2012 - Schatten der Verdammnis
keine Luft mehr. Sie gibt ihm den an ihrer Weste befestigten Notfallregler und überprüft ihren eigenen Vorrat.
Noch acht Minuten.
Acht Minuten! Das sind für jeden vier. Was für ein Wahnsinn! Warum bin ich nur mitgekommen? Ich hätte im Wagen bleiben sollen... nein, in Miami. Jetzt werde ich ertrinken, genau wie Iz.
Plötzlich fällt der Boden nach unten ab und die Wände treten auseinander. Sie sind in einem riesigen unterirdischen Reich, so groß wie eine Kathedrale. Die hohen Kalksteinwände und die Decke leuchten in einem blassroten Ton.
Ertrinken werde ich nicht, sondern einfach ersticken. Wahrscheinlich ist das besser als das, was der arme Iz durchgemacht hat. Einfach bewusstlos werden, und dann... Glaube ich wirklich, dass es einen Himmel gibt?
Mick zieht am Seil und zeigt erregt nach vorne. Sie schwimmt schneller und betet, dass er einen Ausgang entdeckt hat.
Dann sieht sie es.
Oh nein... o Gott... das ist unmöglich...
Bluemont, Virginia
Der Hubschrauber, mit dem der Präsident zurückfliegt, befindet sich dreißig Kilometer nördlich von Leesburg, Virginia, als die Zwölf-Kilotonnen-Bombe in Mount Weather explodiert.
Den gewaltigen Lichtblitz, tausendmal heller als ein Blitzstrahl, sehen der Präsident und seine Begleiter nicht. Sie spüren die furchtbare Hitzewelle nicht, die durch das unterirdische Labyrinth von Mount Weather rast und die First Lady, ihre Kinder, alle anderen Bewohner und sämtliche Bauten verdampfen lässt. Auch die erdrückende Umarmung von Millionen Tonnen Granit, Stahl und Beton spüren sie nicht, als der Berg wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Was sie sehen, ist ein heller, orangefarbener Feuerball, der die Nacht in Tag verwandelt. Sie spüren die Druckwelle, die wie Donner über sie hinwegfegt. Der Feuersturm lässt die Wälder von Virginia auflodern wie einen brennenden Teppich.
Der Pilot reißt den Hubschrauber herum und steuert mit Höchstgeschwindigkeit in die Gegenrichtung, während Präsident Maller qualvoll aufheult. In sein wundes Herz frisst sich eine entsetzliche Leere. Wut tobt durch sein Hirn und lässt ihn beinahe wahnsinnig werden.
Chichen Itzo 35 Meter unter der Kukulkan-Pyramide
Mit geweiteten Augen und wild klopfendem Herzen blickt Dominique ungläubig auf das gewaltige Objekt über ihrem Kopf. Umgeben von Fels ragt aus der Kalksteindecke der Kiel eines gewiss hundertfünfzig Meter langen außerirdischen Raumschiffs.
Langsam atmet sie ein, um den Drang zur Hyperventilation
zu unterdrücken. Sie spürt die Gänsehaut unter ihrem Tauchanzug. Das ist nicht wahr. Ich träume...
Die metallisch goldene Außenhaut des schlanken Rumpfes schimmert wie ein polierter Spiegel.
Mick drückt ihre Hand, schwimmt nach oben und zieht sie auf zwei riesige Apparaturen zu, die dort, wo sich offenbar das Heck des Fahrzeugs befindet, an die Seiten des Rumpfes montiert sind. Beide haben den Umfang eines dreistöckigen Gebäudes. Mick und Dominique nähern sich einer der Apparaturen und sehen, dass es sich um die Triebwerke handelt. Im Lichtkegel ihrer Lampen taucht eine wabenförmige Anordnung aus schwarzen, an Nachbrenner erinnernden Gehäusen auf. Jedes davon hat einen Durchmesser von bestimmt zehn Metern.
Mick zieht Dominique an den monströsen Triebwerken vorbei und schwimmt auf den Bug des Raumschiffs zu.
Dominique saugt stärker am Atemregler und stellt erschrocken fest, dass nichts geschieht. Mein Gott, wir haben keine Luft mehr! Sie zerrt Mick am Arm und greift sich an die Kehle. Die Höhlenwände beginnen zu kreisen.
Mick sieht, wie Dominiques Gesicht hellrot wird und spürt, dass seine Brust sich ebenfalls zusammenzieht. Als sie verzweifelt nach ihm greift, schmerzt bereits seine Lunge.
Er entzieht sich dem Griff ihrer Hände, spuckt ihren Notfallregler aus und steckt sich wieder seinen eigenen in den Mund. Dann dreht er sich um und schwimmt mit letzter Kraft los, um einen Eingang im Rumpf des Raumschiffs zu finden.
Dominique, die von ihm mitgezogen wird, schlägt verzweifelt um sich, während sie in ihrer beschlagenen Maske zu ersticken beginnt.
Micks Arme und Beine sind schwer wie Blei. Keuchend
presst er die Luft in seinen Atemregler, ohne wieder einatmen zu können. Seine Lunge brennt. Schmerzvoll wird ihm bewusst, dass Dominique am Ende des Seils immer mehr in Panik gerät. Mühsam zwingt er sich zur Konzentration.
Da sieht er ihn in seinem Delirium: einen purpurroten Lichtstrahl, der in fünfzig Metern Entfernung aufleuchtet. Mit neuer
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