2012 - Schatten der Verdammnis
von ihm, Gewehr bei Fuß zu stehen, wenn der NASA-Direktor ihn ruft. Da lässt Einauge mich bestimmt wieder irgendeinem Fantom hinterherjagen...
Zu seiner Überraschung ist ein Wachmann an der Tür des Konferenzraums postiert. Als er Chaney erblickt, tippt er einen Code ein und öffnet die Tür. »Treten Sie ein, Sir, man erwartet Sie schon.«
Am Kopfende des Konferenztischs sitzt NASA-Direktor Brian Dodds, flankiert von Marvin Teperman und einer Frau Ende dreißig, die einen weißen Arztmantel trägt.
Chaney bemerkt die dunklen Ringe um Dodds’ Augen.
»Herr Vizepräsident, bitte treten Sie ein. Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig gekommen sind. Das ist Dr. Debra Aldrich, eine der besten Geophysikerinnen der NASA. Dr. Teperman kennen Sie wohl schon.«
»Tag, Teperman. Dodds, ich hoffe, dass die Sache wichtig ist, sonst...«
»Das ist sie. Setzen Sie sich, Sir - bitte.« Dodds berührt eine Taste auf dem Schaltpult vor ihm. Im Raum wird es dunkler, während ein holografisches Bild des Golfs von Mexiko über dem Tisch erscheint.
»Dieses Bild hat SEASAT aufgenommen, ein ozeanografischer Beobachtungssatellit der NASA. Auf Ihre Anregung hin haben wir damit begonnen, den Golf von Mexiko absuchen zu lassen, um den Ursprung der schwarzen Flut zu bestimmen.«
Chaney sieht, wie das Bild springt. Dann stellt die Kamera sich auf einen Ausschnitt der Meeresoberfläche ein, der von einem gepunkteten weißen Kreis umrahmt wird.
»Mit X-Band Synthetic Aperture Radar ist es uns gelungen, die schwarze Flut zu diesen Koordinaten zurückzuverfolgen. Es handelt sich um ein Gebiet etwa fünfundfünfzig Kilometer nördlich der Halbinsel Yukatan. Und nun schauen Sie bitte genau hin.«
Dodds drückt eine andere Taste. Das holografische Meer löst sich in helle grüne und blaue Flecken auf, in deren Zentrum ein leuchtend weißer Lichtkreis sichtbar ist. An seinen Rändern nimmt die Farbe an Intensität ab und wird erst gelb und dann rot. »Hier sehen wir eine Thermalaufnahme des Zielgebiets. Wie Sie erkennen können, befindet sich etwas sehr Großes da unten, das gewaltige Mengen Hitze abstrahlt.«
»Zuerst dachten wir, wir hätten einen Unterwasservulkan entdeckt«, fügt Dr Aldrich hinzu, »aber den geologischen Untersuchungen zufolge, die die nationale Ölgesellschaft Mexikos durchgeführt hat, gibt es in dieser Region keinerlei Vulkane. Nach ein paar weiteren Tests haben wir festgestellt, dass dieser Ort eine starke elektromagnetische Energie ausstrahlt. An sich ist das nicht besonders auffällig, da er fast direkt im Zentrum des Chicxulub-Kraters liegt, der für starke Magnet- und Gravitationsfelder bekannt ist.«
Chaney hebt die Hand. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Dr Aldrich. Für Leute wie Sie ist dieses Thema zweifellos recht faszinierend, aber...«
Teperman packt den hohen Politiker am Handgelenk. »Wir versuchen gerade, Ihnen zu erklären, dass da unten etwas präsent ist, Mr. Chaney, etwas viel Wichtigeres als Ihr Krieg. Mr. Dodds, der Vizepräsident ist ein viel beschäftigter Mann. Vielleicht sollten Sie die gradiometrischen Daten überspringen und gleich zur akustischen Tomografie übergehen.«
Dodds wählt ein anderes Hologramm. Die Farbflecken lösen sich in eine Schwarzweißaufnahme des Meeresbodens auf. In der aufgebrochenen Fläche ist ein schwarzer Fleck zu sehen, offensichtlich eine in die Tiefe führende Öffnung, die an einen Tunnel denken lässt.
»Sir, die akustische Tomografie ist eine Aufnahmetechnik, bei der akustische Strahlung - in diesem Fall Ultraschallwellen - durch den Meeresboden gesendet wird, um darunter befindliche Objekte erkennbar zu machen.«
Staunend sieht Chaney, wie sich ein gewaltiges ovales Objekt unterhalb der größeren Öffnung abzuzeichnen beginnt. Dodds verändert das Bild, indem er das dreidimensionale Objekt vom Meeresboden wegholt, sodass es frei über den Köpfen der Anwesenden schwebt.
»Was ist denn das?«, fragt Chaney mit heiserer Stimme. Teperman grinst. »Nichts weiter als die fantastischste Entdeckung in der Geschichte der Menschheit.«
Die ovale Masse schwebt direkt über Chaneys Kopf. »Was faseln Sie da, Teperman? Was, zum Teufel, ist das für ein Ding?«
»Mr. Chaney, vor fünfundsechzig Millionen Jahren ist ein gewaltiges Objekt mit einer Geschwindigkeit von mehr als fünfzig Kilometern pro Sekunde in ein seichtes tropisches Meer eingeschlagen. Es hatte einen Durchmesser von elf bis dreizehn Kilometern und ein Gewicht von etwa einer
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