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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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akzeptieren, aber die anderen fünf Rassler-Geblüte starrten mich nur an.
    Da habe ich mal wieder die abergläubischsten und aufsässigsten Idioten erwischt, dachte ich. Tolle Hilfe. Man hatte nie alles beisammen, nichts klappte je. Und es wird auch nie etwas klappen.
    Hun Xoc nahm eine Kampfsäge, stellte sich vor das erste Geblüt und befahl ihm, die Tür zu durchqueren. Der Junge hatte Angst; trotzdem sagte er irgendetwas in der Richtung, dass es uns nicht bekommen würde, dort hineinzugehen. Noch während er sprach, griff Hun Xoc in den mit einem Schuppenmuster verzierten Schurz des Jungen, packte dessen Penis und Hoden, trat ihm die Beine unter dem Leib weg und zog die kurze Säge unter seiner Hand hindurch. Der Junge gab kaum einen Laut von sich. Hun Xoc stand auf und warf die blutigen Genitalien des Jungen einem anderen Geblüt zu. Sie klatschten ihm gegen die Brust und sackten zitternd zu Boden.
    »Sofort nehmt ihr den Weg der Frauen als Männer,
    Oder wir machen euch zuvor zu Frauen«, sagte Hun Xoc.
    Der Kastrierte unterdrückte ein Wimmern und versuchte aufzustehen. Der Rest der Mannschaft stand schweigend da. Was für ein eigentümlicher Augenblick: Die Geblüte schienen tatsächlich die Alternativen gegeneinander abzuwägen.
    Ich schob mich durch die zerfetzte Stoffbahn in das gespenstische malvenfarbene Licht.



(39)
    Zwei alte Großhausfrauen waren im Gang, erschraken furchtbar und schlurften eilig davon. Ich streckte den Kopf hinaus. Endlich hinkte der Kastrierte zur Tür, und einer nach dem anderen folgte ihm. Vielleicht sagten sie sich, es sei nun okay, weil das Blut, das ihm die Beine hinunterlief, eine Rechtfertigung bot. Hun Xoc drängte von hinten.
    Wir gingen in dem gewundenen Korridor ungefähr zwanzig Seillängen nach Westen und Süden und zwei Seillängen in die Höhe und gelangten auf einen anderen Hof, eine sogenannte »Mondblut-Latrine«, wo das unreine Wasser aus dem Frauengebäude sich in die Kanäle ergoss. In der Mitte stand eine Zisterne, die über eine offene Rinne aus Baumstämmen von einer Bergquelle gespeist wurde.
    Wir halfen uns gegenseitig auf die Dachterrasse. Die Wasserleitung führte zu einer Abzweigung des großen Südaquädukts. Hun Xoc kletterte am kunstvollen Relief in die Rinne hinauf. Ich folgte ihm, und nach mir kamen die Geblüte. In Einzelreihe eilten wir in geduckter Haltung nach oben, indem wir auf die Ränder der Rinne traten und versuchten, nicht ins Wasser zu rutschen. Es dämmerte, aber der verdammte große Mond schien einfach zu hell. So viel zum Schutz der Dunkelheit. Hinter uns hörten wir vereinzelte codierte Alarmrufe. Ganz eindeutig hatte man uns entdeckt. Der Aquädukt führte im Zickzack den Hang hinauf, und an der ersten Biegung erhielt ich einen Blick hinunter auf den Hüftballdistrikt.
    Gekämpft wurde hierzulande normalerweise nicht in Schlachtordnung, sondern in einer Reihe kleinerer Duelle, doch diesmal war es anders. Im Zentrum der nördlichen Plattform stand noch immer eine Gruppe Harpyien-Geblüte; jeder von ihnen hielt ein langes Blasrohr. Auf den Stufen des Mattenhauses bot sich das gleiche Bild, nur dass die Harpyien dort in einer vier Schützenreihen tiefen Formation standen; die vorderste Reihe zielte, während die Geblüte weiter hinten luden, ganz im Stil Friedrichs des Großen. Sie mussten die Blasrohre in zwei oder drei Teile zerlegt eingeschmuggelt und in letzter Sekunde zusammengesetzt haben. Mittlerweile hatten die Ozelots die Kontrolle über den Graben erlangt, aber es schienen genauso viele tot oder sterbend am Boden zu liegen, wie noch standen. Ich hörte ein Harpyien-Pfeifen, das sich verdächtig nach dem Signal zu laden anhörte, dann das Schmatzen Hunderter Pfeile, die in die speichelfeuchten Rohre geschoben wurden. Eine Meute Ozelots stürmte auf sie zu, und die Harpyien schossen eine Salve quer über das Spielfeld in die lebende Mauer aus Geblüten. Es klang wie ein lautes Husten, gefolgt von einem Zischen. Ich konnte nichts sehen, und die Ozelots mit Sicherheit auch nichts, nur diese unsichtbare Giftflut, die auf sie zujagte. Fünf von sechs Ozelots zuckten zurück und sanken auf die Masse aus smaragdgrün gefleckten Körpern. Eine zweite Welle Ozelots folgte der ersten und erreichte die Plattform, ehe die Schützenreihe zu einer weiteren Salve angelegt hatte, und …
    Was ist los?, fragte Hun Xoc. Ich war stehen geblieben und sah ihn an, und er deutete auf den Zócalo unter uns. Zwanzig oder fünfundzwanzig Geblüte

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