das Gesamtbild bleibt gleich. Unsere Geschichte als menschliche Spezies wiederholt sich immer und immer wieder.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Die Zeitschleife entstand in der - wie du das nennen würdest - fernen Zukunft, als das Raumschiff der Hüter, die Balam , jenes einem Asteroiden gleichende Transportschiff durch ein Wurmloch hindurch verfolgt hat und dabei 65 Millionen Jahre in unserer Vergangenheit gelandet ist. Entweder