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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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hat auch ein großes Problem. Da man mit ihm noch die kleinsten Mengen Wärmestrahlung der fernsten Sterne beobachten will, muss das Gerät selbst sehr, sehr kalt sein, um die Messung nicht zu beeinflussen. Es muss also ständig gekühlt werden, und wenn es im Weltraum operiert, muss ihm ausreichend Kühlflüssigkeit mit auf die Reisen gegeben werden. Wenn diese verbraucht ist, ist die Mission zu Ende. Beim Start von IRAS war den Astronomen daher schon klar, dass sie mit dem Teleskop höchstens zehn Monate lang arbeiten werden können. Zehn Monate mögen keine sehr lange Zeit sein. Doch in diesen zehn Monaten erstellten die Wissenschaftler dank IRAS einen Katalog von etwa 350.000 Objekten, die Infrarotstrahlung abgeben. Die meisten von ihnen konnte sie schnell identifizieren: Es waren Sterne mit Staubscheiben, Kometen, Galaxien usw. Aber bei einer so gewaltigen Menge an Strahlungsquellen verwundert es nicht, dass einige darunter sind, die Astronomen nicht sofort erklären können. Über diese Objekte berichteten die Wissenschaftler 1984 in einem Fachartikel, der den Titel „Unidentified point sources in the IRAS minisurvey“ („Nicht-identifizierte Punktquellen der IRAS-Durchmusterung“) 13 trug. Im Artikel spekulierten die Autoren natürlich ausgiebig darüber, um was es sich bei diesen „UPS“ handeln könnte. Eine der unwahrscheinlichsten, aber zugleich auch spektakulärsten Möglichkeiten war die Entdeckung eines bisher unbekannten Planeten. Er wäre so groß wie Jupiter und mindestens fünfhundert Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Die Medien stürzten sich natürlich genau auf diese Möglichkeit, so unwahrscheinlich sie auch war. Besonders die „Washington Post“ berichtete prominent über diese potentielle Entdeckung eines neuen Planeten. 14 Von diesem Zeitpunkt an nimmt die Geschichte zwei Wege. Die Astronomen taten das, was ihr Job war. Sie untersuchten die unbekannten Quellen eine nach der anderen, um herauszufinden, um was es sich jeweils handelte. Natürlich sahen sie sich auch den möglichen neuen Planeten genauer an – stellten aber fest, dass es doch nur eine weit entfernte Galaxie war und kein Objekt, das Teil unseres Sonnensystems ist. Alle ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie – wie es Wissenschaftler nun eben tun – in Fachzeitschriften. Doch daran war die Presse nicht mehr interessiert. „Unbekannter Planet ist – so wie von Wissenschaftlern von Anfang an vermutet – doch nur eine ferne Galaxie!" macht sich nicht wirklich gut als dramatische Schlagzeile. Von wissenschaftlicher Seite war die Sache damit erledigt. IRAS hatte keinen neuen Planeten entdeckt.
    Einige Verschwörungstheoretiker sahen die Sache allerdings völlig anders. Solche Personen sind im Allgemeinen keine Wissenschaftler und haben auch nicht sonderlich viel Ahnung von Wissenschaft an sich. Sie kennen nur die Berichte in den populären Medien und verzichteten auf das Studium der eigentlichen Quellen in den Fachzeitschriften. Dass der „unbekannte Planet" tatsächlich kein Planet war, sondern nur eine Galaxie haben sie gar nicht mitbekommen (obwohl das herauszufinden nur ein paar Minuten Recherche in einer Literaturdatenbank erfordert). Was sie allerdings herausfanden, war die Tatsache, dass IRAS nur zehn Monate aktiv war. Daraus schlossen sie aus eigentlich nicht nachvollziehbaren Gründen, dass die NASA natürlich doch einen Planeten entdeckt hatte – und sie das ganze jetzt vertuschen wollte. Die Verschwörungstheoretiker gingen ab sofort davon aus, dass die NASA den Planeten totschwieg; daher war es logisch, dass es keine neuen Veröffentlichungen mehr über ihn gab, und darum wurde so getan, als würde IRAS nicht mehr existieren. Dass IRAS nicht mehr arbeitete, weil das Kühlmittel aufgebraucht war; dass keine Veröffentlichungen über den Planeten existierten, weil Astronomen schon längst herausgefunden hatten, dass er nicht existierte und deswegen nicht mehr in den Medien darüber berichtet wurde, das wurde geflissentlich ignoriert. Damals – und heute immer noch. Denn die „IRAS entdeckte Nibiru , aber die NASA vertuscht alles"-Geschichte ist auch heute ein Dauerbrenner in einschlägigen Internetforen.
    Aber selbst, wenn wir annehmen, dass die NASA damals wirklich einen Planeten entdeckt hätte. Er hätte trotzdem nichts mit dem wissenschaftlichen Planet X von Lowell und Tombaugh oder mit dem esoterischen Planet X bzw. Nibiru von Sitchin und Lieder zu tun. Wir erinnern uns: Nibiru , die

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