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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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wiederholte immer wieder, dass wir ihr das ganze Zeug versauten. Ehe ich etwas sagen konnte, holte der Hauptmann mit seinem Streitkolben aus und zog ihn ihr über die Augen. Der Schlag riss ihr ein Stück aus dem Nasenrücken, und einen Augenblick lang stand sie weiterhin kreischend da; dann kippte sie um. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich machte einfach weiter mit dem, was ich vorhatte. Ich hatte mich an solche Dinge gewöhnt.
    Hun Xoc befahl den Rasslern, die großen Farbbottiche durch die Tür auf die Ozelot-Geblüte zu schleudern. Während sie den Bottichen auswichen, konnte ich kurz an ihnen vorbei in den Cañon des Spielfelds blicken, der etwa zwei Seillängen tiefer lag als wir. Zwischen Ballspielern und Zuschauern war ein Handgemenge im Gange, aber ich sah, dass Smaragd-Sturmschritts und Smaragd-Brüllaffes Banner durch die Menge auf uns zukamen. Sie hatten ihre Trainer und Anhänger um sich geschart und zur geordneten Verfolgung auf unsereFährte gesetzt. Die Ozelots hingegen wirkten unentschlossen. Sie waren mehr darauf erpicht, in den Spielbezirk zu eilen und 9-Reißzahn-Kolibri und die anderen königlichen Personen zu schützen.
    Der Hauptmann ließ zwei Rassler-Geblüte zurück, die die Tür halten sollten. Wir mussten aufs Festland, log ich ein wenig zu laut, weil ich hoffte, dass die Ozelots hinter der Tür mich hörten oder dass unsere Nachhut dies angab, falls sie gefangen genommen und zum Reden gebracht wurde. Wenn die Nachricht zum Ahau gelangte, war es wichtig, dass er annahm, wir würden versuchen, auf den gekrümmten Laufsteg zu gelangen, der um den Südrand der Halbinsel herum und dann nach Osten zum Festland führte. Wie gesagt war Ix eine Kanalstadt; es gab eigentlich gar keine Straßen. Um irgendwohin zu gelangen, brauchte man entweder ein Boot oder musste jemandes Schlafzimmer durchqueren. Ich hetzte jeden über den Hof zur anderen Tür. Schon standen zwei Geblüte oben auf der Mauer, durch die wir gekommen waren. Ich ging zuerst hinein, auch wenn es mir normalerweise nicht gestattet war, die Spitze zu übernehmen; dazu war ich zu wichtig. Ich kam in einen kleinen Flur, in dem es stank und der über mehrere Biegungen nach rechts aufwärts führte. Als Jed wäre ich verwirrt gewesen, aber mein Richtungssinn hatte sich um einige tausend Prozent verbessert, seit ich im Alten Mayaland war. Ich drang in einen kleinen Küchenhof vor, durchquerte die Abfalltür auf der gegenüberliegenden Seite und kam durch eine offene Gasse in einen der Höfe, auf denen das Essen vorbereitet wurde. Dutzende von Kochsklavinnen des Frauenhaushalts wimmelten kreischend umher und wussten nicht, was sie tun sollten. Ich musste lachen, weil das Ganze allmählich an eine Verfolgungsjagd aus einem James-Bond-Film erinnerte, wo immer die Obstkarren umgeworfen werden und die wütenden Händler den Fliehenden die Fäuste hinterherschütteln. Am seltsamsten aber war, dass wir bisher damit durchgekommen waren. Für diese Jungs ist es eben noch neu, sagte ich mir. Diese Art von Kommandoeinsatz passte einfach nicht in das Protokoll der mesoamerikanischen Kriegführung. Zum ersten Mal begriff ich, wie Cortez trotz einer Chance von nur zehntausend zu eins den ganzen Kontinent an sich bringen konnte: Er hatte sosehr außerhalb des Gedankensystems der Azteken gehandelt, dass sie, ihren eingefahrenen Bahnen verhaftet, gar nicht wussten, wie sie auf ihn reagieren sollten. Wenn man etwas tut, das man einfach nicht tut, gewinnt man – meistens.
    Der Rassler-Hauptmann reichte mir einen kurzen Streitkolben, und ich band ihn mir an die linke Hand. Dann zeigte ich auf eine niedrige rote Stofftür mitten in der Westmauer, eine Mondweg-Tür. Hun Xoc trat daneben und begann, die Stofftür zu zerschneiden – sie bestand aus gummigetränkter, über ein Weidengestell gespannter Baumwolle –, aber ich spürte, dass die Traube aus Geblüten hinter mir zögerte, als wäre die Tür radioaktiv. Vereinfacht dargestellt, besaß Ix vier einander überlappende Netze aus Fußwegen, die von unterschiedlichen Menschenklassen benutzt wurden. Wir folgten einem der sogenannten »Reißzahn-Hasen-Blutgänge«, ein System abgetrennter Wege zu bestimmten Brunnen, die nur menstruierende Frauen benutzten. Diese Gänge waren innen rot gestrichen und mit rotem Zeltstoff überdacht. Kein Mann hätte je auch nur in Erwägung gezogen, ihren besudelten Boden zu überqueren.
    Wir nehmen diesen Weg, wiederholte ich. Hun Xoc und der Hauptmann schienen es zu

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