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2012- Die Rückkehr

Titel: 2012- Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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wurden, als dringe das Adrenalin in jedes Gefäß meines Körpers. Das Gewicht des Stiefels, mit dem mich der alte Mann zu Boden drückte, wurde immer leichter auf meiner Brust, und ich wusste, ich konnte ihn wegschleudern, wenn ich es versuchte … und das tat ich schließlich auch.
    Mit einer einzigen Bewegung war ich wieder auf den Beinen, indem ich mich durch unsichtbare Schichten schob, die mir Widerstand leisteten, als sei die Luft selbst zu einer Art Gelee geworden. T’quan reagierte kaum. Ich folgte seinem Blick, als er sich mir langsam zuwandte und sich seine Brauen ungläubig hoben. Rasch sprang ich hinter ihn, und dann trat ich dem alten Maya mit aller Wucht in sein knochiges Kreuz.
    Es muss ein gewaltiger Tritt durch diese irgendwie dicker gewordene Luft gewesen sein, denn er flog wie in Zeitlupe nach vorn, wobei er von der Erde aufstieg, als
habe die Schwerkraft ihn aufgegeben. Doch dann fiel er, und seine Arme und Beine zuckten nutzlos hin und her, während sein Körper stumm in die Wasser in der Tiefe sank.
    Geschieht ihm recht. Was ist dann passiert?
    Ein brennendes Gefühl erfüllte meinen Bauch. Ich sank auf die Knie und schüttelte heftig den Kopf - und dann waren die Geräusche des Urwalds wieder da. Mehrere Augenblicke lang lag ich auf der Erde, während sich meine von Milchsäure erfüllten Muskeln zuckend erholten. Dann hörte ich, wie Wasser aufspritzte, und zog mich an den Rand der Grube.
    Der alte Mann gab sich größte Mühe, über Wasser zu bleiben, doch seine hagere Gestalt hatte sich hoffnungslos in seinem triefend nassen Umhang verheddert.
    Ich stand da und betrachtete meinen Möchtegern-Mörder … und sah zu, wie er unter die Wasseroberfläche sank. Als keine Luftblasen mehr aufstiegen, stieg ich in sein Taxi und fuhr aus dem Dschungel zurück nach Pisté.
    Noch nie zuvor hatte ich selbst ein Auto gefahren. Ich konnte die Pedale kaum erreichen, und doch wirkte alles geradezu perfekt. Eine Stunde später kam ich mit meinen Eltern und der Polizei zum Haus des alten Mannes zurück. Die Polizisten zogen T’quans Leiche aus dem schlammigen Grund des Opferbrunnens - zusammen mit den Überresten von nicht weniger als einem Dutzend Kindern, die der alte Mann im Lauf der Jahre ermordet hatte.
    Das war meine erste Begegnung mit dem Bösen und den Kräften, die wir besitzen, Jacob, aber es sollte nicht meine letzte bleiben.
    Ich muss mehr über das Böse wissen. Wo kommt es her? Wie kam es in die Welt?
    Das, mein Sohn, ist eine Frage, über die dein Großvater Julius bis zum Tag seines Todes nachgegrübelt hat. Ist das
Böse etwas, das in unseren Genen liegt, oder ist es ein erlerntes Verhalten? Ist es spiritueller Natur? Ist es vielleicht das Yin gegenüber dem Yang der Seele? Oder ist es eine Krankheit, die den Geist befällt? Als sich T’quan auf mich stürzte, hatte er einen Blick in den Augen, den ich nie mehr vergessen werde. Es war, als habe die Seele des alten Mannes seinen Körper verlassen und sich selbst von der gemeinsamen Wärme unserer Spezies abgetrennt. Julius nannte den Mann ein gottloses Reptil, und lange Zeit stimmte ich ihm zu - bis zu jener Nacht, als ich Zeuge wurde, wie sich mein eigener Vater über den Körper meiner Mutter kauerte und sie mit einem Kissen erstickte.
    Julius hat Grandma umgebracht?
    Er hat behauptet, es sei Sterbehilfe, doch in den Augen eines Zwölfjährigen war es Mord. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, wird mir klar, wie sehr Julius meine Mutter geliebt hat und wie schwer es ihm fiel, das zu tun, was er getan hat. Sie hatte wegen des Krebses so heftige Schmerzen, dass sie ihn um diesen Gnadenakt bat, und er gewährte ihn ihr. Mir ist inzwischen aber auch klar, wie das Böse entsteht, denn von diesem Augenblick an hasste ich Julius wegen seiner Tat, und ich ließ zu, dass mein Zorn immer weiterschwelte, bis er schließlich hinter der Bühne explodierte, als ich meinen toten Vater in den Armen hielt und mich auf Pierre Borgia stürzte.
    Als du so lange in Isolation gehalten wurdest, wie hast du es da geschafft … nicht wahnsinnig zu werden?
    E ine Zeit lang dachte ich ja, ich sei wahnsinnig geworden. Dann, nach acht Monaten, glitt ich in eine Art halbluziden Zustand, bei dem es sich im Grunde genommen um eine außerkörperliche Erfahrung handelte.
    Das verstehe ich nicht.
    Ich verstand es damals auch nicht. Es war meine Hunahpu-DNA. Das Gen programmierte meinen Geist irgendwie
auf eine visuelle Erkundung der Vergangenheit der Menschheit. Meine erste

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