2012 Keine Panik (German Edition)
schleudert Asche und Schwefeldioxid so hoch in die Atmosphäre, dass sie sich um den gesamten Erdball verteilen und wie ein Schleier einen Teil der Sonnenstrahlung abfangen. Die Folge: Am Erdboden wird es kälter. Die gesamte Erde kühlt sich ab, und es herrscht für einige Jahre ein „vulkanischer Winter“. Auch dann wird die Welt nicht untergehen, doch es wird wahrscheinlich Missernten und Hungersnöte geben.
Das klingt alles natürlich nicht sehr erfreulich. Glücklicherweise sind Ausbrüche von Supervulkanen äußerst selten. Die letzte Eruption dieser Dimension gab es vor mehr als zwanzigtausend Jahren in Neuseeland. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass in naher Zukunft ein neuer Ausbruch stattfände. Auch nicht im Yellowstone Nationalpark in den USA. Roland Emmerich hat zwar Recht, wenn er den Supervulkan in seinem Film genau dort ausbrechen lässt. Unter Yellowstone befindet sich tatsächlich einer der wenigen bekannten Supervulkane. Dass es dort demnächst – oder gar schon 2012 – zu einer Katastrophe kommt, ist aber extrem unwahrscheinlich. Yellowstone ist ein gut erforschter Vulkan. Es gibt ein eigenes Yellowstone Vulcano Observatory , dessen Mitarbeiter dort regelmäßig Messungen durchführen. Die Vulkanologen messen, wie stark sich der Boden dort im Lauf der Zeit hebt. Zwischen 2004 und 2006 haben sie tatsächlich eine Phase beschleunigter Hebung gemessen. Aber deutet das jetzt auf einen kurz bevorstehenden Ausbruch hin? Nein, nicht zwingend – auch wenn solche Meldungen natürlich viele Menschen zum Anlass nehmen, um Horrorgeschichten über den Supervulkan in Umlauf zu bringen. So eine Magmakammer ist keine statische Angelegenheit. Die Dinge laufen nicht völlig regelmäßig. Es ist keine Badewanne, die langsam aber stetig mit Wasser (bzw. Magma) vollläuft.
Zwischen 2004 und 2006 hat sich der Boden bei Yellowstone zwischen fünf und sieben Zentimetern pro Jahr gehoben. Zwischen 2006 und 2008 waren es nur noch zwei bis vier Zentimeter und 2009 nur noch 0,5 bis zwei Zentimeter. In einer solchen Gegend geht es immer wieder mal auf und ab. Zwischen 1923 und 1984 hat sich der Boden um immerhin einen Meter gehoben. Bis 1995 sank er dann wieder um zwanzig Zentimeter, um in den nächsten fünf Jahren wieder zu steigen. Zwischen 2000 und 2003 hob sich ein Teil der Region, ein anderer senkte sich ab. Für einen Supervulkan ist in Yellowstone alles ziemlich normal. Das Yellowstone Vulcano Observatory hat erklärt, dass die Chance eines gewaltigen Ausbruchs des Supervulkans in den nächsten ein paar tausend Jahren extrem gering ist. Wenn das Ding ausbricht, ist es außerdem wahrscheinlicher, dass es zu keiner gewaltigen Eruption kommt, sondern zu einem Ausfließen eines Lavastroms. Dann wäre zwar der schöne Yellowstone-Nationalpark dahin, für die Menschen oder das Weltklima bestünde indes keine Gefahr. Der Yellowstone-Vulkan ist mit Messgeräten gespickt, und wenn dort etwas passieren sollte, wüssten wir lange vorher Bescheid. Es gibt zur Zeit keinerlei Anzeichen, dass in den nächsten Jahrtausenden irgendein Ausbruch bevorsteht. Ein gewaltiger Riesenvulkan mag sich zwar als Kulisse für Emmerichs 2012-Film eignen. Aber in der Realität besteht auch in diesem Fall kein Grund zur Sorge.
Also: Weltuntergang durch Polsprung und Vulkane sind abgehakt. Aber wie steht es mit Erdbeben? Angeblich gibt es immer mehr davon, und das sollen Anzeichen für die gewaltige Katastrophe sein, auf die wir zusteuern. Eigentlich sollte sich diese Frage ja recht einfach beantworten lassen. Immerhin zeichnen Geologen schon seit Jahrzehnten Erdbeben überall auf der Welt auf. Wenn es immer mehr gäbe, hätten sie das eigentlich merken müssen. Ihr Befund ist aber eindeutig: Die Zahl der Erdbeben nimmt nicht zu. 24 Es gibt heute nicht mehr Erdbeben als früher. Es mag uns zwar so erscheinen , als würden sich Erdbebenkatastrophen häufen. Der Grund dafür ist aber unsere selektive Wahrnehmung und keine echte Häufung.
Die Erde bebt jeden Tag. Sie bebt andauend irgendwo, weil die Kontinentalplatten ständig in Bewegung sind. Die meisten dieser Erdbeben sind allerdings so schwach, dass sie von Menschen ohne Messgeräte nicht wahrgenommen werden können. Jedes Jahr gibt es etwa 1,3 Millionen Beben mit einer Stärke zwischen 2 und 3. Das sind knapp 3500 Beben pro Tag! Ohne Seismographen wüssten wir davon nichts. Erdbeben mit Stärken zwischen 4 und 5 können wir wahrnehmen. Sie richten in der Regel kaum Schaden an, lassen aber
Weitere Kostenlose Bücher