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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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no problemo , wir hängen sowieso noch ’ne Weile miteinander ab, oder?
    Wie ich bereits erwähnt habe, war es das erste Große Stadtspiel seit dem Spiel in Teotihuacán drei K’atunob’ zuvor. Und in Anbetracht der Tatsache, dass diese Kunst ausstarb, konnte es durchaus das letzte Spiel sein, das jemals stattfand. Es sollte eine öffentliche Demonstration meiner Fähigkeit sein, in die Zukunft zu blicken, doch tatsächlich war es Frau Koh, die das Sehen übernahm, und sie und ich spielten aus jeweils eigenen Gründen.
    Wenn alles gut lief, würde niemand die fernsten und wichtigstenDinge erfahren, die wir sahen. Wir würden ein paar Voraussagen über die nächsten K’atunob’ machen und alles andere für uns behalten.
    Koh entzündete eine ihrer grünen Zigarren – die Sorte, wo Chili und Schokolade in den Tabak geflochten sind –, nahm einen Zug und reichte sie mir. Ich paffte daran. Koh begann mit der Anrufung, die im metaphorischen Dialekt der Sonnenaddierer erfolgte. Also versuche ich es mit einer Wiedergabe, die mehr Umschreibung ist und weniger Übersetzung. Okay, Jedketiere? Gut. Also, los geht’s:
    »Du, Hurrikan, der Herrn Hitzes erste Dämmerung beseeltest,
    Du über uns, der sein letztes Sterben vorhersieht,
    Du, sonnenäugiger Schlängler im blaugrünen Becken,
    Du, jadehäutiger Schnitzer der türkisen Zisterne,
    Du, dessen zischende Speere Waldbrände entfachen,
    Neige dich zu uns aus deinem Sturmwind und antworte uns.«
    Koh schaute hoch. Ich zögerte, räusperte mich und begann meine erste Antwort.
    Jed:
    »Wir, die wir nur Staubkörner im Sturmwind sind,
    Wir, geboren beim Fall der Sonne, verschwunden, ehe sie aufgeht,
    Wer harrt unser am Herdfeuer?
    Wessen Hände polieren unsere Knochen nach unserem Tod?
    Werden unsere Schädel nur auf den Boden der Zisterne rollen?
    Werden die Töpfer die Scherben unserer zersprungnen Becken neu brennen?«

    Ahau-na Koh:
    »Du, Zyklon, schenke uns einen Platz unter dem Becken,
    Aber über den Wolken, über dem vernichtenden Sturmwind:
    Ein Blick über die vierfache Zisterne,
    Wo wir die Körner der kommenden Dämmerungen verstreuen können,
    Wo wir ihr Wachsen und ihr Sterben zählen können,
    Wo wir junge Fluten und frisch entfachte Feuer entdecken können.«

    Jed:
    »Wo wir unsere Erben vor nahendem Feuer warnen können,
    Wo wir die ersten Risse im Becken spüren
    Und unsere Linie wiegen und ihren Tod verhüten,
    Wo wir sie im Sturmwind weinen hören können,
    Wo wir alle ihre Dämmerungen
    Voll und klar lesen können über der klaffenden Zisterne.«

    Ahau-na Koh:
    »Du inmitten der türkisen Zisterne
    Zeig uns die goldenen Südwestfeuer,
    Lass uns rotwärts sehen, durch die Sierra der Dämmerung,
    Nach Südosten, wo der Horizont das Becken trifft.
    Leite uns nordöstlich durch den Knochenstaub-Sturmwind,
    Und sogar nach Nordwesten, durch die rußschwarzen Dünen des Sterbens.«

    Jed:
    »Damit in Zeiten weit jenseits unseres Todes
    Unsere Töchter noch immer Gaben in deine Zisterne werfen,
    Unsere Söhne deinen Sturmwinden noch immer Blutrauch opfern,
    Unsere Leibeigenen noch immer deine Altarfeuer hüten können,
    Dir aus randvollen Becken Schokolade vorgießen,
    Durch all die ungedämmerten Tage, die nun bald dämmern.«

    Ahau-na Koh:
    »Dämmernd backen wir unsere Körper und zerschmettern sie sterbend.«
    J ed:
    »Wir zerschmettern unsere Becken und versenken sie in deiner Zisterne.
    Und löschen unsere letzten Feuer zu Rauch, um deine Begierde zu stillen, Sturmwind.«
    Koh verstreute die Körner und flüsterte dem Kantor ihre Position zu. Er rief sie aus, und die menschlichen Spielfiguren nahmen ihre Plätze ein. Koh wartete fünf Schläge lang.
    Dann machte sie ihren ersten Zug.



(61)
    »Eins Tod, Eins Wind, Vier Gedanke, Sechzehn, Neunzehn«,
    sagte Koh. Sie gab augenblicklich das letzte Datum aus dem teotihuacánischen Stadtspiel an. Im Grunde hatte sie gerade einen Sprung über mehr als fünfeinhalb Sonnenjahrhunderte gemacht, in das Jahr 1225 gregorianischer Zeitrechnung. Ich hatte angenommen, sie würde die Addierer zuerst dahin führen, um sie zu beruhigen, aber vielleicht wollte sie auch nur sehen, ob sie wussten, was sie taten. Die neun Trauben aus Addierern lösten sich auf und verschoben sich, und im ersten Moment sah es aus, als herrsche auf dem Zócalo heillose Verwirrung; dann aber gruppierten sie sich zu einem neuen Muster, das abermals schmolz und sich wieder neu ordnete. Obwohl ich so etwas erwartet hatte, war ich

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