2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
letzte Kleidungsschicht entfernten. Ihr Körper war anders proportioniert als bei einer Frau aus dem Westen und erinnerte mich ein wenig an die jungen Akte von Aristide Maillol. Natürlich erhält man auch einen Eindruck, wenn man sich klassische Maya-Statuen ansieht; in der Griffin-Sammlung des Princeton Art Museum steht die Figur einer webenden Frau, die genau diese gerundete knochenlose Kraft zeigt. Sie stammt von der Insel Jaina, einst eine Art Insel der Toten vor der Küste von Yukatan, so wie die Insel San Michele bei Venedig. Koh war ein wenig größer und schlanker als die durchschnittliche Maya, und ich fühlte mich ihr gegenüber ein bisschen mickrig. Ich hatte zuerst gedacht, es liege daran, dass sie teotihuacánische Vorfahren besaß, doch nun vermutete ich, dass es mit ihrer Polydaktilie zu tun hätte, ihrer Trisomie 13, oder was immer es war. Sie hatte zwei kleinere rudimentäre Brustwarzen etwa vier Fingerbreiten unterhalb der normalen, und wieder drei Fingerbreiten darunter zwei kleine Muttermale, die sich auf zwei schwach angedeuteten Säumen reihten, die an die Bauchlinien eines Fisches erinnerten. Der dunkle Fleck auf ihrer rechten Gesichtshälfte setzte sich den Hals hinunter fort, zog sich über das rechte Schlüsselbein, lief nach links über die linke Brust, ließ Bauch und Hüften hell, schwenkte wieder nach rechts über den rechten Schenkel und bog wieder nach links, sodass das rechte Bein oberhalb des Knies hell war und das gesamte linke Bein dunkel. Auf ihrer rechten Seite hoben sich die drei dunklen Brustwarzen von dem hellen Untergrund ab. Es sah aus, als wäre sie eine Softeis-Spirale, die jemand ohne großes Können mit einem Schokoladenüberzug versehen hatte. Vielleicht klingt es grotesk, aber sie sah unglaublich schön aus mit ihrem makellosen breiten Gesicht und den perfekt gerundeten Gliedmaßen. Ihre Genitalien wirkten normal, obschon sie natürlich wie bei den meisten Maya haarlos waren, und die schokoladendunklen Schamlippen guckten aus dem hellen Venushügel hervor.Ihre Dienerinnen rieben sie mit einem Öl ein, das wahrscheinlich von einem Rundschwanzseekuhweibchen stammte.
Die Diener blickten uns natürlich nicht ins Gesicht, verfolgten aber aufmerksam jede unserer Bewegungen, damit sie sofort sahen, wenn wir etwas brauchten. Wir waren beide so sehr an Diener gewöhnt und nahmen sie so wenig als Personen wahr, dass wir uns in der kleinen Kammer ganz unter uns fühlten, obwohl elf Personen zugegen waren. Nur Zur Linken störte mich ein bisschen. Doch er hatte sich nicht von seinem Posten am Eingang fortbewegt und würde es auch nicht tun. Mein Flötenspieler begann ein weitschweifiges, Lester-Young-mäßiges Solo, das ich vor langer Zeit sozusagen komponiert hatte und das zu dem traurigen Marsch passte, den sie draußen spielten. Nach Jazz klang es zwar nicht im Geringsten, aber trotzdem war es etwas unerhört Neues. Hinter Kohs ungerührter Miene konnte ich ein klein wenig Erstaunen, vielleicht sogar Interesse entdeckten. Wahrscheinlich eher an der Musik als an mir.
Koh ließ sich einstauben. Mit geishahafter Anmut ging sie zum Schlafsims. Ich habe nur selten beobachtet, dass sich ein Indianer des 21. Jahrhunderts so bewegte. Bei meiner Mutter war es mir manchmal aufgefallen, wenn sie nähte. Es war ein wenig wie die Bewegungen beim javanischen Ballett. Aber es ist albern, Vergleiche anzustellen, denn es war etwas Eigenständiges. Komm her, meine kleine Frigide Königin, dachte ich. Kohs Sängerin improvisierte ein erotisches Gebet zu meinem Mayaland-Swing. Zur Linken rutschte hin und her, als wollte er etwas sagen, hielt aber die Klappe. Seine Aufgabe bestand nur darin, hier herumzuhängen und für beide Familien zu bezeugen, dass wir nicht in letzter Minute irgendwelche Ersatzleute hervorzauberten oder so etwas. Bei einer königlichen Heirat wollte jeder genau wissen, was er bekam.
Sie hoben mich auf den Sims. Kohs Kostümiererin befächelte sie. Mein Kostümierer befächelte mich. Koh rutschte auf den Knien zu mir. Ich balancierte, während mein Leibdiener meinen Beinstumpf hielt. Kohs Zofe nahm mein berstendes Glied und führte es klinisch-choreografisch in Koh ein. In dem Augenblick, in dem ich von dieser gerippten zylindrischen Zunge umfangen wurde, verging jedeSelbstbeherrschung, die ich dem unbekannten Aphrodisiakum in diesem verdammten Seekuhöl entgegengesetzt hatte. Unwillkürlich zuckten meine Hüften vor und zurück, und ich fickte gewissermaßen blind vor mich
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