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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Achttausend reißzahnbewehrte Mondhasen implodierten über uns und regneten als blutige Pelzstückchen wie Rosenblätter in den Palast, und orangefarbenes Zwielicht drangdurch ein Gitter am Boden; die gefangene Sonne kämpfte in der Finsternis unter uns.
    »Mein größter Großer Vater und Große Mutter«, sprach ich ihn an.
    »Dich kenne ich irgendwoher«, miaute er. »Gedulde dich bis später.«
    Ich wiederholte den Gruß.
    »Mich täuschst du nicht«, sagte er, »du bist nicht 2-Juwelenbesetzter-Schädel.« Seine Stimme war keine Stimme; sie klang wie aus einem alten Moog-Synthesizer. Er schälte einen dunkelroten Streifen von dem kleinen Schorfjungen neben sich – das Kind war offenbar vor ein paar Tagen mit Sand abgerieben worden, und seitdem waren seine Krusten gewachsen –, und zerkaute den Schorf wie einen Tortillachip.
    »Nein«, sagte ich, »das bin ich nicht, aber ich dachte, du magst vielleicht seine Haut, deshalb habe ich sie für dich frisch gehalten.« Ich glaube nicht, dass ich sonderlich überzeugend geklungen habe. Jaguar-Nacht machte eine Geste, und zwei seiner Präparatoren kamen heraus, trennten vorsichtig die Nähte der Haut und rissen sie mir herunter. Ich hielt meine letzte Präsentschachtel fest. Die Präparatoren nähten 2 JS ’ Haut um einen großen Brüllaffen, als wäre er eine Schaufensterpuppe, und ließen ihn herumspringen. Die Menge raste. Ich war nackt und bekam einen ernsten Anfall von Verwundbarkeitsgefühl.
    »Warum hast du mir nichts mitgebracht?«, fragte Jaguar-Nacht.
    »Ich hatte eine Katze und einen Jungen für dich«, sagte ich, »und …«
    »Wo sind sie?«, fragte er.
    »Deine Botschafter haben sie auf dem Weg hierher gefressen«, sagte ich.
    »Das glaube ich dir nicht«, erwiderte er.
    Ich öffnete meine letzte Schachtel, rollte das Bündel vor mir auf und breitete vierhundert der größten und makellosesten Quetzalbälge aus. Ich machte eine Geste, dass sie ihm gehörten.
    Wie kostbar diese Dinger waren, lässt sich nur schwer verständlich machen, aber man kann sie im Wert wohl mit Zeichnungen von Leonardo da Vinci vergleichen. Wenn man es in Mannstunden umrechnete, war das, was ich ihm vorlegte, das ixianische Äquivalent von dreißig bis vierzig Millionen Dollar des Jahres 2012 wert. Trotzdem begründete sich ihre Kostbarkeit nicht durch ihren Preis. Wir hatten sie ausgewählt, weil wir uns sagten, dass sie hier unten noch schwerer zu bekommen wären als frischer Kautabak.
    Einer der Jungen schob einen Teller unter den grünen Fächer und kletterte zur Fleischwolfhand seines Herrn hoch. Er nahm einen der Bälge und streichelte damit seine pustelbedeckte Wange. Offenbar gefiel ihm der sanfte Druck der Feder auf den Pickeln. Ich konnte wohl davon ausgehen, dass er das Geschenk akzeptierte. Ich bemerkte die weitgehend entfleischte Namen-Seele von 2 JS in der Reihe Ghule auf der Zuschauertribüne, die mich höhnisch angrinste. Wie jeder, der starb und nach Xib’alb’a kam, alterte er rückwärts, und trotz seiner Skelettierung erschien er mir bereits ein wenig jünger als bei unserer letzten Begegnung.
    »Hmm, schaut nur, wer da am Fuß der Tafel sitzen muss«, sagte ich.
    »2-Juwelenbesetzter-Schädel hat von mir die Position des Chefconvivitors erhalten«, sagte Jaguar-Nacht. Er meinte damit, dass 2 JS das Blut und das brennende Terpentin gemischt hatte, mit dem sie einander zutranken.
    »Oh, ich bin beeindruckt«, sagte ich. »Da bist du ja richtig die Treppe raufgefallen, was? Du hast was aus dir gemacht. Das ist so, als wäre man Oberurinalaufseher im Wilshire Grand.«
    »Lach nur, solange du noch eine Luftröhre hast«, entgegnete 2 JS .
    »He, ich kehre zurück, und du bleibst hier in Tabascoenemastan.« Das reicht, dachte ich. Ich war meinem Gastgeber gegenüber unhöflich. Ich wandte mich wieder Jaguar-Nacht zu.
    »Eine Frage bitte«, sagte ich.
    Er machte eine Geste, die »Leg los« bedeutete.
    »Wir dachten, du wüsstest vielleicht, wo Frau Kohs Uay hingekommen ist«, sagte ich so beiläufig ich konnte.
    »Wir haben es gefressen«, antwortete er.
    »Unsinn«, sagte ich.
    »Du hast recht«, sagte er, »das haben wir nicht. Sie hat hier Halt gemacht, aber vor zwei Nächten ist sie weitergezogen.«
    »Ich muss sie etwas fragen«, sagte ich.
    »Dazu hast du viele Sonnen Zeit gehabt«, gab er zurück.
    »Das stimmt.«
    »Also schön«, sagte er, »gib uns deine eigene Haut, und wir sorgen dafür, dass du Koh siehst.«
    »Das geht nicht«, sagte ich. Ich fügte

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