Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
Vom Netzwerk:
meiner Akte an der Nephi K-12 – sie lag in einem Aktenschrank, den ein Kombinationsschloss mit vier Stellen sicherte, das mich weniger als zwei Minuten aufhielt – ein Blatt, auf dem stand, ich litte an einer »posttraumatischen Belastungsstörung, die sich als alles durchdringende Entwicklungsstörung äußert«. Das bedeutete Inselbegabung ohne IQ -Einbuße, aber mit Defekten, die meine Emotionalität beeinträchtigen. Das ist kein Autismus, äußert sich aber so. Sie kennen doch diese Illustrationstafeln, die man Schülern ganz kurz zeigt? Bei den meisten sind Wörter oder Zahlen darauf. Mir wurden Tafeln gezeigt, auf denen Gesichter zu sehen waren, die lächelten oder düster dreinschauten oder was auch immer, damit ich lernte, Gefühle einzuordnen. Jetzt schaute ich Marena an und wusste nicht einmal, ob sie froh oder traurig war. Zu sagen, ob sie log oder nicht, wäre so, als würde man die Seite 100 eines Buches lesen, das im Buchladen auf dem Regal steht, noch in Plastikfolie, und auf Arabisch ist.
    »Du hast gesagt, du wolltest irgend so einen Heini heiraten«, sagte ich.
    »Nee. Mittlerweile steht Octy nicht mehr zur Debatte.«
    Octy?, staunte ich. Wer zum Teufel war Octy? Kaiser Octavian? Oder Dr. Octopus? Nein, frag nicht, damit verbrauchst du nur eine Frage.
    »Okay, ich bin dran«, sagte Marena.
    »Ja.«
    »Was hast du gemacht, dass du dich jetzt so anders fühlst?«, fragte sie.
    »Na ja, das liegt an dem langfristigen Plan mit den … den …«
    »Wieso jetzt das Zögern?«
    »Das ist eine neue Frage.«
    »Verdammt noch mal, nein! Du musst die ganze Frage beantworten, die ganze Wahrheit sagen, nicht nur hier und da ein paar Bruchstücke.«
    »Ist ja gut. Ich habe mich ziemlich tief in Maistermingeschäfte reingekniet, und ich … ich rede nicht gern darüber, weil ich mich ein bisschen schuldig fühle.«
    »Du fühlst dich schuldig?«
    »Ja.«
    »Trotzdem bist du erleichtert.«
    »Hmm … ja.«
    »Ts-ts-ts. Das ist paradox.«
    »Ich scheffle damit eine Menge Geld. Gleichzeitig sorge ich dafür, dass es mehr Hungertote geben wird, als ohnehin schon. Obwohl ich nur auf den fahrenden Zug aufspringe, habe ich deswegen verdammte Schuldgefühle.«
    »Na ja, dafür kann ich dich schlecht zur Schnecke machen. Ich arbeite schließlich für Lindsay Warren. Um Gottes willen, ich fahre mit einem Geländewagen in die Hölle.«
    »Was wird aus Ix Ruinas?«
    »Tut mir leid«, sagte sie, »das ist eine vierte Frage.«
    »Ach, komm schon, wir sind erwachsene Menschen und reden auf Augenhöhe.«
    »Tut mir leid.«
    »Okay, dann einigen wir uns darauf, eine Frage zusätzlich zu erlauben.«
    »Ich sag dir was. Ich beantworte dir deine Frage, wenn du zurückkommst und wieder für uns arbeitest.«
    »Woran?«
    »An Neo-Teo. Das wird das Werk des Jahrhunderts, Kunst und Leben und alles. Das wird wie Rom. «
    »Toll«, sagte ich, denn ich wollte nicht entgegnen: »Ja, aber neben der Warren Group wirkt Caligula wie Heidi« oder etwas anderes bemüht Schnippisches.
    »Deshalb wollen wir dich im Team haben.«
    »Und was soll ich da machen?«
    »Zum Beispiel das Imagineering und die Architektur in Einklang mit dem Spiel bringen und auf den neuen Kalender abstimmen …«
    »Was für einen neuen Kalender? Hast du es dir angesehen?« Damit meinte ich das Opferspiel.
    »Ja.«
    »Geil.«
    »Aber uns fehlt dein Wissen. Und es würde mir Spaß machen, mit dir zusammenzuarbeiten. Ich mag dich.«
    »Oh, danke. Ich mag dich auch.«
    »Vielleicht kommen wir ja doch noch auf emotionales Territorium. Wie gesagt, ich fühle mich sehr zu dir hingezogen.«
    »Das ist stark«, sagte ich, »denn mir geht es genauso.«
    Hölle, jetzt fiel ich aus der Rolle. Daraus lernt man wohl, dass es keine so gute Idee ist, eine Bindung aufzubauen, wenn man vorhat, einen Menschen mitsamt seinem Kind zu verraten, zu vernichten, zu ermorden. Verdammt. Ich fühlte mich düster und böse, und plötzlich kam mir alles längst nicht mehr so unausweichlich vor, wie ich …
    »Okay, dann tun wir uns bei diesem Projekt zusammen, ja?«
    »Tut mir leid, ich hab keine Zeit. Ich meine, es wird sehr lange dauern.«
    »Nur eine Stunde am Tag. Wo liegt das Problem?«
    »Mir ist einfach nicht danach«, antwortete ich, aber das stimmte nicht. Ich hätte es gern getan. Jedenfalls stellte ich fest, dass es mir guttat, hier zu sein. Nein, es war noch schlimmer. Ich wollte wissen, wie der nächste Bond-Film war; ich wollte wissen, ob Marena mitdiesem Orgasmus-Gerät richtig

Weitere Kostenlose Bücher