2012 Keine Panik (German Edition)
University“ erhalten, einer privaten Einrichtung, die in entsprechenden Listen als „Titelmühle“ geführt wird. 27 So bezeichnet man staatlich nicht anerkannte Einrichtungen, bei denen man (ebenfalls nicht anerkannte) akademische Grade auch gegen entsprechende „Spenden“ erwerben kann. Heute gibt Broers an, dass der als „Co-Direktor“ und „Generalsekretär“ für das International Council of Scientific Development (ICSD) tätig ist. Trotz seines wissenschaftlich klingenden Namens handelt es sich nicht um eine offizielle Bildungseinrichtung oder gar Universität, sondern einen privaten Verein aus München. Was dieser Verein genau macht, ist unklar. Über diverse Konferenzen, die angeblich veranstaltet wurden, finden sich – abgesehen von Ankündigungen des Vereins – keine weiteren externen Informationen. Es scheint fraglich, dass am ICSD tatsächlich seriöse wissenschaftliche Arbeit geleistet wird, und falls doch, dann ist zumindest der (wissenschaftlichen) Öffentlichkeit davon nichts bekannt.
Aber anstatt darüber zu diskutieren, ob Broers' wissenschaftliche Biografie seriös ist oder nicht, sollten wir uns lieber seine Theorien ansehen. Man muss kein Doktor sein, um vernünftige Theorien über die Welt aufstellen zu können, und dass Broers den Titel nicht mehr nutzt, spricht daher per se noch nicht gegen ihn. Broers hat bis jetzt nur zwei echte wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht (in den Jahren 1990 und 1992). Die beiden wissenschaftlichen Aufsätze, die er gemeinsam mit anderen Forschern publiziert hat, beschäftigen sich mit dem Einfluss von Magnetfeldern auf das Wachstum von Pilzen. Sie haben nichts mit einem etwaigen Bewusstseinssprung zu tun. Broers’ Thesen zum Jahr 2012 hat er nicht in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, sondern in Büchern, die in einschlägigen Verlagen für „Grenzwissenschaft“ und Spiritualität erschienen sind. Über das Jahr 2012 spricht er vor allem in „(R)Evolution 2012“ (Scorpio-Verlag) zu dem auch ein gleichnamiger Film auf DVD erschienen ist. Darin stellt Broers zu Beginn die gleichen Behauptungen auf, die ich in diesem Buch auch schon behandelt habe: Der Maya-Kalender würde 2012 enden, und die Prophezeiungen der Maya würden Besonderes für dieses Jahr vorhersagen. Die Erde befinde sich 2012 in einer ganz besonderen Position in Bezug auf die Milchstraße. Es existiere ein von der NASA verheimlichter Planet X . 2012 stünden uns gewaltige Sonnenstürme bevor. Es werde einen Polsprung geben. Neben all diesen fast schon klassischen Weltuntergangsmythen (die ich den vergangenen Kapiteln detailliert widerlegt habe), hat Broers sich aber auch etwas Neues ausgedacht: Die Sonnenaktivität soll einen Einfluss auf das menschliche Bewusstsein haben. Und da uns 2012 ein ganz besonders großer Sonnensturm bevorstehe, wird sich folglich auch das menschliche Bewusstsein dramatisch verändern. Ein „Bewusstseinssprung“ eben.
Als Beleg führt Dieter Broers einerseits an, dass große Umwälzungen in der Geschichte der Menschheit mit dem elfjährigen Zyklus der Sonnenaktivität übereinstimmen sollen. Der Mauerfall im Jahr 1989 zum Beispiel sei ein direktes Resultat des Aktivitätsmaximums der Sonne (das übrigens im Februar 1989 stattfand, die Mauer fiel bekanntlich im November). Zusammenhänge dieser Art lassen sich allerdings für alles und jedes konstruieren. Ein Beispiel: Jeweils im Juni 1994, September 1998, Mai 2002 und Mai 2006 stürzten Flugzeuge ab (in China, Kanada, China und Russland). Jedes Mal starben mehr als einhundert Menschen. Man erkennt deutlich einen vierjährigen Rhythmus. Noch dazu fanden am Anfang jedes dieser Unglücksjahre olympische Winterspiele statt. Sind die olympischen Spiele also ein Vorbote für Flugzeugabstürze? Verursachen sie die Katastrophen vielleicht sogar irgendwie? Natürlich nicht.
Wenn man echte Zusammenhänge entdecken will, muss man eine vernünftige statistische Analyse durchführen. Man darf nicht nur die Fälle ansehen, bei denen alles zu stimmen scheint. In unserem Flugzeug-Beispiel müssten wir auch die Fälle betrachten, in denen Flugzeuge abstürzten, ohne dass im selben Jahr Winterspiele stattfanden. Und natürlich müssten wir uns die Jahre ansehen, in denen Spiele stattfanden, aber keine Flugzeuge abstürzten und die Jahre ohne olympische Spiele und ohne Flugzeugkatastrophen. Erst wenn wir alle Möglichkeiten berücksichtigt und statistisch vernünftig ausgewertet haben, ist es
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