2012- Die Rückkehr
vertikalen Raketensilos, die einst Trident-D- 5-Atomraketen enthalten hatten, neu angepasst und in Druckluftrohre umgerüstet werden, die ihre Energie
von den Atomreaktoren des U-Boots bezogen. Noch im Meer sollte das U-Boot im Auge eines Super-Hurrikans auftauchen und ein Kühlmittel direkt in die Wand des Auges injizieren. Es wäre so zwar nicht möglich, einen Hurrikan aufzuhalten, aber eine Verringerung der Windgeschwindigkeit von 200 auf 130 Meilen pro Stunde würde dessen Energie um mehr als fünfzig Prozent vermindern, wodurch zahllose Menschenleben gerettet und Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Dollar verhindert werden konnten, sollte der Zyklon das Festland erreichen.
Was Dr. Krawitz noch fehlte, war ein Stoff, der für Kühlung sorgen würde und gleichzeitig in der Lage wäre, sich auszudehnen.
Hier traten Dr. David Mohr und sein Kollege Barry Perlman auf den Plan, zwei Wissenschaftler, die zwanzig Jahre an Raketentriebwerken gearbeitet hatten, die auf der Basis von flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff funktionieren. Gemeinsam hatten sie mehrere Varianten von flüssigem Stickstoff entwickelt, um diese Art Treibstoff zu kühlen. Ein zufälliges Treffen mit Dr. Krawitz regte sie dazu an, mit einem Stickstoff-Hybrid-Gas zu experimentieren, das sich bei Unterdruck exponentiell ausdehnte und zugleich abkühlte.
Am 10. August 2023 wurden acht umgebaute Trident-SSBN-U-Boote in Marsch gesetzt, um den Super-Hurrikan Carol abzufangen, dessen Winde sich mit einer Geschwindigkeit von 193 Meilen pro Stunde über den Atlantik hinweg auf Haiti und die Südostküste der Vereinigten Staaten zubewegten. Die U-Boot-Flotte tauchte im Auge des Sturms an die Wasseroberfläche und begann, unter Beibehaltung von Kurs und Geschwindigkeit, MPK-Gas (benannt nach den drei Wissenschaftlern) direkt in die näher rückende Südostwand des Sturms zu pumpen.
Als der Hurrikan seine nordwestliche Route fortsetzte, nahm die Wand des Auges das MPK-Gas in sich auf, das sich auf sein einhundertfaches Volumen ausdehnte und dann auskristallisierte. Innerhalb weniger Minuten zerriss das kryogene Gas die vertikale Konvektion innerhalb der Wolken der Zyklonwand, wodurch die Menge des kondensierenden Wasserdampfs und das Freiwerden latenter Wärme dramatisch verringert wurden. Nach einer Stunde war die Windgeschwindigkeit von 193 auf 157 Meilen pro Stunde gesunken - eine wesentliche Reduktion.
Der Erfolg des Experiments brachte den drei Wissenschaftlern den Nobelpreis ein und sorgte für eine Verjüngung der antiquierten Atom-U-Boot-Flotte der amerikanischen Marine. Schließlich kam es zur Einrichtung einer neuen Unterabteilung der Streitkräfte, die unter dem Namen »Wetternetz« bekannt wurde, und es entstanden mehrere Versorgungsstationen im Nordatlantik, Nordpazifik und westlichen Nordpazifik. Nachdem die Marine zuvor aufgrund der Stationierung von Verteidigungssystemen im Weltraum nur noch untergeordnete Aufgaben übernommen hatte, waren ihre Soldaten plötzlich wieder als »Zyklon-Killer« zurück im Spiel.
Wieder unterdrückt Bruce Doyle ein Gähnen, während er zusieht, wie sich der mächtige Wirbel des Super-Hurrikans Kenneth den Virgin Islands nähert. Doyle ist erschöpft, denn er beobachtet den tropischen Zyklon schon seit dessen Entstehung vor neunzig Stunden.
Und Kenneth wird sich zu einem absoluten Monster entwickeln, noch gewaltiger als Pamela. Was alles nur noch schlimmer macht: Wegen eines Feuers im Depot auf Haiti war die Marine gezwungen, das kryonische MPK-Stickstoffgas notfallmäßig aus dem Hafen von Miami herbeizuschaffen.
Weil das Besorgen eines veralteten Öltankers für den Transport zu einer dreitägigen Verzögerung führte, konnte der ohnehin gefährliche Sturm der Kategorie 6 weiter an Fahrt aufnehmen.
Der ESMA-Direktor überprüft die jüngsten Daten, die von einem unbemannten Fluggerät im Innern des Zyklons, dem Unmanned Cyclone Aerial Lab (UNCLE), ans Überwachungszentrum gefunkt werden. Dieser Hurrikan-Jäger, ein geflügelter Stahlpfeil von einem Meter zwanzig Länge, fliegt kreuz und quer durch den Sturm, während er gleichzeitig seine Messdaten übermittelt.
Super-Hurrikan Kenneth
0400 GMT Dienstag
22.11.33
Position:
18,3° N 53,7° W
Max. Wind:
199 MPH
Windspitzen:
212 MPH
Richtung:
NW mit 14 MPH
Luftdruck:
941 MB
Erreicht voraussichtlich US-Küste:
Samstag 26.11.33, 13.40
Ziel:
Südwestflorida
»Mein Gott …« Bruce Doyle drückt die Schnellwahltaste seines Handys.
Weitere Kostenlose Bücher