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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Jagdsäge nach meinem schlimmen Bein, versuchte mich zu lähmen. Ich rollte mich hinter eine Stele. Sie war ungefähr fünfzehn Fingerbreit dick und mit einer glatten Schicht aus dicker schwarzer, weißer und grüner Farbe bedeckt, als hätte man sie eingetunkt. Ich hörte das Pfeifen von Luft an einer scharfen Kante und sah sprühende Funken, als die Feuersteinschneide von der Stele abprallte. Kleine Splitter wirbelten durch die Luft. Einen davon bekam ich ins rechte Auge. Toll, genau das hatte mir noch gefehlt.
    »Kuchul bin ycnal« , knurrte Sturmschritt. »Du bist ein Läufer.« Damit meinte er, ich wäre vom Ballspiel davongelaufen, weil ich Angst hätte, wir würden verlieren.
    »Xejintic ub’aj« , erwiderte ich. »Erbrich dich auf dich selbst.« Aber ich hatte keine Stimme mehr, deshalb brachte ich nur ein Bühnenflüstern hervor.
    »Lothic ah tabay« , sagte er. »Ihr habt verloren.«
    » Ihr habt verloren«, erwiderte ich. »Verloren, verloren, verloren!«
    Ich ließ die Stele los und rannte zum Brunnen. Jemand war vor mir. Ich stürmte in ihn hinein und wand mich um ihn herum zum Rand der Zisterne. Meine Hände packten Reliefs von Seesternen, und ich spürte die solide Resonanz der Hunderte von Kubikmetern Wasser auf der anderen Seite. Trotz der Dürre strömte es rasch, noch immer mehr als genug, um die gesamte Stadt zu versorgen. Der Rand war nur brusthoch. Bring es einfach hinter dich, dachte ich. Der Kerl packte mich beim Zopf, doch der war zu zwei Dritteln falsch, und er riss nur die Verlängerung ab. Weitere Männer griffen nach mir. Ich zog mich zurück, rollte mich hoch auf den breiten Rand und versuchte es so aussehen zu lassen, als wäre ich in Panik. Die achteckige Öffnung durchmaß nur ungefähr eine Seillänge. Ich spürte, wie negative Ionen aus ihr herausschossen, und fühlte mich plötzlich erfrischt, dachte klar auch mit nur einem Auge, einem Bein, während der restliche Körper von einem Feuerwerk unerträglicher Schmerzen erfüllt war.
    Die Männer wollten mich vom Rand der Zisterne zerren. Du musst dich besser verstellen, dachte ich, sonst merken sie etwas. Es reicht nicht, sich zu kostümieren, du musst die Rolle spielen . Ich wand mich hin und her, verlagerte mein Gewicht, um wenigstens einen von ihnen mitzunehmen. Einer legte mir in dem Moment den Ellbogen um die Kehle, als ich uns beide aus dem Gleichgewicht brachte, sodass wir nach hinten in die Kälte kippten.



(41)
    Immer wieder wurde mir gesagt, ich hätte ein fotografisches Gedächtnis, aber natürlich passiert zu viel, als dass jemand sich an wirklich alles erinnern könnte. Ich neige dazu, bestimmte Dinge abrufbereit zu halten und andere nicht – ich könnte den Dialog eines Films zitieren, den ich gesehen habe, aber ich wüsste nicht mehr, mit wem ich im Kino gewesen bin. Filme und dergleichen scheinen in einer Art Rumpelkammer meines Gedächtnisraumes zu existieren. Nach einer Weile, nachdem wir in die Große Zisterne gekippt waren, verschoben sich für mich die Ereignisse in gleitender Raumzeit. Vielleicht ist es in gewisser Weise so, als würde man Musik hören oder einen Film von einer Disk schauen und drückt versehentlich die Wiederholtaste, ehe man im Sessel einschläft. Der Film wiederholt sich dann immer wieder, und man wacht hier und da auf und sieht ein kurzes Stück. Man erinnert sich vielleicht deutlich an die Szenen, weiß aber nicht mehr, wie sie zusammengehören oder beim wievielten Wiederholungslauf man sie gesehen hat. Jedenfalls erinnerte ich mich an das Gefühl, unwiderruflich das Gleichgewicht verloren zu haben, konnte mich aber nicht daran erinnern, zu fallen oder ins Wasser einzutauchen. Ich glaube, mein Herz hat anderthalb Schläge lang ausgesetzt. Ich war mir allerdings des Gegners bewusst, den ich mit in die Zisterne gezogen hatte und der mich noch immer würgte, und ich weiß, dass ich mit der rechten Hand nach dem Stück Obsidian getastet habe, das noch immer in meiner Linken steckte. Ich zog es raus, schloss die Finger darum, wand meinen Arm zurück, fand die Stelle, wo die linken kurzen Rippen des Mannes hervorstanden, ertastete den Rippenbogen und stieß ihm das Messer unter dem untersten Punkt des Brustbeins in den Leib. Er zuckte, aber sein Griff ließ nicht nach. Ich merkte, dass ich nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben würde. Ichbekam das Gefühl, dass wir noch immer sanken, statt nach oben zu treiben, vielleicht, weil der Bursche schwere Muschelmanschetten an Hand- und

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