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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Ableugnung. Stimmt’s? Stimmt.
    »Okay, wie auch immer«, sagte Marena, als die kleine Szene vorbei war, »dadurch haben wir zwanzig Minuten, um das Spiel zu Ende zu spielen.«
    »Okay«, sagte ich. Es gelang mir sogar, das einleitende »Äh« wegzulassen.
    Sie führte mich durchs Zimmer an eine Stelle, wo zwei vierfarbige koreanische Kissen zu beiden Seiten eines alten und sehr dicken Go-Tisches aus parallel gemasertem Katsuraholz lagen, der in ihrem nunmehr geschlossenen Büro in der Innenstadt gestanden hatte und dessen Wert ich auf über fünfzigtausend Dollar schätzte. In den dunklen Bodenfliesen spiegelte sich die versenkte Pyramide an seiner Unterseite. Marena nahm die Schalen vom Brett, stellte sie ab, öffnete sie und legte die Steine aus.
    »Du magst indisches Essen nicht?«, fragte ich.
    »Ich hasse das Zeug. Es ist Dreck. «
    »Das wusste ich gar nicht von dir.«
    »Es ist bestimmt nicht das Einzige, was du nicht über mich weißt.«Von irgendwoher nahm sie eine alte analoge Insa-Schachuhr, zog beide Seiten auf und stellte sie neben das Brett.
    »Stimmt. Du bist eine Frau voller Geheimnisse …«
    » Du bist hier der Geheimnisvolle«, entgegnete sie. »Du hast doch irgendwas am Laufen.« Marena baute das Spiel auf, wie wir es vor drei Monaten im siebzigsten Zug unterbrochen hatten. Wir hatten es am Stake begonnen, während der Madison-Affäre, und seitdem war viel passiert, aber – was ich vielleicht für die Nicht-Go-Spieler unter den Lesern anmerken sollte – es bedeutete keine besondere Geistesakrobatik, es heute wieder aufzunehmen. Alle Go-Spieler oberhalb eines bestimmten Niveaus erinnern sich an alle ihre Spiele und könnten jedes an jeder beliebigen Stelle fortsetzen. Und da wir schon mit den Erklärungen angefangen haben, sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass es womöglich seltsam erscheint, wenn wir jetzt unser Spiel fortsetzten – aber nur für Leute, die nicht spielen. Kein Go-Spieler mag es, wenn ein unbeendetes Spiel in der Luft hängt wie ein hungriges Gespenst.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Du planst doch nicht irgendeinen Unsinn für meinen Geburtstag? Denn der nächste erscheint sowieso nicht mehr in meinem Lebenslauf.« Sie schob sich den rechten Mittelfinger in den Mund und biss diskret darauf.
    »Oh … äh, sorry, nein.« Mierditas , dachte ich. Ich hasse Gedankenleser.
    »Also, was steht an? Ich wette, du hast schon wieder einen riesigen und törichterweise Aufmerksamkeit auf dich ziehenden Investment-Coup eingefädelt.«
    »Nein, nein … du hast mich halt nur eine Weile nicht mehr gesehen, das ist alles …«
    »Soso.« Ihr waren Zweifel anzumerken. Jede Menge. Hölle, dachte ich. (EAZ) Sie schaut, und ich bin durchschaut. Hau lieber ab. Nein, warte. Das macht sie noch misstrauischer. Ich schaute zur nächsten der ungefähr neun Uhren auf ihrem Schreibtisch. Es musste irgendeine Freimaurerantiquität sein, denn sie zeigte an, dass esvorwar. Als Nächste stand eine unmöglich abzulesende Skelettuhr inder Reihe – vielleicht zeigte sie die Zeit in Xib’alb’a an –, aber die dritte Uhr war überaus deutlich:
6:41
ließ sich dort ablesen.
Smartlite Sweeper™ / Quartz
USA
.
Verdammt. Die Nacht ist noch verflucht jung. Verdammt. Okay, sitz es aus. Keine große Sache. Werd bloß nicht para. Alle Mäuschen haben empathische Kräfte, stimmt’s? Trotzdem kann sie deine Gedanken nicht lesen. Jedenfalls nicht ohne eine Menge technischen Krimskrams.
    »Nein, ich hab nichts am Laufen«, sagte ich. (EAZ! EAZ!)
    »Bist du sicher? Warte mal kurz.« Sie hielt acht Sekunden lang inne. Ich legte den Rest der Steine aus. »Gut, dann benutzen Sie die Amex-Nummer«, sagte sie und wandte sich dann wieder mir zu. »Entschuldige.«
    Ach, deshalb trug sie diese großen Ohrringe. Es waren Mini-Handys. Oder einer davon war ein Netphone. In dem anderen steckte wahrscheinlich ein Notkondom oder so was.
    »Okay«, sagte ich und nickte. Marena nickte ebenfalls. Ich drückte auf meine Uhr. Wie das so ist, schien die Zeit sich leicht zu verlangsamen. Meinen Zug hatte ich mir schon vor Wochen überlegt, also führte ich ihn einfach aus. Marena hatte ihn erwartet und reagierte augenblicklich. Die Welt verlangsamte sich um weitere fünf Stufen. Trotz allem, was sonst so geschah, trotz der kleinen Geheimnisse, die sie bewahrte, und trotz meines megagroßen Supergeheimnisses waren wir in Spielzeit.
    Und so kam es, dass nun zwölfeinfünftel Minuten in Schweigen verstrichen, interpunktiert von

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