2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
durch das Lochunter dem Gaspedal werfen und hinterher mit dem CB -Funkgerät neues vorbestellen mussten? Das willst du doch nicht alles löschen, oder?«
Keine Antwort. Tja. Vielleicht waren diese Erlebnisse so toll dann doch nicht.
»Weißt du noch, wie Sylvana gesagt hat, sie will mit dir schlafen? Du sagtest nur: Holla, okay, toll? Kannst du dich noch an dieses Kegelspiel erinnern, bei dem du Gata Kamsky fünfmal hintereinander geschlagen hast, und er wurde damit nicht fertig? Vergiss nicht, du bist es, der stirbt, nicht nur 2-Juwelenbesetzter-Schlemihl. Erinnerst du dich noch, als du einen ganzen Mundvoll Saccharin geschluckt hast? Weißt du noch, wie Stan dich in diesen Schwarzlichtposterladen in Salt Lake mitgenommen hat und es dich beinahe den Verstand gekostet hätte? Weißt du noch, wie du deine Schachuhr für ein Eulengesicht gehalten hast, das während eines Spiels Tausende unterschiedlicher Ausdrücke zeigte? Wenn das Spiel losging, guckte sie ganz erstaunt, und wenn ihr bei der Drei-Stunden-Markierung wart, hatte sie die Augen zusammengekniffen und wirkte müde oder vorsichtig oder was auch immer. Weißt du noch, wie sie manchmal mit dem einen oder anderen Auge zu zwinkern schien? Wie du dir mit deinem alten zusammenrollbaren Spielbrett die Geschichte von Ritter Unsichtbar ausgedacht hast? Weißt du noch, wie du zum ersten Mal draußen auf der Milpa mit deinem Vater im Schuppen übernachten durftest? Kennst du noch die Geschichte von Alter Affe und Junger Affe?«
Ich beschattete seine Augen mit der Hand und blickte ihm tief in das linke, vorbei an der blutgesprenkelten braunen Iris in die geschundene Pupille.
»Na komm. Willst du mich wirklich auch umbringen? Willst du mich mit dir nehmen? Bitte. Jed. Bring 2 JS dazu, dass er zurücksteckt.«
Zeigte sich da ein winziges Anzeichen eines inneren Kampfes, oder bildete ich es mir nur ein?
»Alles geht in Trümmer, und das ist deine Schuld«, sagte ich. »Das heißt, unsere Schuld, aber ich versuche es zu ändern. Für uns, ja? Klar, sicher, ich weiß, es klingt abgeschmackt, aber ich werde auch für dichleben, ich versprech’s. Es ist mein Ernst. Was ist denn dann überhaupt mit dieser Kultursache von dir? Weißt du noch? Die Kultur bewahren, richtig? Die übrigens auch 2 JS ’ Kultur ist.«
Ich dachte, unten im dunklen Brunnen sähe ich etwas glänzen, wie winzige Fetzen von Blattgold in haselnussbraunem Likör.
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Aber vielleicht bildete ich es mir nur ein. »Wer hat denn bei dir das Sagen?«, fragte ich. »Komm schon, Jed, übernimm den Laden! Ich weiß, dass du der Stärkere bist.«
2-Juwelenbesetzter-Schädel keuchte. Tief in seiner Brust scharrte etwas wie ein Stock auf rauem Stein.
»Na komm schon, da passiert doch was, oder? Da möchte was raus. Komm schon. Na los, komm schon.«
Ich dachte schon, ein anderer Wurm käme aus seiner Nase, und ich packte ihn, doch es platzte, es war nur eine Lymphblase. Eine große Blutperle schwoll unter seinem Auge an und zersprang zu einem Tropfen. Ein zweiter bildete sich im Winkel des anderen Auges, und einer in jedem Nasenloch. In seinem Mund war ein großer Klumpen aus schleimigem Blut. Ich fuhr herum und packte den Necker bei dem dürren Zöpfchen. »Was geht da vor?«, fragte ich ihn. Er machte eine demütige Geste, die bedeutete, dass es keine Entschuldigung gebe, einem Schulterzucken sehr ähnlich, und drückte die Brust auf den Boden. Du inkompetenter kranker Blödian, dachte ich. 2 JS stirbt, er stirbt, ohne uns irgendetwas gesagt zu haben, und er ist unsere einzige Hoffnung.
2 JS ’ Gesicht erstarrte in einem leeren verzerrten Ausdruck.
Ich befahl ihn abzuschneiden. Die Helfer kletterten eilig aufs Gerüst. Der Necker sprühte 2 JS aus dem Mund eine Mixtur aus Chili, Alkohol und Blut ins Gesicht; dann legten sie ihn auf die Matte. Ich hielt seinen Kopf in den Händen und öffnete seinen Mund.
Okay, okay, dachte ich. Keine Panik. Es zählt nur, dass du dich mit diesem ganzen Kroppzeug und den Drogen und allen erhältlichen Informationen in dieses Gelee legst und hoffst, dass du noch in ausreichendem Maß in deinem Kopf vorhanden bist, wenn Marena dich ausgräbt, und dann versuchst du es dort herauszubekommen.
Aber das kannst du nicht. Koh hat dir nicht genug erzählt. Du hast fundiertes Halbwissen, das ist alles.
Vielleicht, wenn die J-Maschine Vollzeit arbeitet, dachte ich.
Klar.
Jahrzehntelange Computerrecherchen wären nötig, um den Schlüssel zu finden. Falls es auf diese Weise
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