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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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Airy, der das Problem der Uranusbahn vorstellte und es als eines der größten ungelösten Rätsel der Astronomie bezeichnete. Dieses Rätsel wollte Adams unbedingt lösen. In seiner Freizeit machte er sich daran, die komplizierten mathematischen Berechnungen anzustellen, die nötig sind, wenn man allein aus den Abweichungen der Uranusbahn auf die Position des bisher unbekannten Planeten schließen will.
    1845 hatte er eine erste Lösung gefunden. Er suchte einen Astronomen, der sich auf die Suche nach diesem neuen Planeten machen würde. Adams hatte aber kein Glück. James Challis, der Direktor der Sternwarte in Cambridge hatte keine Lust, seine Zeit mit der Suche nach diesem hypothetischen Planeten zu verschwenden. Der königliche Astronom George Airy wollte erst genauere Berechnungen haben, bevor er sich auf die Suche machte. Ganz anders lief es auf der anderen Seite des Ärmelkanals ab. Englands Erzfeind Frankreich machte sich nämlich ebenfalls daran, das Problem des Uranus’ zu lösen. Im Gegensatz zum eher unbekannten und schüchternen Adams war es bei den Franzosen der arrogante und prominente Himmelsmechaniker Urbain Jean-Joseph Le Verrier, der sich auf die mathematische Suche nach dem unbekannten Planeten gemacht hatte. 1846 hatte er seine ersten detaillierten Vorhersagen für dessen Position am Himmel fertig gestellt. Das machte auch die Kollegen in England nervös, die sich daraufhin ernsthafter der Suche widmeten. Sternwarten Direktor Challis begann, den Himmel nach dem neuen Planeten abzusuchen – allerdings ohne Erfolg.
    Auch Le Verrier hatte Pech und konnte in Frankreich keinen Astronom finden, der ihn bei seiner Suche unterstützte. Er wandte sich an den Deutschen Johann Gottfried Galle in Berlin. Ausgerüstet mit Le Verriers Vorhersagen und gemeinsam mit seinem Assistenten Heinrich d’Arrest machte dieser sich am 23. September 1846 daran, die Sterne am Himmel mit denen aus den Sternkatalogen zu vergleichen. Das war eine mühsame Arbeit, aber schon nach kurzer Zeit wurden sie fündig. Ein Stern, den Galle im Teleskop genau dort erblickte, wo Le Verrier es vorhergesagt hatte, war nicht im Katalog verzeichnet. Der unbekannte Planet, der die Uranusbahn störte, war gefunden und erhielt den Namen „Neptun“.
    Heute wissen wir, dass bei Galles Entdeckung viel Glück im Spiel war. Sowohl Le Verrier als auch Adams starteten bei ihren Rechnungen damals mit nicht ganz korrekten Ausgangswerten, und die Bahnen, die sie für den neuen Planeten berechneten, waren nicht ganz korrekt. Dass Le Verriers Vorhersage trotzdem so exakt war, war reiner Zufall.
    Allerdings hätte man Neptun früher oder später auf jeden Fall gefunden, wenn man den Himmel nur lang genug abgesucht hätte. Genau genommen hätte James Challis den zweiten neuen Planeten schon lange vor Galle entdecken können. Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass er Neptun zweimal im Sichtfeld seines Teleskops gehabt haben muss, ihn aber in beiden Fällen nicht als neuen Planeten erkannt hatte. Das führte später noch zu heftigen Diskussionen, denn England fühlte sich durch den deutsch-französischen Triumph bei der Suche nach dem neuen Planeten und dem eigenen Versagen gedemütigt. Die Astronomen aber waren erst mal zufrieden. Sie hatten nun noch einen neuen Planeten entdeckt, und die Grenzen des bekannten Sonnensystems erneut weiter hinaus geschoben. Es war gelungen, nur aus den gravitativen Störungen, die ein „unsichtbarer“ Planet (Neptun ist nicht mit bloßem Auge sichtbar und konnte damals nur mit guten Teleskopen gesehen werden) auf die bekannten Mitglieder des Sonnensystems ausübt, dessen Bahn zu berechnen und ihn dann auch tatsächlich zu entdecken. Ein Triumph!
    Dann aber machten die Theoretiker eine unangenehme Entdeckung. Selbst wenn sie den gravitativen Einfluss des Neptuns in ihren Rechnungen berücksichtigten, machte der verflixte Uranus immer noch Probleme. Die Abweichungen zwischen Rechnung und Realität waren zwar kleiner geworden, aber sie verschwanden nicht. War dort draußen etwa noch ein unbekannter Planet? Mit dieser Frage begann die wissenschaftliche Suche nach Planet X .
    Besonders intensiv widmete sich ihr der Amerikaner Percival Lowell. 1855 geboren, war er eigentlich Geschäftsmann und Astronomie nur sein Hobby. Lowell war glücklicherweise ziemlich wohlhabend und konnte es sich leisten 1894 seine Arbeit aufzugeben, um sich ganz der Astronomie zu widmen, für die er sich extra ein eigenes Observatorium erbaut

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