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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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den Rand des Schützengrabens. Ganz ruhig, dachte ich. Stärke und List. In diesem Fall nur List. Wo blieb der Rest des Teams? Verdammt, das DPV zog uns in die Tiefe. Ich schaffte es, die linke Hand hineinzubekommen und den Riemen zu öffnen, löste mich von dem Ding und befreite mich halb von Jed 1 . In meiner Maske war nun Nebel, und ich konnte das HUD nicht mehr deutlich erkennen, aber den Umrissen und den Tonsignalen entnahm ich, dass Jed 1 uns beide mit den Flossen von den übrigen Tauchern forttrieb, seinen und meinen, fort vom Riff, hinaus ins tiefe Wasser. Ich folgte ihm.
    Klick. Er hatte in seinem Sprechgerät meinen Kanal gefunden.
    »Du hast mich gefunden«, quäkte Jed 1 mit meiner alten Stimme. Er stieß sich von mir fort.
    »Komm mit uns«, sagte ich. »Ehrlich, sie werden dich nicht foltern, sie …«
    Er tauchte in die Tiefe. Ich folgte ihm. Er bringt sich um, dachte ich. Er geht auf zwanzig Meter, und dann reißt er sich die Maske runter. Das ist ein schneller Tod, wie mit einer Handgranate.
    Nach unten hin wird es rasch dunkel. Der Druck baut sich allerdings noch viel schneller auf. Durch meinen Kopf hallte ein Knirschen wie das Geräusch des Columbia-Gletschers, wenn er in den Prinz-William-Sund kalbt. Atme, dachte ich. Ich atmete. Ich fühlte mich schon wie ein Korken in einer Weinflasche. Runter. Atme. Tatsächlich sollte das Atemgerät in größerer Tiefe sogar noch besser arbeiten. Nur dass Jed 1 vielleicht Tiefsee-Nitrox dabei hatte, für alle Fälle. Falls ja, hatte er den längeren Atem. Haha. Runter.
    »Das ist doch völlig verkorkst«, sagte ich in dieser Fistelstimme, die man unterhalb von vier Faden bekommt.
    »Ja«, stimmte er mir zu.
    Ich richtete das Licht auf ihn, entließ alle Luft, die in meinem Auftriebskompensator übrig war, und schob mich mit den Flossen abwärts.
    Da.
    Ich hatte ihn.
    Einen Kampf konnte man es kaum nennen. Bestenfalls war es ein Handgemenge. Ich dachte, es mir käme mir vor, als kämpfte ich mit einem Spiegelbild meiner selbst, aber so war es nicht. Er hatte sich verändert. Er trug sein Haar kurz. Dazu kam die Maske. Und sein Gesichtsausdruck, soweit ich ihn überhaupt sehen konnte, war so … ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Halte ihn hier fest, beschwor ich mich, halte ihn vom Boot fern, Ana ist jeden Augenblick hier, sie weiß, was zu tun ist, halte ihn nur fest. Ich schlug ihm in den Magen, war mir aber nicht sicher, ob ich damit viel bewirkte. Ich spürte einen Aufprall an meiner Maske. Auuu! Salzig. Teufel. Blut. Ich hatte mich in die Wange gebissen. Verdammt. Angeblich gab es Hammerhaie in der Gegend, die abends in die Nähe der Küste kamen. Hammerhaie sind wie Unterwasserspürhunde. Wenn auch nur ein bisschen Blut aus der Maske leckte, rochen sie es von hier bis nach Kuba. Lecker-lecker, Jungs. Hölle.
    Jed 1 verdrehte sich und kam beinahe frei. Doch mit der linken Hand hielt ich ihn gepackt. Ich flösselte und erreichte mit der rechten Hand seinen Gürtel. Nicht loslassen. Neugruppieren. Okay.
    Attacke!



(91)
    Wenn man auf diesem Niveau mit einem Gegner kämpft, wenn man versucht zu töten und Haut und Fleisch berührt, erscheint der Gegner weich und verletzlich. Man spürt, wie er auf den Schmerz reagiert. Und wenn man nicht von Natur aus Sadist ist wie ich, schlägt man nicht mit voller Kraft zu. Nur kann man nicht zurück. Und dann sah er in meiner überaktiven, aber im Moment nicht allzu originellen Fantasievorstellung obendrein noch aus wie ich, sodass es mir vorkam, als kämpfte ich gegen einen Spiegel, und das machte es …
    Hoppla. Beinahe wäre ich abgeschweift. Halt aus. Nur noch eine Minute. Halt. Aus. Ha. Lt.
    Wo blieben sie denn? Die Kavallerie kam einfach nicht. Und wir sanken noch immer. Selbst durch das dicke Neopren fühlte sich das Wasser an, als hätte es vierzig Grad unter null. Sic hatte den größeren und kräftigeren Körper, aber er war kein Taucher, und je tiefer wir kamen, desto schlechter fand ich mich zurecht, und umso mehr gewann der gute alte Jed 1 die Oberhand.
    »Wo seid ihr denn, verdammte Scheiße?« , brüllte ich in mein Mikro. Zur Antwort bekam ich: »Waraschuchstuwaarooo?«, oder so ähnlich. Zu spät begriff ich, dass ich die anderen Kanäle nicht abgestellt hatte, und jetzt hörten Jed 1 , Jed 1 ’ Leibwächter, die Besatzung von Jed 1 ’ Boot und jeder bis nach Key West mich laut und deutlich, und alle wussten, dass ich allein und verzweifelt war.
    Brop. Wir sanken. Brop. Au. Da lacht die

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