2012 - Schatten der Verdammnis
die Atmosphäre, was die globale Erwärmung beschleunigte. Große Flutwellen entwurzelten die Urwälder, ließen ganze Tierarten aussterben und verwüsteten das Land.
Die Erde wurde zu einem sehr unwirtlichen Ort.
Zwischen 13000 und 11000 v.Chr. war der Großteil des Eises geschmolzen und das Klima hatte sich stabilisiert. Aus dem Chaos aber war eine neue Unterart entstanden, Homo sapiens sapiens, der heutige Mensch.
Ist es die Evolution oder die biblische Schöpfungsgeschichte, in der die Wahrheit für das Erscheinen des heutigen Menschen liegt? Als Wissenschaftler bin ieh gezwungen, an Darwin zu glauben, aber als Archäologe ist mir auch
bewusst, dass die Wahrheit oft in Mythen verborgen liegt, die über die Jahrtausende hinweg überliefert wurden. Die Prophezeiung, von der der Kalender der Maya spricht, gehört zu eben dieser Kategorie. Wie schon erwähnt, ist dieser Kalender ein präzises wissenschaftliches Instrument, dessen Berechnungen sich auf fortgeschrittene Kenntnisse der Astronomie und Mathematik stützen. Abgesehen davon bezieht sich der Ursprung des Kalenders auch auf den bedeutendsten Mythos der Maya-Kultur: das Popol Vuh, die Schöpfungsgeschichte der Maya.
Das Popol Vuh ist die Bibel der mittelamerikanischen Indianer. Entstanden ist es mehrere Jahrhunderte nach dem Abschied von Kukulkan. Die Welt, heißt es darin, sei in eine Oberwelt (den Himmel), eine Mittelwelt (die Erde) und eine Unterwelt unterteilt gewesen. Letztere trug den Namen Xibalba (>Schibalba< ausgesprochen) und war das Reich des Bösen. Wenn die alten Maya in den Nachthimmel blickten, sahen sie das dunkle Band in der Milchstraße und deuteten es als dunkle Schlange oder als >Schwarze Straße< (Xibalba-Be), die in die Unterwelt führt. Ganz in der Nähe dieses Bandes befinden sich die drei Sterne, die den Gürtel des Orion bilden. In den Mythen der Maya sind diese Sterne die drei Steine der Schöpfung.
Wie schon gesagt, ist der Kalender der Maya in fünf Große Zyklen unterteilt. Die erste dieser Zyklen beginnt vor etwa 25800 Jahren. Das ist kein willkürlicher Zeitraum, sondern die tatsächliche Zahl der Jahre, die die Erde braucht, um einen ganzen Präzessionszyklus zu durchlaufen, der sich auf die extrem langsame Bewegung ihrer Achse bezieht. Mehr darüber später.
Die Schöpfungsgeschichte, die das Popol Vuh erzählt, beginnt also vor etwa 25800 Jahren, als die Erde noch größtenteils von Eis bedeckt war. Der Heros der Legende ist ein primitiver Mensch mit Namen Hun-Hunapu (>Hun< bedeutet >eins< oder >einer<), der von den Maya später als >Erster Vater< verehrt wurde. Die größte Leidenschaft von Hun-Hunapu
war das uralte Ballspiel Tlachtli. Eines Tages forderten die Herren der Unterwelt, die durch die >Schwarze Straße< Xibalba-Be sprachen, Hun-Hunapu und dessen Bruder zu einem Spiel heraus. Hun-Hunapu nahm an und betrat das Tor zur Schwarzen Straße, die in den Maya Legenden als Maul einer großen Schlange beschrieben wird.
Doch die Herren der Unterwelt hatten gar nicht vor, das Spiel zu spielen. Durch List und Tücke besiegten sie die Brüder und schlugen ihnen den Kopf ab. Hun-Hunapus Kopf hängten sie in die Krümmung eines Kalebassen-Baumes. Dann stellten sie den Baum an einen fernen Ort und verboten allen, ihn aufzusuchen.
Nach vielen, vielen Jahren wagte eine tapfere junge Frau namens Blutmond sich auf die Schwarze Straße, um herauszufinden, ob die Legende von Hun-Hunapu der Wahrheit entspreche. Als sie zu jenem Baum trat, um ein paar Früchte zu pflücken, entdeckte sie zu ihrem Schrecken den Kopf von Hun-Hunapu, der in ihre Handfläche spie und sie dadurch auf magische Weise schwängerte. Dann floh die Frau, noch bevor die Herren der Unterwelt sie vernichten konnten.
Blutmond, auch >Erste Mutter< genannt, gebar Zwillinge. Die Jahre vergingen, und die Jungen wurden zu starken, fähigen Kriegern. Als sie erwachsen waren, drängte die innere Stimme ihres Erbes sie dazu, die Reise in die Schwarze Straße nach Xibalba zu unternehmen, um die Herren des Bösen herauszufordern und den Tod des Vaters ihrer Söhne zu rächen. Erneut versuchten ihre Gegner es mit List und Tücke, doch diesmal triumphierten die heldenhaften Zwillinge, besiegten das Böse und erweckten ihren verschwundenen Vater wieder zum Leben.
Was können wir diesem Schöpfungsmythos entnehmen? Der Name Hun-Hunapu (>Eins Hunapu<) korrespondiert mit dem Kalendernamen Eins Ahau, der den Tag der >ersten Sonne< bezeichnet. Die >erste Sonne< des neuen Jahres
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