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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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sie anzuschauen. Sie waren geöffnet, die Finger ausgestreckt. Gut. Okay. Ich konzentrierte mich auf Marenas Nasenrücken, senkte meine Stimme ein bisschen und antwortete: »Ja.«
    »Prima. Das ist ein Fortschritt. Also, was ist es?«
    »Das war schon die zweite Frage«, entgegnete ich.
    »Na schön. Du bist dran.«
    »Okay. Ihr beobachtet mich, stimmt’s?«
    »Wen meinst du mit ›ihr‹?«
    »Die Spionageabteilung der Warren Group.«
    »Natürlich beobachten sie dich. Was glaubst du denn? Du bist Opferspiel-Spezialist. Das ist so, als würdest du mit einem Kofferraum voller Wasserstoffbomben durch die Gegend fahren. Mich überwachen sie übrigens auch. Und weißt du, was ich finde? Die Firma hält sich da noch sehr zurück.«
    Da hatte sie nicht unrecht. »Da hast du nicht unrecht.«
    »Okay, ich bin dran«, sagte sie. »Was hast du gemacht, dass du so aufgekratzt bist?«
    »Ich würde nicht sagen, dass ich aufgekratzt bin.«
    »Du bist froh über irgendwas. Oder erleichtert.«
    »Ja. Ich bin erleichtert wegen des EAZ .«
    »Wofür stand das noch mal?«
    »Das Ende aller Zeiten.«
    »Ach ja, stimmt. Du bist erleichtert, dass es nicht eintritt?«
    »Äh … ja.«
    »Aber das ist nichts Neues. Du hast gesagt, dass sich was Neues tut.«
    »Habe ich das?« Hatte ich das gesagt? Wann? Oder trieb sie irgend so ein Psychospiel mit mir? Miststück. Sei ganz cool.
    »Okay«, sagte ich. »Ich bin vor Kurzem ein hohes Risiko mit ein paar Warenterminen eingegangen, und jetzt zahlt es sich aus. Ich bin absolut auf der Siegerstraße.«
    Sie sah mich an. Ich versuchte, den Blick zu erwidern. Ihre Augen wirkten bodenlos. Es kam mir vor, als blickte ich in einen Sturmwind. Gut, lass sie den Anstarr-Wettbewerb gewinnen. Ich schaute zum Neo-Teo-Modell hinüber. Die meisten Lichter in den Fenstern und die Schilder waren erloschen; die Wände bildeten eine überzeugende nächtliche Gebirgskette aus Schwarz und Blau.
    »Das ist ja großartig«, sagte sie schließlich. »Okay, frag mich nach Tony.«
    Hm. Na, vielleicht hab ich bestanden, überlegte ich. »In Ordnung. Also, du und Tony, ihr seid...«
    Hölle.



(9)
    Netphone 1, das in meiner Schlüsseltasche, hatte pulsiert – stumm zwar, aber es fühlte sich so laut an, als ständen wir in einem Nebelhorn.
    Ich sagte: »Augenblick. Ich muss gerade einen Anruf abweisen«, oder so ähnlich und zog das Ding heraus. Die Seite der Chicagoer Terminbörse war automatisch auf dem Display erschienen. Ich zögerte. Dann schaute ich genauer hin.
    Oh, Dios!
    Der nachbörsliche Handel war eingestellt. Der dritte Dominostein war gekippt. O Gott, o Gott! Ich – sogar ich, sollte ich wohl sagen – empfand den Stich eines grauen, bodenlosen Entsetzens, eine weitere Stufe der Erkenntnis, dass es wirklich passierte und nicht abzuwenden war. Mein schändlicher Plan funktionierte perfekt. Todo mi culpabilidad .
    In gewisser Weise konnte ich es noch immer nicht fassen. Ich weiß, ich habe schon gesagt, dass ich durch das Opferspiel auf einzigartige Weise die Fähigkeit erlangt habe, mit astronomisch hohen Zahlen umzugehen, mit hypermenschlichen Mengen an Geld oder Maiskörnern oder Leid, und dennoch: Was in ungefähr viereinhalb Millionen Sekunden passieren würde, überstieg alles, was ein Mensch, vielleicht sogar ein Intellekt jeden denkbaren Typs, je begreifen konnte – es sei denn, man hatte ein Gehirn von der Größe der Hyperbowl, das seit Millionen von Jahren existierte und die Fähigkeit besaß, Myriaden erlebter Erfahrungen menschlicher, tierischer und jetzt wahrscheinlich auch noch künstlicher Wesen aufzuwiegen gegen die mit unendlich multiplizierte Unendlichkeit, die man eine Milliarde mal durchleben, durchlieben und verlieren müsste, um auch nur einen kurzen Blick darauf zu erhaschen, wie …
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Marena.
    »Mir geht’s prima.«
    »Du wolltest mich nach Tony fragen.«
    »Okay, was ist mit Tony?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Habt ihr was zusammen?«
    »Nein.«
    »Hast du was mit jemand anderem?«
    »Das ist eine neue Frage.«
    »Ach, komm schon.«
    »Für wen hältst du dich, für meine Mutter?«
    »Hör mal …«
    »Na schön. Nein. Mit niemandem.«
    Natürlich hielt ich nach verräterischen Anzeichen Ausschau, aber ich konnte nichts sehen, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Verdammt, dachte ich. Ich bin hier ganz schön im Nachteil. Ich hatte immer schon Schwierigkeiten gehabt, in Gesichtern zu lesen. Als ich sechs war, fand ich in

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