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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Sprache und so weiter und so fort. Schließlich folgten verdeckte und versiegelte Regale, von denen zwei die Chroniken des Hüftballs enthielten, zuerst die Regeln und Strategien und Ergebnisse des Ballspiels, gewonnene und verlorene Wetten, berühmte Ausrüstung und legendäre Spieler, und zuletzt – und unendlich wichtiger –gab es ein leeres Schränkchen für die Chroniken der Spiele gegen die Raucher, die Ergebnisse der geheimen Opferspiele, die die Sonnenaddierer von Ix im Laufe der B’ak’tunob’ gespielt hatten und die die Wege der Götter durch die Ebenen der Himmel, der Erden und der Höllen nachzeichneten. Diese Sammlung hatte ich komplett nach oben ins Licht schaffen lassen und war alles stundenlang durchgegangen, doch ich hatte nichts Brauchbares erfahren, und meine einzige Hoffnung hinsichtlich dieses Materials bestand darin, dass die Jaguar-Anbeter den verbotenen Texten, mit deren Entschlüsselung sie noch beschäftigt waren, etwas Nützliches entnehmen konnten. Aber ich glaubte es nicht. Sie waren Idioten. Oder eher, um fair zu bleiben, unwissende Kinder. Die guten Leute hatten sich alle umgebracht oder waren mit 9-Reißzahn-Kolibri geflohen. Bis auf einen. Die letzte Hoffnung.
    Ich band eine Tür in der rechten Wand auf, ließ sie von den Proleten öffnen und führte die Gruppe in einen zweiten, steiler abwärts geneigten Gang. Er war größer, aber unregelmäßig geformt, und hatte eine niedrigere Decke. An einer Stelle, die etwa eine Seillänge unterhalb der ersten Etage des Nordhangs der Mul liegen musste, bogen wir wieder nach rechts in das Beinhaus ab, einen langen Raum, der größer war als die Geniza. Wir durchquerten einen Wald aus zehn- bis zwölftausend niedriggebrannter Gefäße, deren Größen zwischen Parfümflakon und Mumiensarkophag variierten. Danach kamen wir durch eine kleine Schlucht aus Hängekörben mit Reliquien, die in Hieroglyphenstickereien gehüllt waren und sich in allen möglichen Stadien des Verfalls befanden. Als Nächstes fanden wir Reihen aus nicht eingewickelten Schädeln, auf hölzerne Regale gesetzt, in die stilisierte Totenköpfe geschnitzt waren, so wie einige Leute echte Blumen in blumenförmige Vasen stellen. Jeder Schädel trug auf der zurückweichenden Stirn eine Hieroglyphe mit den Namenswappen des ursprünglichen Besitzers, dem Datum seiner Gefangennahme und den Namen seines Häschers, dem Datum seiner Widmung und den Geist besänftigende Anrufungen nach dem Motto: »Ruhe in Frieden, sonst passiert was.« Ich bemerkte einen winzigen, flachen, zahnlosen Schädel, auf dem sich das zierlich geschriebene Etikett 14-Orchidee, tot geborener Sohn von 7-Ozelot-Nacht fand. An einer Stelle fanden wir eine Reihe von Schädeln mit falschen Glotzaugen aus Muscheln und Obsidianen, denen Feuersteinmesser durch die Nasenlöcher gestoßen waren, sodass sie wie groteske Knollmännchen aussahen. Eine Zeit lang war dieser teotihuacánische Stil von den ixianischen Großhäusern kopiert worden. In einigen der höchsten und jüngsten Körbe lagen die geschrumpften Köpfe, die zu den Schädeln gehörten; ein paar dünne Brusthäute waren auf dreieckigen Rahmen ausgebreitet und stellten ihre Tätowierungen zur Schau. Nach drei Seillängen senkte sich der Boden um eine Ebene ab, und wir gelangten an eine Tür in Form eines unregelmäßigen Vierecks. Ich trat hindurch und gelangte in einen Tunnel aus gewachsenem Fels. Er hatte einen beinahe runden Querschnitt, und unter den Planken an Boden und Wänden sah man erstarrte zähe Fließmuster. Hier und dort waren spitzere Auswüchse an den schwarz glasierten Wänden geglättet worden, aber davon abgesehen hatte man die Höhle weitgehend im Naturzustand belassen. Der Gang gehörte zu einem Netz aus Lavakanälen und -blasen, die sich vom Schlackenkegel des erloschenen Vulkans – auch als 1-Ozelots Haus bekannt – westlich der Mul in die Tiefe zogen. Die Hohlräume waren von Anfang an eine der quasigeheimen Machtgrundlagen der Ozelots gewesen; angeblich hatten sie sich in der Frühzeit von Ix bei Angriffen dort jahrelang verschanzt. In fünf Seillängen Tiefe lief der Gang in eine schräge vulkanische Blase aus, von der drei gehauene Korridore nach Westen, Südwesten und Südsüdwest abgingen. Die westliche Abzweigung führte aus den trockenen vulkanischen Höhlen hinaus in die weit größeren Kalksteinhöhlen, die sich bis unter die Gebirgskette im Westen erstreckten. Der südwestliche Korridor war der Zugang zu einem großen,

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