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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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hatte. Lowell wollte herausfinden, ob es auf dem Mars Leben gibt. Im Buch „Le planète Mars“ des französischen Astronomen Camille Flammarion war er auf die Beobachtungen des Italieners Giovanni Schiaparelli gestoßen. Als der Mars 1877 der Erde besonders nahe stand, hatte Schiaparelli detaillierte Zeichnungen seiner Oberfläche angefertigt, wie der Italiener sie durch sein Teleskop gesehen hatte. Er hatte linienartige Strukturen beobachtet, die er als „canali“ bezeichnete. Die korrekte englische Übersetzung dafür wäre „channel“ gewesen, also „Flussbett“. Schiaparellis Beobachtungen wurden aber als „canals“ bekannt; ein englisches Wort das „Kanal“ bedeutet und auf einen künstlichen Ursprung hindeutet. Der Mythos der Marsmännchen war geboren, und keiner hat mehr zu seiner Verbreitung beigetragen als Percival Lowell.
    In seinem Observatorium verbrachte er die nächsten 15 Jahre damit den Mars zu untersuchen und immer wieder die Kanäle zu zeichnen, die er dort zu sehen meinte. Seiner Meinung nach waren das die Versuche verzweifelter Marsbewohner, dass wenige Wasser, das sich an den Polkappen befand, in die Wüsten des restlichen Planeten zu leiten, um überleben zu können. Lowell sah nicht nur Kanäle, sondern auch „Oasen“, bei denen er im Verlauf eines Marsjahres sich ändernde Vegetation zu beobachten meinte. Der Rest der Astronomen war skeptisch. Niemand konnte die gleichen detaillierten Strukturen erkennen, die Lowell in seinem Teleskop sah, daher nahm ihn niemand sonderlich ernst. Heute wissen wir, dass er sich tatsächlich getäuscht hatte, und dass der Mars eine leblose, kalte Wüste ist, in der es keine künstlichen Kanäle gibt.
    1906 wandte sich Lowell einem anderen Thema zu. Vermutlich auch um seine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit wieder zu erlangen, versuchte er das immer noch ungelöste Rätsel der Uranusbahn zu lösen. Wenn dort draußen noch ein weiterer Planet seine Runde um die Sonne ziehen sollte, dann wollte Lowell ihn finden. Er war es, der diesem hypothetischen Planeten den Namen Planet X gab. Das „X“ sollte – wie in der Mathematik üblich – für das Unbekannte stehen. 10 Er begann ein ausgedehntes Beobachtungsprogramm und durchsuchte große Teile des Himmels nach dem unbekannten Planeten. Als er allerdings 1916 starb, war Planet X immer noch nicht gefunden. Zwischenzeitlich hatte zwar William Pickering von der Harvard Sternwarte verkündet, er hätte einen neuen Planeten außerhalb der Neptunbahn entdeckt. Aber so wie die Marskanäle von Lowell konnte auch diesen „Planet O“ („O“ weil es im Alphabet nach „N“ für Neptun kommt) kein anderer Astronomen sehen. Auch um die Planeten P, Q, R, S und T, die Pickering im Laufe der Zeit entdeckt zu haben glaubte, stand es schlecht. 1930, fast 15 Jahre nach Lowells Tod, hatte immer noch niemand das Rätsel um die Abweichungen der Uranusbahn gelöst.
    Mittlerweile hatte ein Mann namens Vesto Slipher die Leitung des Lowell-Observatoriums übernommen. Er hatte zuvor gemeinsam mit Edwin Hubble die revolutionären Beobachtungen durchgeführt, die zur der Erkenntnis führten, dass sich das Universum ausdehnt. Slipher stellte einen jungen Mann mit Namen Clyde Tombaugh ein. Seine Aufgabe war es, die Arbeit von Lowell fortzuführen. Und im Gegensatz zu Lowell war Tombaugh erfolgreich.
    Nach knapp einem Jahr Arbeit entdeckte Tombaugh am 18. Februar 1930 auf einer Aufnahme einen winzigen Lichtpunkt, der sich im Vergleich zu früheren Fotografien ein klein wenig bewegt hatte. Planet X war gefunden und bekam den Namen „Pluto“! Doch es gab einen Haken. Bald schon stellte sich heraus, dass Pluto klein war. Sehr klein. Zu klein, um die Bahn des Uranus stören zu können. Letzte Gewissheit erhielten Astronomen 1978, als James Christy Plutos Mond Charon entdeckte. Aus der Bahn, die Charon um Pluto zog, ließ sich Plutos Masse berechnen und nun war endgültig klar: Pluto konnte nicht der gesuchte Planet X sein. In den 1980er Jahren gab es nur noch vereinzelte Astronomen, die ernsthaft auf der Suche nach einem Planeten waren, der die Bahn des Uranus störte. 1989 schließlich stattete die Raumsonde Voyager 2 Neptun den ersten Besuch ab. Neben wunderbaren Aufnahmen des Planeten war es dank dieses Vorbeiflugs auch möglich, die Masse des Neptun so genau wie nie zuvor zu bestimmen. Diese Daten nutzte Myles Standish, ein Astronom, der am Jet Propulsion Laboratory der NASA arbeitet, um das ganze Rätsel um Uranus noch

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