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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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fürchte, diesmal schrie ich tatsächlich auf, oder wenigstens jaulte ich. Das Wasser fühlte sich an wie Glühbirnensplitter in kochendem Aspik. Jemand drückte meinen Kopf nach unten. Ich hatte nicht eingeatmet und schluckte das Gemisch aus Sand und gehacktem Eis, ehe er mich wieder hochzog. Ich wollte gerade nach Luft schnappen, da wurde ich schon wieder unter Wasser gedrückt. Durch die Flüssigkeit hörte ich sie gehässig kichern. Schließlich zog mich jemand an meinem verdammten Lendentuch ins Boot und wrang es von hinten aus. Dadurch quetschte er einen meiner Hoden, bis ich spürte, wie dessen Inhalt mir wie Kaviar ins Skrotum quoll. Nur keine Sorge, dachte ich, das passiert alles nur in deinem Kopf. Monster aus dem Id. Nein, halt, denk nicht darüber nach, sonst verschwinden sie noch. Mach einfach alles mit.
    Sie fesselten mich auf die dornenbesetzte Leibeigenenruderbank und gaben mir ein langes Kriegspaddel mit geschärftem Blatt. Bis ich es herumgeschwenkt hatte und ins Wasser tauchte, hatten sie mir auch die anderen sieben stachelbesetzten Kriegspaddel aufgedrängt, und ich ließ sie ins Wasser fallen und versuchte sie wieder herauszufischen, und sie bogen sich vor Lachen, prügelten mir mit den Paddeln auf den Kopf – aus irgendeinem Grund stoben dabei die Funken – und zerrten an 2 JS ’ Haut, die, wie ich zugeben muss, wahrscheinlich ziemlich lose hing und unappetitlich aussah. Schrumpel packte 2 JS ’ Penis, zog ihn lang wie ein Gummiband und ließ ihn zurückschnellen. Ich jaulte wieder. Um mich herum brandete Gelächter auf.
    Krätze kletterte mit meinen anderen persönlichen Opfergaben und den Leichen des Jaguars und des Jungen an Bord, alles in meine Matte eingerollt wie in einen Burrito. Blutige-Zähne stach mir einen widerhakenbesetzten Stachel in den Nacken, und ich nahm ein langes Paddel und stieß das Boot vom Ufer ab.
    Kein Problem, dachte ich, ich bin drin.
    Reißzahn-Kaninchen machte eine schnelle Finte, riss Rochenstachels Beutel auf und raffte durch die Öffnung Zigarren an sich. Rochenstachel fuhr herum und versuchte sie ihm zu entreißen, doch Reißzahn warf sie in die Luft, und alle schnappten danach und begannen sie hektisch zu entzünden. Das Boot schwankte und kenterte schließlich, aber es rollte herum wie ein Kajak und richtete sich wieder auf. Alles triefte und lachte, bis sie nur noch leise keuchen konnten. Blutige-Zähne stach mir immer wieder in die Seite, und schneller und schneller schossen wir über die reibungslose klare Flüssigkeit auf das Zentrum des gewaltigen Beckens zu. Hinter uns blieb eine stinkende gelbe Spur zurück, die auf dem schwarzen Wasser leuchtete.
    Nach vierhundertzehn Ruderschlägen hörte ich auf zu zählen. Die übrigen Besatzungsmitglieder halfen mir nicht etwa, sondern stritten sich um den Leichnam des Jungen und rissen ihn in Stücke, während sie die Zigarren rauchten, so schnell sie konnten. Ich sah nichts, aber ich spürte, dass die Strömung nach Backbord zog und dass wir ihr folgten.
    Blutige-Zähne stach mir links in den Hals. Ich paddelte kraftvoller, aber wir trieben weiter nach links ab. Er schlug mir übers Auge. Ich steuerte gegen und brachte uns auf den richtigen Kurs zurück, aber wir wurden noch immer gegen die Uhrzeigerrichtung abgetrieben. Ich schaute nach hinten. Reißzahn-Kaninchen hatte nicht einmal mehr die Hände an der Ruderpinne; er kaute nur auf den Daumen des Jungen und machte sich daran, dem Jaguar das Fell über die Ohren zu ziehen. Ich wollte ihn auffordern, mir ein wenig zu helfen, doch da waren wir schon über den Punkt hinweg, an dem man bemerkt, dass man zu weit abgekommen ist, um die Kontrolle wiedererlangen zu können, und dann ist es, als glitte man eine Tobogganbahn hinunter; man versucht sich im Eis festzukrallen, obwohl man weiß, dass es unmöglich ist. Wir glitten nach Backbord und kreisten um den Strudel im Herzen des Sees. Die Kreise wurden immer kleiner, bis die Wasserfläche umkippte und sich in den Strudel ergoss. Das Kanu kenterte wieder, und Wasser lief ins Boot. Die Paddler kreischten auf, als wären sie völlig überrascht. Meine Lunge füllte sich, und mich überkam die untrügliche Gewissheit, dass ich starb. Meine Panik vordem Ertrinken schlug um – worin, lässt sich nur schwer beschreiben, doch es schien, als wäre die Panik nur die Grundlinie, auf der ich den Rest meines Bewusstseins aufsetzte.
    Das Kanu richtete sich auf, und einen Schlag lang empfand ich große Erleichterung; dann

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