2012 - Schatten der Verdammnis
diese Turbine gehört?«
»Ich hab da unten eine Art Entwässerungsröhre entdeckt und es geschafft, darin nach oben zu klettern. Sie hat zu einer gewaltigen Kuppel geführt, in der es brütend heiß war. An den Wänden sind rote Flammen emporgezüngelt.«
Mick blickt nach oben in die Sterne. »Hoch über meinem Kopf ist etwas gekreist... ein fantastischer grüner Strudel aus Energie. Er hat wie eine kleine Spiralgalaxie ausgesehen. Eigentlich war es ein wunderschöner Anblick.«
»Mick...«
»Das ist noch nicht alles. Unter mir war ein wogender See aus geschmolzener Energie, der aussah wie Quecksilber. Seine Oberfläche war spiegelblank. Und dann hab ich gehört, wie mich die Stimme meines Vaters rief.«
»Die Stimme deines Vaters?«
»Ja, aber es war nicht mein Vater, sondern irgendein außerirdisches Wesen. Ich konnte es nicht sehen, weil es in einer riesigen Kapsel steckte, die über dem See schwebte. Es hat mich aus glühend roten, dämonischen Augen angeschaut. Ich hatte solche Angst...«
Dominique atmet langsam aus. Da haben wir es. Klassische Demenz. Mein Gott, Foletta hatte Recht. Das geht schon die ganze Zeit so, ich hab mich nur geweigert, es zu erkennen.
Sie sieht ihn in die Ferne blicken. »Mick, lass uns mal darüber reden. Diese Bilder, die du gesehen hast, sind ziemlich symbolisch, weißt du. Fangen wir mit der Stimme deines Vaters an...«
»Moment!« Er dreht sich zu ihr um. Seine schwarzen Augen sind geweitet. »Mir ist gerade eben etwas klar geworden. Jetzt weiß ich, wer das Wesen war.«
»Aha.« Sie hört die Müdigkeit in ihrer Stimme. »Wen hast du denn gesehen?«
»Es war Tezcatlipoca. Das ist ein aztekischer Name, der >Rauchender Spiegel< bedeutet und sich auf die Waffe der Gottheit bezieht. Nach den alten indianischen Legenden verlieh der Rauchende Spiegel Tezcatlipoca die Fähigkeit, in die Seele der Menschen zu blicken.«
»Ja, das hast du mir schon einmal erzählt.«
»Dieses Wesen hat tatsächlich in meine Seele geblickt.
Es hat zu mir gesprochen, als wäre es mein Vater und würde mich schon immer kennen. Es hat versucht, mich zu täuschen.«
Sie legt ihm eine Hand auf die Schulter und spielt mit den dunklen Locken in seinem Nacken. »Mick, weißt du, was ich glaube? Ich glaube, der Aufprall des U-Boots hat uns beide völlig wirr gemacht, und...«
Er schiebt ihre Hand weg. »Lass das! Sei bloß nicht überheblich. Ich habe nicht geträumt, und schizophrene Wahnvorstellungen hab ich genauso wenig. Jeder Mythos hat einen Bezug zur Realität. Kennst du nicht einmal die Mythen deiner eigenen Vorfahren?«
»Das sind nicht meine Vorfahren.«
»Blödsinn.« Mick packt sie am Handgelenk. »Egal, ob es dir passt oder nicht, in diesen Adern fließt das Blut der Quiche-Maya.«
Sie entzieht ihm ihren Arm. »Ich bin in den Staaten aufgewachsen und ich glaube nicht im mindesten an diesen Unsinn, der im Popol Vuh steht.«
»Hör mich doch wenigstens zu Ende an...«
»Nein!« Sie packt ihn bei den Schultern. »Mick, mach jetzt endlich mal ’ne Pause und hör mich an - bitte. Ich mag dich, das weißt du doch, oder? Ich halte dich für einen intelligenten, sensiblen und sehr begabten Menschen. Wenn du es zulässt und wenn du mir traust, kann ich dir helfen, das alles durchzustehen.«
Micks Gesicht hellt sich auf. »Ehrlich? Das ist toll. Ich kann deine Hilfe nämlich wirklich brauchen. Weißt du, es sind nur noch elf Tage, bis...«
»Nein, du hast mich missverstanden.« Zeig deine mütterliche Seite. »Mick, was ich jetzt sage, ist bestimmt sehr schwer für dich, aber sagen muss ich es trotzdem. Alles weist darauf hin, dass du an einem schweren Fall paranoider Schizophrenie leidest. Dein Zustand hat dich so verwirrt, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst. Vielleicht ist es angeboren, vielleicht auch
nur die Auswirkung von elf Jahren Isolation, aber in jedem Fall brauchst du Hilfe.«
»Dom, was ich gesehen hab, war keine Wahnvorstellung. Es war das Innere eines außerirdischen Raumschiffs, dessen Technik allem, was wir uns vorstellen können, weit voraus ist.«
»Ein Raumschiff?« Du lieber Himmel, es wird immer schlimmer.
»Wach endlich auf, Dominique. Auch die Regierung weiß, dass das Ding da drunten liegt.«
Klassische paranoide Wahnvorstellungen.
»Der Blödsinn, den man dir auf der Boone eingetrichtert hat, war nur dazu gedacht, die Sache zu verschleiern.«
Heiße Tränen der Frustration laufen an ihren Wangen hinab, als sie ihr katastrophales
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