2012 - Schatten der Verdammnis
monurnentale Steinkreis vollendet war, errichteten die Erbauer fünf so genannte Trilithons. Sie bestehen aus jeweils zwei aufrecht stehenden Sarsensteinen, die paarweise mit einem Deckstein verbunden sind. Diese Blöcke - die größten der Anlage - ragen knapp acht Meter über dem Boden auf, wobei sich ein Drittel ihrer Masse unter der Erde befindet. Die fünf Trilithons sind innerhalb des äußeren Steinkreises so gesetzt, dass sie ein Hufeisen bilden. Genau gegenüber von dessen Öffnung steht der Altarstein,
der nach der Sommersonnenwende ausgerichtet ist. Der mittlere und größte Trilithon wiederum zeigt in Richtung der Wintersonnenwende. Damit erinnert er an den einundzwanzigsten Dezember, den Tag der düsteren Maya-Prophezeiung und ein Datum, das die meisten alten Kulturen mit dem Tod assoziierten.
Wie ist es den steinzeitlichen Bewohnern des alten England gelungen, vierzig Tonnen schwere Steinblöcke fast vierzig Kilorneter weit über unwegsames, hügliges Gelände zu transportieren? Wie schafften sie es, die neun Tonnen schweren Decksteine sechs Meter hoch zu heben und sie dann perfekt an Ort und Stelle abzusetzen? Und welche Missiott mag wohl so bedeutsam gewesen sein, dass sich dieses prähistorische Volk dazu aufschwang, ein so unglaubliches Werk zu schaffen?
Es gibt keine schriftlichen Belege, die uns dabei helfen würden, die Erbauer von Stonehenge zu identifizieren, doch heißt es in einer populären - wenn auch absurden - Sage, Merlin, der Zauberer am Hof von König Artus, habe die Kultstätte gegründet. Dieser bärtige Weise, heißt es, habe den Tempel als kosmisches Observatorium und himmlischen Kalender entworfen. Abgesehen von dieser - durchaus korrekten - Funktion diente die Stätte für Zusammenkünfte und Rituale, bis sie um 1500 v. Chr. aus mysteriösen Gründen verlassen wurde.
Während Pierre nach London zurückkehrte, blieben Maria und ich in der Region, um die großen Hügelgräber zu erforschen, die die Stätte umgeben. Wir hofften, auf die Überreste länglicher Schädel zu stoßen, die eine Verbindung zu Mittel- und Südamerika bedeutet hätten. Das größte Grab der Gegend ist ein fünfunddreißig Meter langer Hügel, dessen Inneres ebenfalls aus Sarsensteinen besteht. Hier liegen die sterblichen Überreste von siebenundvierzig Menschen. Aus irgendeinem Grund hatte man die Knochen anatomisch sortiert und auf verschiedene Kammern verteilt.
Was wir fanden, war nicht so erstaunlich wie das, was wir nicht fanden, denn mindestens ein Dutzend Schädel, die zu den größten Skeletten gehörten, fehlten!
In den folgenden vier Monaten arbeiteten wir uns von Grab zu Grab vor und stießen immer auf dasselbe Resultat. Schließlich waren wir an der nach Meinung vieler Archäologen heiligsten Stätte angelangt, einer Steinkonstruktion in einem Grabhügel in Loughcrew, einer entlegenen Gegend in der Mitte Irlands.
In die Wände dieses Grabs sind kunstvolle Hieroglyphen eingraviert, deren Hauptmotiv eine Reihe spiralförmiger konzentrischer Kreise ist. Ich weiß noch, wie ich Marias Gesicht im Laternenlicht beobachtete, während sich ihre dunklen Augen auf die bizarren Zeichen richteten. Mir stockte das Herz, als ihre Miene sich plötzlich aufhellte. Sie zerrte mich aus dem Grab ins Tageslicht, rannte zu unserem Auto und fing an, die Schachteln mit den Hunderten von Fotos aufzureißen, die wir gemeinsam in der Gluthitze der Wüste von Nazca gemacht hatten.
»Schau nur, Julius, da ist es!«, rief sie und hielt mir eine Schwarzweißaufnahme vors Gesicht.
Es war ein Foto der so genannten Nazca-Pyramide, einer der älteren Wüstenzeichnungen, die wir für besonders bedeutsam hielten. Zwischen den Schenkeln ihres Dreiecks befanden sich zwei Motive: ein auf dem Rücken liegendes vierbeiniges Tier und eine Spirale.
Die Spirale war identisch mit den Steinzeichnungen, die wir soeben im Grab gefunden hatten.
Maria und ich waren ganz aufgewühlt von unserer Entdeckung. Schon vor geraumer Zeit waren wir beide zu dem Schluss gekommen, dass die Zeichnungen von Nazca eine uralte Botschaft für den modernen Menschen darstellten, die sich auf die mögliche Rettung vor dem vorhergesagten Weltuntergang bezog. Weshalb sonst hätten die geheimnisvollen Künstler die Figuren so groß gezeichnet, dass man sie nur von einem Flugzeug aus erkennen konnte?
Unser Enthusiasmus wurde von der nächsten logischen Frage gedämpft: Welche Pyramide stellte die Zeichnung in Nazca dar?
Maria glaubte felsenfest, es müsse
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