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2012 - Schatten der Verdammnis

Titel: 2012 - Schatten der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten Bernhard Kleinschmidt
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die scharfe Flüssigkeit in ihren Magen rinnen.
    »Na, fühlen Sie sich jetzt besser?« Die leise, sonore Stimme klingt väterlich.

    Sie nickt.
    »Trotz allem, was Mick Ihnen erzählt haben mag, Ms. Vazquez, mag ich ihn. Und dass wir ihn isolieren müssen, gefällt mir ebenso wenig wie Ihnen.«
    Das Telefon läutet. Foletta nimmt ab und betrachtet sie nachdenklich. »Das ist einer der Wärter. Er sagt, er wartet drunten auf sie.«
    Scheiße. »Könnten Sie ihm sagen, dass ich gerade eine wichtige Besprechung habe? Sagen Sie ihm, ich schaffe es heute Abend einfach nicht.«
    Foletta gibt die Nachricht weiter und legt auf.
    »Dr Foletta, was ist mit Micks jährlicher Evaluation? War das etwa auch eine Lüge?«
    »Nein, das stimmt; es ist sogar eines der Dinge, die ich mit Ihnen besprechen will. Ich weiß, es ist ein wenig ungewöhnlich, aber Sie müssten mir meine Beurteilung bestätigen.«
    »Was raten Sie mir?«
    »Das hängt von Ihnen selbst ab. Wenn Sie objektiv bleiben können, werde ich beantragen, dass Sie während Ihrer Zeit hier weiterhin als klinischer Psychiater für ihn fungieren.«
    »Mick leidet an Sinnesdeprivation. Ich würde mir wünschen, dass er Zutritt zum Hof und zu den anderen Rehabilitationsmöglichkeiten hat.«
    »Er hat Sie doch gerade erst angegriffen...«
    »Nein, hat er nicht. Er hat sich nur ein wenig aufgeregt und da bin ich in Panik geraten.«
    Foletta lehnt sich zurück und blickt an die Decke, als wäge er eine bedeutsame Entscheidung ab. »Na schön, Ms. Vazquez, machen wir es folgendermaßen: Wenn Sie meine jährliche Evaluation unterschreiben, gewähre ich ihm sämtliche Vergünstigungen. Verbessert sich Micks Zustand tatsächlich, weise ich ihm im Januar ein vollständiges Rehabilitationsteam zu. Einverstanden?«
    Dominique lächelt. »Einverstanden.«

22. September 2012 Miami, Florida
    Der Hof des Psychiatrischen Zentrums von Südflorida besteht aus einer rechteckigen Rasenfläche, die auf allen vier Seiten von Mauern umgeben ist. Das L-förmige Hauptgebäude umschließt sie im Osten und Süden; die nördliche und westliche Grenze bildet eine sechs Meter hohe Betonmauer, deren Krone mit Stacheldrahtrollen geschmückt ist.
    Der Hof hat keinerlei Tore. Um die Rasenfläche zu verlassen, muss man drei Betontreppen hinaufsteigen. Sie führen zu einem offenen Gang, der sich an der Südfassade des Gebäudes entlangzieht. Von hier aus gelangt man in den zweiten Stock mit Fitnessräumen, Räumen für Therapiegruppen, einem Zentrum für handwerkliche und künstlerische Aktivitäten, einem Computerraum und einem Kinosaal.
    Dominique sucht unter dem Aluminiumdach über dem offenen Gang im zweiten Stock Schutz, als bleigraue Wolken von Osten her heranziehen. Eine Schar Patienten verlässt den Hof, während die ersten Tropfen eines Nachmittagsschauers- auf den Rasen klatschen.
    Nur eine einsame Gestalt bleibt zurück.
    Mick Gabriel umschreitet weiterhin den Hof, die Hände tief in die Taschen geschoben. Er spürt, wie die feuchte Luft abkühlt, als die Wolken am Himmel aufreißen. Innerhalb weniger Sekunden steht er mitten im prasselnden Regen. Die durchnässte weiße Anstaltskleidung klebt an seinem drahtigen, muskulösen Körper.
    Er geht weiter, obwohl seine nassen Tennisschuhe im weichen Gras versinken, obwohl er das Regenwasser zwischen den Zehen spürt. Bei jedem Schritt spricht er den Namen eines Jahres aus dem Maya-Kalender aus. Es ist eine Übung, mit deren Hilfe er sich geistig auf Trab hält. Drei Ix, vier Cauac, fünf Kan, sechs Muluc...

    Die dunklen Augen fixieren die Betonmauer, suchen nach Rissen. Mick überdenkt seine Chancen, zu entkommen.
     
    Dominique betrachtet ihn durch den Regenschleier hindurch und verspürt Gewissensbisse. Du hast es vermasselt. Er hat dir vertraut und jetzt meint er, du hast ihn hintergangen.
    Foletta nähert sich. Er tauscht Grüße mit mehreren abnorm ausgelassenen Patienten, dann tritt er zu ihr.
    »Weigert er sich immer noch, mit Ihnen zu sprechen?«
    Dominique nickt. »Jetzt sind es schon fast zwei Wochen. Jeden Tag ist es dasselbe. Er frühstückt, dann trifft er sich mit mir und starrt eine geschlagene Stunde auf den Boden. Sobald er in den Hof kommt, geht er bis zum Abendessen hin und her. Er nimmt nie Kontakt mit anderen Patienten auf und sagt auch nie ein Wort. Er geht nur hin und her.«
    »Man sollte meinen, dass er dankbar wäre. Schließlich sind Sie für seine neue Freiheit verantwortlich.«
    »Das ist keine Freiheit.«
    »Nein, aber ein

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