2012 Keine Panik (German Edition)
Folge auch die Erdkruste verschob (was seiner Meinung nach unter anderem den Untergang von Atlantis verursachte). Hapgoods Thesen waren bestenfalls umstritten, sie konnten nie belegt werden und wurde wenige Jahre später vollends von der Theorie der Plattentektonik verdrängt, die im Gegensatz zu Hapgoods These sehr gut durch Beobachtungsdaten belegt ist. Dank dieser Theorie wissen wir, dass sich die Erdkruste nicht so bewegen kann, wie Hapgood es sich vorgestellt hatte. Ein Polsprung wie er in Emmerichs Kinofilm gezeigt wird, kann also ebenfalls nicht stattfinden.
Etwas anders sieht es aus, wenn wir die magnetischen Pole betrachten. Im Gegensatz zu den geografischen Polen kann sich ihre Position ändern. Das Erdmagnetfeld wird tief im Inneren der Erde erzeugt. Dort befindet sich ein Kern aus flüssigem Eisen, der ständig um seine eigene Achse rotiert. Die Bewegung dieses flüssigen Metalls erzeugt ein Magnetfeld. Es ist aber nicht konstant. Das Innere der Erde ist ständig in Bewegung, und diese stetigen Veränderungen verursachen kleine Störungen. Die Achse des Magnetfeldes bewegt sich daher ganz langsam und damit auch die magnetischen Pole (siehe Bild 13). Daran ist aber zunächst nichts gefährlich oder katastrophal.
Bild 13: Die Position des magnetischen Pols hat sich zwischen 1960 und 2000 verändert. (Bild: Hubi, CC-BY-SA 3.0)
Interessant wird es erst, wenn wir den „Polsprung“ unter diesen Bedingungen betrachten. Wir haben schon gesehen, dass Planet X ein Begriff ist, der nicht nur von Weltuntergangspropheten verwendet wird, sondern – allerdings mit einer anderen Bedeutung – auch von seriösen Wissenschaftlern. Genauso existiert das Wort „Polsprung“ nicht nur in Hollywoodfilmen und Weltuntergangsvorhersagen, sondern es wird auch von Geophysikern verwendet. Sie beschreiben damit einen Vorgang, bei dem sich die Orientierung des Erdmagnetfeldes ändert. Der magnetische Nordpol wird zum Südpol und umgekehrt. Dieser Polsprung betrifft nur das Magnetfeld, die Erde selbst bleibt dabei völlig unverändert.
Wir wissen heute, dass sich das Magnetfeld der Erde in der Vergangenheit tatsächlich immer wieder umgepolt hat. Das belegen Messdaten, die Geowissenschaftler aus Gesteinen des mittelozeanischen Rückens gewinnen konnten. Er verläuft wie eine gigantische Narbe in der Mitte des Atlantischen Ozeans von Nord nach Süd. An diesem unterirdischen Gebirge driften die Kontinentalplatten auseinander. Ständig quillt frische Magma aus dem Inneren der Erde an die Oberfläche. Wenn Magma erstarrt, erstarren auch die Eisenpartikel im Gestein und speichern die Ausrichtung des jeweils aktuellen Magnetfeldes. Ändert sich später das Magnetfeld, behalten die erstarrten Eisenteilchen ihre alte Ausrichtung. So lesen Wissenschaftler durch eine Analyse des Gesteins auch noch nach Millionen Jahren aus der Ausrichtung der erstarrten Eisenpartikel, wie das Magnetfeld früher orientiert war. Die Daten zeigen uns, dass sich die magnetische Ausrichtung im Durchschnitt alle 250.000 Jahre ändert. Die Bezeichnung „Sprung“ ist für diesen Prozess allerdings etwas übertrieben. Eine Umpolung ist ein langsamer, allmählicher Vorgang. Sie beginnt in kleinen Gebieten auf der Erdoberfläche, bei denen das Magnetfeld Anomalien aufweist. Die Feldlinien sind an diesen Stellen genau umgekehrt orientiert als der Rest des Feldes. Grund dafür sind Ströme aus geschmolzenem Gestein tief unter der Erdoberfläche. Turbulenzen ändern deren Richtung, und da die magnetischen Feldlinien den Strömen folgen, ändern auch sie ihre Richtung. Solche Anomalien schwächen zunehmend das übrige Magnetfeld der Erde. Irgendwann sind es so viele, dass das gesamte Feld zusammenbricht und sich in umgekehrter Orientierung wieder aufbaut. Eine solche Umpolung dauert allerdings einige tausend Jahre und kann bis zu zehntausend Jahre in Anspruch nehmen. Zu behaupten, dass im Jahr 2012 oder gar am 21. Dezember 2012 ein solcher Polsprung stattfinden wird, zeigt höchstens, wie ahnungslos derjenige ist, der dies behauptet.
Dass es „demnächst“ tatsächlich zu einer Umpolung kommen kann, ist indes gar nicht so abwegig. Geologen haben die ersten magnetischen Anomalien ausgemacht, die Vorboten eines kommenden „Polsprungs“ sein könnten. Das ist aber kein Grund zur Sorge. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird es noch bis zum Jahr 3000 oder 4000 dauern, bevor es richtig los geht.
Um unsere Nachfahren müssen wir uns indes keine allzu großen
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