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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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lag; ich wollte mich in irgendeiner bewachten Wohnanlage niederlassen und jeden Morgen neben Marena aufwachen und mit ihr die Truthähne füttern und die Sojabohnen gießen und die Leichen aus dem Hochspannungszaun pflücken. Heilige Scheiße, vielleicht waren diese Menschen doch nicht so übel, überlegte ich. Vielleicht war sogar ein nichttrivialer Bruchteil der Menschheit gar nicht so übel, und vielleicht würden die Menschen der Zukunft sich so entwickeln, dass sie wirklich nicht mehr schlecht waren. Vielleicht hatte ich die Anzahl der Anständigen nicht hoch genug angesetzt, nicht schwer genug gewichtet. Vielleicht lag ich auf fürchterliche Weise falsch. Vielleicht hatte ich einen Fehler begangen mit dem EAZ , vielleicht musste ich es stoppen …
    »Jed, erst sagst du, du hättest keine Zeit, dann wieder heißt es, du willst es nicht tun. Was denn nun?«
    »Äh … Letzteres.«
    »Dämliches abgefucktes Drecksgewichse!«
    Ach du Scheiße!!!
, dachte ich. Ich war mir sicher, dass ich mich nicht an der Nase berührt oder meine Ohren gerieben hatte oder so was. Hatte ich zur Tür geschaut? Vielleicht konnte Marena das winzigste Mienenspiel lesen. Vielleicht war sie dadurch ein so hohes Tier in der internationalen Unterhaltungsindustrie mit ihrem brutalen Konkurrenzdruck und ihren gigantischen Investitionen geworden.
    »Warum hast du keine Zeit?«, fragte sie. »Was wird passieren?«
    »Tut mir leid, aber du hast keine Fragen mehr.«
    »Scheiß auf drei Fragen!«
    »Das mit den drei Fragen war deine Idee.«
    »Leck mich! Ich frage dich, von einem betroffenen Erwachsenen zum anderen.« Sie sprang auf, ging zu einem Bücherregal in der Südwand und grub ein Päckchen Camels aus ihrem Versteck hinter einer Ausgabe von Autodesk 9 Maya Grundlagen .
    »Okay. Nichts wird passieren.« Wow, dachte ich, sie hat Angst.
    »Nichts? Du redest Scheißdreck.« Sie zündete sich mit einem blau emaillierten, décoesken Tischfeuerzeug die Zigarette an, setzte sich, schob das Go-Brett zur Seite und stellte einen schweren gläsernen Zigarrenaschenbecher an seine Stelle.
    Schweigen. Sie nahm einen langen, genießerischen Zug und verbrannte volle zwei Zentimeter Tabak. Trotz allem spürte man die Befriedigung einer lange unterdrückten Sucht.
    Verdammt. Ich hatte geglaubt, die Fragestunde sei zu Ende, und hatte schon über etwas anderes nachgedacht – ehrlich gesagt hatte ich überlegt, was für ein Name Octy sein könnte –, und dann war sie ausgerastet.
    »Etwas wird …«, setzte sie an und verstummte.
    »Was?«, fragte ich.
    »O Gott …«



(10)
    »Du hast keine Zeit zu verlieren. Du bist krank, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Doch, du bist krank. Du bist unheilbar pythisch oder so was.«
    »Was ist das denn?«
    »Wir müssen das in Ordnung bringen. Lindsay wird die Rechnung zahlen, ob du gekündigt hast oder nicht«, sprudelte sie hervor.
    »Komm schon, Marena, hör auf. Ich bin nicht krank.«
    »Nein? Irgendwas stimmt aber nicht mit dir.«
    »Ich bin nicht ganz fit, das ist alles.«
    »Du hast gesehen , dass du krank wirst, nicht wahr? Im Opferspiel hast du’s gesehen.«
    »Äh …«
    »Scheiße, ich habe es gewusst! « Sie sprang auf, kam um den Aschenbecher herum zu mir und befühlte mit dem Handrücken meine Stirn. »Du fühlst dich ein bisschen warm an. Und deine Pupillen sind erweitert. Sie sehen aus wie reife Oliven. Wie viel von dem Zeug hast du im Moment intus?«
    »Nicht allzu viel, nur die normale Dosis. Das ist wie ein Espresso … na ja, wie neun Espressos.«
    »Ich werde Dr. Lisuarte hinzuziehen.«
    »Nein, ich …«
    »Warum nicht? Warren hat die Bescherung angerichtet, jetzt sollen sie es auch in Ordnung bringen.«
    »Hör zu, Süße, ich will nicht, dass sie noch mehr an mir rumdoktern.«
    »Wer wird sich dann darum kümmern?«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich selbst kümmere mich darum.«
    »Und um was? Was hast du? Einen Hirntumor?«
    »Nein …«
    »Lungenfibrose? Hohen Blutdr... Ach du lieber Gott, du bist Bluter. Wenn du einen leichten Schlaganfall bekommst, dann war’s das, stimmt’s? Scheiße!«
    »Hör mal, was immer du dir zusammenreimst, ich bin nicht krank. Frag mich, ob ich krank bin.«
    »Bist du krank?«
    »Nein.«
    Sie musterte mich ein paar Sekunden lang. Ich weiß, ich habe gesagt, dass ihr Gesicht nichts preisgab, aber jetzt änderte sich ihre Miene, langsam, aber sehr deutlich, sogar für mich. Ihr Gesicht zeigte unverkennbar Angst.
    »Es ist wegen mir, stimmt’s?«, fragte sie.
    »Nein, es

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