2012 - Schatten der Verdammnis
sind. Aus Disziplin bleiben sie auf ihrem Posten, aber es ist Angst und nicht Adrenalin, was sie antreibt.
Dominique Vazquez ist von einer anderen Angst erfüllt. Zum ersten Mal im Leben hat sie sich einem Mann wirklich geöffnet und zugelassen, dass sie sich verwundbar fühlt. Während sie suchend auf dem riesigen
Kriegsschiff umherstreift, zieht sich ihr Herz vor Schmerz zusammen. Voll Panik wird ihr klar, dass Mick sie verlassen hat und dass sie ihn womöglich nie wiedersehen wird.
Sie kommt zu einem Sperrbereich und schiebt sich an dem wachhabenden Militärpolizisten vorbei. Als er von hinten nach ihr greift, stößt sie ihn mit einem brutalen Fußtritt an die Wand. Vor der Gefechtszentrale fängt ein zweiter Soldat sie ab. »Lassen Sie mich los - ich muss mit Chaney sprechen!«
»Da dürfen Sie nicht rein. Die Gefechtszentrale ist ein Sperrbereich.«
»Ich muss Mick finden. Autsch, Sie brechen mir den Arm!«
Die wasserdichte Tür geht auf; zwei Offiziere kommen heraus. Sie sieht den Präsidenten.
»Präsident Chaney!«
Chaney blickt von einer Reihe von Monitoren auf, die mit den Kameras der Predator verbunden sind. »Ist schon in Ordnung. Lassen Sie sie rein.«
Dominique dreht sich zu dem MP um und schiebt ihn mit den Handballen heftig von sich weg. »Fassen Sie mich bloß nicht mehr an.« Sie betritt die abgedunkelte Kommandozentrale, in der sich die anwesenden Regierungschefs drängen.
»Ms. Vazquez...«
»Wo ist er? Sie wissen doch, wo er ist, also sagen Sie es mir! Wo habt ihr ihn hingebracht?«
Chaney zieht sie beiseite. »Gabriel ist schon vor ein paar Stunden mit einem Hubschrauber gestartet. Vorher war er bei mir. Es war seine Idee.«
»Wo ist er hin?«
»Er hat mir einen Brief für Sie gegeben.« Chaney zieht einen zusammengefalteten Umschlag aus der Brusttasche. Dominique reißt ihn auf.
Dom, Liebste,
es gibt so vieles, was ich dir erzählen könnte, so vieles, was ich dir erklären möchte, aber ich kann nicht. Ich höre Stimmen in mir, die mich in unterschiedliche Richtungen ziehen. Ich weiß nicht, ob diese Stimmen wirklich sind oder ob ich nun doch den Verstand verloren habe.
Die Stimme des Hüters sagt mir, ich sei ein Hunapu. Sie sagt, nur wegen meines genetischen Codes hätte ich in sein Raumschiff gelangen können. Vielleicht ist es dasselbe Erbe, durch das ich in die Lage versetzt wurde, mit dem Wesen unter dem Meeresboden zu kommunizieren.
Eine der Drohnen ist direkt im Zentrum des Großen Ballspielplatzes von Chichén Itzá gelandet. Mein Vater war der Meinung, dass eine direkte Beziehung zwischen diesem Platz und dem dunklen Band der Milchstraße besteht. Wie die Kukulkan-Pyramide ist er nach den Konstellationen am Nachthimmel ausgerichtet. Heute um Mitternacht wird das dunkle Band der Milchstraße in eine direkte Konjunktion mit dem Mittelpunkt des Platzes geraten. Dann ist das Tor ganz offen. Es öffnet sich schon jetzt, das kann ich spüren.
Es war bei den Maya Brauch, im Zentrum aller Ballspielplätze einen Markierungsstein zu vergraben. Mein Vater war dabei, als Archäologen den Stein von Chichén Itzá ausgruben. Vor seinem Tod hat er mir erzählt, er habe den Stein damals gestohlen und wieder vergraben. Das hat er mir bis zu seinem letzten Atemzug verheimlicht. Irgendwie wusste er, dass ich den Stein brauchen würde.
Es kann kein Zufall sein, dass die Drohne genau an diesem Ort gelandet ist. Vielleicht weiß das Wesen im Meer, dass der Stein da ist, und will verhindern, dass wir ihn finden. Ganz sicher weiß ich jedoch nur, dass das feindliche Raumschiff aufsteigen wird, sobald die Wintersonnenwende da ist. Erkennt das Wesen darin, dass seine Drohnen nicht explodiert sind, wird es versuchen, den Schutzschirm des Hüters zu zerstören.
Das darf ich nicht zulassen.
Bitte verzeih mir, dass ich mich einfach so davongeschlichen habe. Diese Nacht war die schönste Nacht meines Lebens, und ich will nicht, dass sie die Letzte ist.
Ich liebe dich und werde das auch immer tun.
Mick
Sie starrt auf den Brief. »Das... das ist nicht fair. Erwartet er von mir, hier einfach auf ihn zu warten?« Dominique läuft dem Präsidenten hinterher. »Ich muss nach Chichen Itzá!«
»Sir, jetzt geschieht etwas.« Eine kleine Menge hat sich um die Bildschirme der Predator versammelt.
Dominique packt Chaney am Arm. »Bringen Sie mich zu ihm. Das sind Sie mir schuldig.«
»Ms. Vazquez, das hat er ausdrücklich untersagt. Er hat mir das Versprechen abgenommen...«
»Er braucht
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