2012- Die Rückkehr
Angeblich verfügen sie über Lichtsegel, die mithilfe von auf dem Mond stationierten Lasern für den entsprechenden Antrieb sorgen.«
»Das ist richtig, aber diese Technik lässt sich noch nicht über größere Entfernungen hinweg einsetzen. Sagen wir, Sie sind ein Lichtjahr von der Erde entfernt und möchten eine Kursänderung vornehmen. Dann würde es zwei
volle Jahre dauern, um die entsprechende Anweisung zur Erde und wieder zu Ihnen zurück zu funken.«
»Wie lässt sich das Problem dann lösen?«
»Die Lösung besteht aus zwei Teilen. Zuerst muss man eine Energiequelle finden, die bereits im Vakuum des Weltalls vorhanden ist. Und dann muss man eine Möglichkeit entwickeln, um die Einheit oder die Verbindung zwischen Masse und Raumzeit zu beeinflussen.
Bereits 1948 hat ein niederländischer Physiker namens Hendrik Casimir eine gewagte Hypothese aufgestellt und theoretisch bewiesen: Bringt man zwei Metallplatten nahe genug zusammen, ziehen sie einander an und machen so das Vorhandensein von Energie im Vakuum sichtbar. Dieser Effekt, der Casimir-Effekt, wurde dann später tatsächlich empirisch nachgewiesen! Die Energie, die ihm zugrunde liegt, wurde als Nullpunktenergie definiert. Dabei handelt es sich um zufällige elektromagnetische Schwankungen, die im Vakuum nach Beseitigung aller übrigen Energie noch übrig bleiben.
Wir wissen nicht, wie viel Energie genau im Raum vorhanden ist, doch viele Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass der Zustand des Universums vor dem Urknall den Bedingungen in einem schwarzen Loch sehr ähnlich gewesen sein dürfte. Am absoluten Nullpunkt - minus 273 Grad Celsius - kommt die Molekularbewegung zum Erliegen. Doch die Nullpunktenergie verschwindet nicht; genau genommen könnte sie sogar so intensiv gewesen sein, dass dadurch der Urknall ausgelöst wurde und das Universum entstand, wie wir es heute kennen. Obwohl wir das nicht sehen können, ist der Raum in der Tat ein Meer aus Nullpunktenergie. Diese Metapher ist deshalb berechtigt, weil die Energie überall vorhanden ist und sich ihre Wirkungen so weit aufheben, dass sie um den Nullwert zu pendeln scheint.
Würde man eine Glasvase in dieses Vakuum stellen, würde die Energie dafür sorgen, dass sie wackelt, aber sie würde gleichzeitig verhindern, dass sie umfällt, denn diese Energie strömt aus allen Richtungen auf die Vase ein, sodass größere Wirkungen neutralisiert werden. Wenn die Nullpunktenergie da draußen tatsächlich existiert - und wir glauben, dass das der Fall ist -, dann enthält das Volumen einer Tasse Kaffee mehr Energie als nötig wäre, um sämtliche Ozeane auf der Erde verdampfen zu lassen.«
»Ein verdammt starker Kaffee.«
Wieder lächelt Dr. Mohr. »Allerdings. Die Herausforderung liegt darin, diese multidimensionalen Energiespektren simultan zu organisieren. Nach Einsteins Relativitätstheorie bildet die Lichtgeschwindigkeit die oberste Grenze für alle massereichen Teilchen. Tardyonen - Teilchen mit einer Ruhemasse größer null - können die Lichtgeschwindigkeit fast, aber niemals ganz erreichen, denn sonst würde ihre Masse unendlich groß werden. Andererseits bewegen sich Luxonen - Teilchen mit der Ruhemasse null wie Photonen und Neutrinos - im Vakuum immer mit Lichtgeschwindigkeit.«
Der Wissenschaftler deutet auf die Antriebssysteme des Raumschiffs. »Das Gegenstück zu Tardyonen sind Tachyonen - theoretische subatomare Teilchen, die sich ausschließlich mit Überlichtgeschwindigkeit fortbewegen können. Was wir hier sehen, ist meiner Meinung nach eine Art Hyperantrieb, der Tachyonen-Energie kanalisiert.« Mohr wendet sich an Jacob. »Nun, Professor Gabriel, liege ich da richtig?«
Jacob grinst. »Die Dame war jung und hieß Bright. Sie liebt’ relativ nur die Zeit. Eines Nachts ging sie aus und kam wieder nach Haus tags zuvor. Das war weit.«
»Was soll das nun wieder heißen?«
»Ihr Bruder meint Folgendes: Wenn man es schafft, sich schneller als das Licht zu bewegen, könnte man theoretisch rückwärts in der Zeit reisen, was möglicherweise allerlei Paradoxa erzeugen würde.«
Immanuel wendet sich seinem Bruder zu. »Wie zum Beispiel … eine Zeitschleife?«
»Psst. Keine Unterbrechungen«, sagt Jacob. »Okay, Doc. Bis jetzt lief alles ganz gut, aber jetzt wollen wir doch mal sehen, ob Sie mir mit Ihren eigenen Worten den Hyperantrieb erklären können.«
Dr. Mohr deutet auf die beiden wie zwei Nachbrenner geformten Gehäuse, die einem von einer feinen Rußschicht
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