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2012- Die Rückkehr

Titel: 2012- Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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aus der Gegend kam und von reiner Maya-Abstammung war. Er hatte eine große Nase und
dunkle Augen und trug sein langes Haar zu Zöpfen geflochten. Er war am ganzen Körper tätowiert, und die Piercings in seinen Ohren und seinen dicken Brauen waren mit kleinen Edelsteinen geschmückt. Bizarrer war seine Zunge, deren Spitze der Länge nach aufgeschnitten und deren beide Teile eine Zeit lang gewaltsam voneinander getrennt worden waren, sodass sich die letzten fünf Zentimeter auf Dauer gabelten und der Zunge einer Viper ähnelten.
    Aufgrund dieser »Schlangenzunge« lispelte T’quan heftig. Er beugte sich aus dem offenen Fenster zu mir und zischte: »Unterwegs, Mas’sa?«
    »Ich will einen Cousin besuchen«, log ich. »Was würde mich eine Fahrt nach Mérida kosten?«
    T’quan nannte einen Preis und bemerkte, er brauche Hilfe, weil er einen Baum fällen müsse. Wir einigten uns auf einen Handel. Wenn ich ihm half, würde er dafür sorgen, dass ich bis zum Abend in Mérida sein würde.
    Und du hast ihm geglaubt?
    Ich war naiv. Was wir hören wollen, verbirgt uns die Wahrheit. Bevor ich wusste, wie mir geschah, rumpelten wir schon über eine unbefestigte Straße durch den dichten Dschungel. Schließlich erreichten wir eine kleine Lichtung und T’quans Hütte, die sich direkt neben einem Sickerbrunnen befand.
    Der alte Mann führte mich in die Hütte und bot mir etwas zu trinken an. Ich sah zu, wie er seinen Becher in ein Holzfass tauchte, und der Geruch des fermentierten Zeremonialgetränks namens Pulque stieg mir in die Nase. »Nein, danke«, sagte ich. »Wo ist der Baum?«
    »Vergiss den Baum«, sagte er. »Ich brauche Hilfe bei einem Ritual. Sag mir, Mas’sa, hast du jemals die Geschichte von Tezcaplipoca gehört?«
    »Sie meinen wohl Tezcatlipoca?«, korrigierte ich ihn, als wüsste ich alles über die Götter der Vorzeit.

    »Das ist die aztekische Aussprache«, sagte er. »Für die Nahua war er Tezcaplipoca, der Gott der Nacht, der Gott des Bösen, ein Geschöpf schwarzer Magie.« Während er sprach, öffnete T’quan einen Behälter, der scharlachrote Farbe zu enthalten schien, und begann, sich einen Streifen über den Rücken seiner Hakennase zu malen. »Tezcaplipoca war der rauchende Spiegel. Es war seine Gegenwart, die Kukulkan aus Chichén Itzá verjagte. Er war unser größter und am meisten gefürchteter Gott.«
    T’quan sagte mir, dass seine Nahua-Vorfahren vor tausend Jahren in genau diesem Teil des Dschungels gelebt hatten. Während Kukulkan Tempel errichtete, verehrte T’quans Stamm Tezcaplipoca, den Gott des Streits und des Aufruhrs, den Gott der Macht.
    Der alte Mann zog sein T-Shirt aus und enthüllte die magere, dunkelhäutige Leinwand seiner Brust, die mit Tätowierungen bedeckt war. Er warf sich einen schwarzen Umhang um die Schultern und führte mich nach draußen zu jenem Brunnenschacht in der Erde, der T’quans Vorfahren bei der Verehrung Tezcaplipocas als Opferbrunnen gedient hatte.
    Ich sah über den Rand. Es ging mehr als zehn Meter weit in die Tiefe, und das stehende olivfarbene Wasser des Brunnens war dunkel und unheildrohend. Und genau in diesem Augenblick, Jacob, wurde mir schließlich klar, was T’quan vorhatte. Er wollte mich Tezcaplipoca opfern, genau wie seine Vorfahren vor eintausend Jahren Menschen geopfert hatten.
    Ich drehte mich um und rannte los, aber der drahtige alte Mann war zu schnell. Er packte mich am Arm, riss mich zu Boden und setzte mir seinen schweren Stiefel auf die Brust. Aus der Scheide an seinem Gürtel zog er den Zeremoniendolch aus Obsidian. Ich schrie und wehrte mich ohne Erfolg am Rand des Opferbrunnens. Er sah mit
verdrehten Augen zum Himmel hinauf und verfiel in einen Sprechgesang.
    Was hast du getan?
    Zuerst geriet ich völlig in Panik, doch als das Adrenalin durch meinen Körper strömte, erfüllte ein merkwürdiges Gefühl meine Seele, und eine winzige Stimme in meinem Kopf führte mein Bewusstsein an eine Stätte vollkommener Ruhe. Ich wehrte mich nicht mehr, sondern ließ meinen Geist in diesen sicheren Hafen strömen.
    Den Nexus?
    Ja. Ich erinnere mich, dass ich die Bäume betrachtete, die immer heller zu werden schienen und deren Blätter sich nicht mehr in der Brise bewegten. Schattenhafte Gegenstände sah ich plötzlich klar und deutlich, während die Worte des alten Mannes zu fernen Echos verklangen. Ich konnte hören, wie mein Herz Blut pumpte - es war ein langsames, langgezogenes Schlürfen. Ich spürte, wie meine Muskeln kräftiger

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