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2012 - Schatten der Verdammnis

Titel: 2012 - Schatten der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten Bernhard Kleinschmidt
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sich um die Große Pyramide von Giseh handeln, das größte steinerne Heiligtum der Welt. Sie argumentierte, sowohl in Giseh wie auch in Tiahuanaco, Sacsayhuaman und Stonehenge habe man megalithische Steinblöcke verwendet, diese Stätten seien innerhalb derselben Epoche entstanden jedenfalls unserer Meinung nach -, und der spitze Winkel der Nazca-Pyramide erinnere an die steilen Seiten des ägyptischen Bauwerks.
    Ich war von diesen Schlüssen nicht so überzeugt, hatte ich doch die Theorie entwickelt, viele der älteren Zeichnungen in Nazca seien Wegweiser, die uns in die richtige Richtung lenken sollten. Im Umkreis der Nazca-Pyramide befanden sich mehrere Figuren, die man uns, wie ich meinte, hinterlassen hatte, damit wir das mysteriöse Dreieck deuten konnten.
    Das wichtigste dieser Symbole befindet sich zwischen den Schenkeln der Pyramide selbst, direkt unterhalb der Spirale. Es ist das Bild eines auf dem Rücken liegenden vierbeinigen Tieres, das ich für einen Jaguar hielt, wohl das am meisten verehrte Tier in ganz Mittelamerika.
    Die zweite Figur ist die eines Affen. Dieses gewaltige, mit einer einzigen durchgehenden Linie gezeichnete Symbol weist einen Schwanz auf, der in einer Spirale endet. Sie gleicht der Spirale innerhalb der Pyramide.
    Die Maya verehrten den Affen und behandelten ihn wie eine menschliche Spezies. Im Schöpfungsmythos des Popol Vuh heißt es, der vierte Zyklus der Erdgeschichte habe mit einer zerstörerischen Sintflut geendet und die wenigen überlebenden Menschen seien in Affen verwandelt worden. Die Tatsache, dass es weder in Giseh noch im Süden Perus Affen gibt, schien darauf hinzudeuten, dass die Pyramide, auf die die Zeichnung in Nazca verwies, sich in Mittelamerika befinden musste.

    Auch Wale gehören nicht in diese Wüste, und doch finden sich drei Darstellungen dieser majestätischen Tiere auf dem Plateau von Nazca. Da ich vermutete, die geheimnisvollen Künstler hätten die Walbilder dazu benutzt, um einen dreiseitigen Rahmen aus Wasser anzudeuten, versuchte ich Maria davon zu überzeugen, dass es sich bei der fraglichen Pyramide um einen der Maya-Tempel auf der Halbinsel Yukatan handeln könnte.
    Was Pierre Borgia betraf, so hatte er kein Interesse an unseren Thesen. Den Geistern der Maya hinterherzujagen, war Marias Verlobtem nicht mehr wichtig; es ging ihm nur noch um Macht. Wie gesagt, ich hatte diese Entwicklung schon eine Weile kommen sehen. Während Maria und ich mit der Erforschung der Gräber beschäftigt waren, hatte Pierre sich endgültig darauf vorbereitet, für den amerikanischen Senat zu kandidieren. Zwei Tage nach unserer Entdeckung verkündete er mit großer Geste, nun sei es an der Zeit, dass er und die zukünftige Mrs. Borgia sich wichtigeren Dingen zuwendeten.
    Mir brach das Herz.
    Rasch wurde die Hochzeit in die Wege geleitet. Pierre und Maria sollten in der St.-John’s-Kathedrale getraut werden; ich war als Trauzeuge vorgesehen.
    Was sollte ich tun? Ich war verzweifelt, da ich von ganzem Herzen glaubte, Maria und ich seien verwandte Seelen. Pierre behandelte sie wie sein Eigentum, nicht wie eine gleichberechtigte Partnerin. Sie war seine Trophäe, seine Jackie Kennedy, eine hübsche Frau an seinem Arm, die seine politischen Ambitionen mit ihrem Liebreiz unterstützen konnte. Liebte er sie? Schon möglich, denn welcher Mann hätte das nicht getan? Aber liebte sie ihn wirklich auch?
    Das musste ich herausbekommen.
    Erst am Vorabend ihres Hochzeitstags brachte ich den Mut auf, ihr meine Liebe zu gestehen. Ich sah in diese wunderschönen Augen, deren Pupillen mich an schwarze, samtene
Seen denken ließen, und hatte das Gefühl, dass die Götter mir lächelnd zunickten, als Maria meinen Kopf an ihre Brust zog und schluchzte.
    Sie hatte dieselben Gefühle für mich empfunden! Maria gestand mir, sie habe inbrünstig darauf gewartet, dass ich auf sie zukommen und sie vor einem Leben mit Pierre retten würde, den sie schätzte, aber nicht liebte.
    In diesem gesegneten Augenblick wurde ich zu ihrer Rettung und sie zu meiner. Wie verzweifelte Liebende stahlen wir uns in jener Nacht davon. Pierre hinterließen wir einen kurzen Brief, in dem wir ihn um Verständnis für unser unentschuldbares Handeln baten, da keiner von uns beiden die Kraft besaß, ihm offen gegenüberzutreten.
    Zwanzig Stunden später landeten wir in Ägypten - als Mr. und Mrs. Julius Gabriel.
     
    Auszug aus dem Tagebuch von Prof. Julius Gabriel
     
    Vgl. Katalog 1974-75, Seite 45-62
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