Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2012 - Schatten der Verdammnis

Titel: 2012 - Schatten der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten Bernhard Kleinschmidt
Vom Netzwerk:
Raymond schaltet ihn ab und tritt in den Flur.
    Marvis blickt auf. »Was ist denn?«
    »Kümmer dich um deinen Fernseher, Marvis.« Raymond geht durch den Flur zu Station 7-C und bleibt vor Zimmer 714 stehen. Er gibt den Code der Tür ein.
    Die Zelle ist nur schwach beleuchtet. Der ranzige Geruch von Desinfektionsmitteln und mit Urin und Schweiß getränkter Kleidung hängt in der Luft.
    Eine Gestalt liegt auf der Matratze. Sie wendet Raymond den Rücken zu und hat das Laken bis zu den Ohren hoch gezogen.
    »’n Abend, Arschloch. Hier ist ein kleiner Gruß von deiner Süßen.«

    Raymond schwingt den Gummischlauch und lässt ihn mit voller Wucht auf das Gesicht des Schlafenden niedersausen. Mit einem qualvollen Aufschrei versucht der Mann aufzustehen. Der muskelbepackte Koloss stößt ihn mit einem Fußtritt wieder auf die Liege und bearbeitet seinen Rücken und seine Schultern mit wütenden Schlägen, bis seine Wut verraucht ist.
    Schwer atmend steht der Wärter über dem reglosen Körper. »Na, hat dir das gut getan, Scheißkerl? Hoffentlich, denn mir hat’s sehr gefallen!«
    Er zieht das Laken zurück. »Ach, du Scheiße...«
     
    Rabbi Steinberg lenkt den Dodge-Van an den Straßenrand und parkt neben dem Mülleimer eines Supermarkts. Er schiebt die Seitentür auf, holt das N y lonseil heraus und wirft es rasch in den Müll. Dann steigt er hinten ein und hilft Mick, sich vom Boden auf den Sitz zu stemmen. »Wie geht’s?«
    Mick blickt ihn mit leeren Augen an. »Chlorpromazin...«
    »Ich weiß.« Der Rabbi hebt seinen Kopf an und flößt ihm einen Schluck Wasser ein. Beim Anblick der lädierten Unterarme zuckt er zusammen. »Jetzt wird alles gut. Ruhen Sie sich einfach aus; es wird eine lange Fahrt.«
    Mick wird ohnmächtig, noch bevor sein Kopf auf den Sitz der Rückbank gesunken ist.
     
    Als die ersten Streifenwagen eintreffen, zieht der Abschleppwagen den Pronto Spyder schon auf seine Ladefläche.
    Raymond kommt aus dem Eingang gelaufen, um die Polizisten zu empfangen. Er sieht Dominique. »Das ist sie! Nehmt sie fest!«
    Dominique heuchelt Überraschung. »Was soll das heißen?«

    »Du weißt genau, wovon ich rede! Gabriel ist ausgebrochen!«
    »Mick ist ausgebrochen? O mein Gott, wie denn?« Sie sieht die Polizisten an. »Sie werden doch nicht glauben, dass ich etwas damit zu tun hatte. Ich warte schon seit zwanzig Minuten hier draußen.«
    Der Fahrer des Abschleppwagens nickt. »Das stimmt, Officer, das kann ich bezeugen. Und wir haben nicht das Geringste gesehen.«
    Ein brauner Lincoln Continental hält mit quietschenden Reifen vor dem Haupteingang. Anthony Foletta steigt aus, in einen hellgelben Jogginganzug gekleidet. »Raymond, was... Dominique, was zum Teufel machen Sie denn hier?«
    »Ich bin vorbeigekommen, um mich brieflich abzumelden. Mein Vater ist bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen. Ich breche mein Praktikum ab.« Sie wirft einen Seitenblick auf Raymond. »Sieht ganz so aus, als hätte ihr Gorilla da ganz schön was vermasselt.«
    Foletta mustert sie, dann zieht er den ranghöchsten Beamten beiseite. »Officer, ich bin Dr. Foletta, der Direktor dieser Anstalt. Diese Frau hatte früher mit dem Insassen zu tun, der ausgebrochen ist. Wenn die beiden das gemeinsam geplant haben und sie ihn wegbringen sollte, besteht eine gute Chance, dass er noch irgendwo drinnen ist.«
    Der Beamte schickt seine Männer mit dem mitgebrachten Suchhund auf das Anstaltsgelände, dann wendet er sich an Dominique. »Holen Sie Ihre Siebensachen aus dem Wagen, junge Frau. Sie kommen mit.«

    AUS DEM TAGEBUCH VON JULIUS GABRIEL
    Es war im Spätherbst 1974, als meine zwei Kollegen und ich in England landeten, allesamt ziemlich froh, wieder in der >Zivilisation< zu sein. Ich wusste, dass Pierre seinen archäologischen Ehrgeiz verloren hatte und in die Staaten zurückkehren wollte. Unter dem Druck seiner politisch einflussreichen Familie hatte er sich endlich entschieden, sich um ein Amt zu bewerben. Meine größte Angst war, dass er Maria dazu bringen würde, ihn zu begleiten.
    Ja, Angst. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich mich in die Verlobte meines besten Freundes verliebt.
    Wieso lässt man es zu, dass so etwas geschieht? Diese Frage habe ich tausendmal hin und her gewälzt. Herzensangelegenheiten sind schwer zu rechtfertigen, obgleich ich das zuerst durchaus versucht habe. Es war Begierde, redete ich mir ein, entstanden durch die Umstände unserer Arbeit. Die Archäologie ist ein Beruf, der eine gewisse Isolation

Weitere Kostenlose Bücher