2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
meinem inneren Auge, wie jemand, dessen Wasser schäumt vom liban und der den ilm seiner Axolotls vergessen hat, jemand, der …
Hör auf, Jedface. Krieg dich in den Griff.
Ich bekam aber nur Marenas Kopf in den Griff, und das half nicht. Marena kam hoch, um nach Luft zu schnappen.
»Du bist abgelenkt«, sagte sie.
»Nein, ich … ich … ich …«
»Dein sakrales Chakra ist offline. Du hast etwas vor.«
»Nee, ich bin nur mit den Gedanken …«
»Du vertraust mir nicht, stimmt’s?«
»Doch, aber …«
»Okay«, sagte sie. Sie drückte beide Knöpfe halb hinein, sodass beide Uhren anhielten, und nahm eine Lotushaltung ein. »Pass auf, ich sag dir was: Ich gebe dir dreimal Wahrheit oder Tod.«
(8)
»Was?«
»Du fragst mich etwas, egal was, und ich sage dir die Wahrheit darüber, die absolute Wahrheit. Dann bin ich an der Reihe und frage dich et sequels .«
»Sequentes« , sagte ich.
»Richtig. Mann, du bist wirklich ein Latein-Fanatiker.«
»Lateinamerikaner.«
»Ja, stimmt.«
»Und was ist das mit dem Tod?«, fragte ich.
»Du musst die Wahrheit sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Sonst leerst du den Schierlingsbecher.«
»Gibt es so ein Spiel wirklich?«
»Ich bin vollkommen ehrlich zu dir, wenn du ehrlich zu mir bist. Okay? Kleiner-Finger-Schwur.«
»Okay.« Wir schworen. Ihr kleiner Finger riss meinen fast aus dem Mittelhandknochen.
»Du fängst an. Frag mich, was du willst.«
»Okay. Du hast mich reingelegt, stimmt’s?«
»In welcher Hinsicht?«, fragte sie, ohne zu zögern. Sie war ein cooles Mädchen.
»Als ich dir die Farben der Himmelsrichtungen erklärt habe und alles andere über das Opferspiel, hast du das alles schon gewusst.«
»Nein. Ich wusste längst nicht alles, und ehrlich gesagt, verstehe ich es immer noch nicht.«
»Aber als ich zum ersten Mal dein Büro betreten habe, da hattet ihr längst schon abgemacht, mich zu ködern, oder? Taro sagte, dass ich den Codex sehen will, und du hast ihn mir genüsslich unter die Nase gehalten. Stimmt’s?«
»Na ja, das ist nicht ganz verkehrt, aber du warst nicht der Einzige. Wir hatten noch wenigstens vier andere ehemalige Studenten Taros aus seiner New-Haven-Zeit zu uns geholt und mit ihnen gesprochen.«
»Aber als ich dich angefleht habe, mich zu schicken, hattest du es schon entschieden.«
»Nicht endgültig.«
»Aber du hast es für besser gehalten, wenn ich anstelle von Tony Sic nach Mayaland flitze.«
»Wir hatten uns noch nicht zwischen dir und Tony entschieden.«
» Du schon. Du warst wirklich ganz schön verschlagen.«
»Okay, ich geb’s zu … Aber ich meine, komm schon! Würdest du dich als vertrauensselig bezeichnen?«
»Nein.«
»Hättest du den Verdacht gehabt, wir hätten irgendetwas vor, wärst du nicht mal in unsere Nähe gekommen. Stimmt’s?«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Aber jetzt bist du trotzdem froh darüber, oder?« Endlich gelang es ihr, den letzten Anhang ihres Zeigefingernagels mit dem linken Eckzahn abzutrennen. Sie brachte das abgebissene Nagelstück mit der Zunge in Position und kaute mit der gleichen unbewussten Zielstrebigkeit darauf herum, die meine Jasus-Langusten an den Tag legen, wenn sie ihre abgeworfenen Exoskelette vertilgen. »Na gut«, murmelte sie. »Ich bin dran.«
»Okay«, sagte ich. Jetzt nicht verkrampfen. Aber auch nicht zappeln. Denk an die Körpersprache. Mach normale Armbewegungen. Nicht den Kopf einziehen. Und wenn du lügen musst, dann ist es wie beim Polygrafen: Du musst dir selbst einreden, dass du die Wahrheit sagst. Wie bin ich da nur reingeraten? Ich bräuchte gar nicht mitzumachen … Aber ich wollte nach wie vor wissen, was in Guatemala passiert war. Wenigstens das. Immerhin war sie monatelang dort gewesen. Als Letztes hatte ich gehört, sie sei immer noch am Stake und versuche, die offizielle Erlaubnis der Guates zu bekommen, an den Ix Ruinas zu graben. Aber vielleicht war noch mehr geschehen. Oder würde geschehen. Vielleicht hatten sie das Grab gefunden, und es gabdort noch mehr Material. Und wenn tatsächlich auch einige von Jed 2 s Erinnerungen geborgen werden, wäre das großartig.
»Ich glaube«, sagte sie, »irgendetwas Großes ist im Schwange, und du fühlst dich dadurch froh und mächtig, aber du machst dir auch ein bisschen Sorgen, ob es wirklich so weit kommt. Habe ich recht?«
Verdammt. Jetzt kein Achselzucken andeuten. Keine raschen Veränderungen der Mimik. Ich blickte auf meine Hände – das heißt, ich dachte an sie, ohne
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