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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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spürte ich, wie Koh mich streichelte und mir in ihrem weichen Ch’olan sagte, ich müsse mir keine Sorgen machen.
    Ich öffnete das DHI -Treiberprogramm. Ich brauchte ein Passwort und klickte einfach hindurch: KCAJ
/
ZENOBI
A / 1132.
Ich brauchte es nicht herauszufinden; ich erinnerte mich einfach an die Muster, die Marenas Finger am Abend zuvor auf dem Netphone beschrieben hatten. Normalerweise hätte ich das nicht gekonnt. Das Zeug wirkte schon.
    Ich sah ihre gesamte Arbeit durch. Sie hatte ungefähr zehn Kopien von jeder Version des Opferspiels gesichert, die wir seit meiner Rückkehr gespielt hatten, und jede einzelne hatte einen anderen albernen Namen. Zuerst konnte ich das aktuelle Modell nicht finden, aber als ich auf eine Datei namens Molly Nivens Ringwurm klickte, stellte sich heraus, dass es ein automatisches Backup von allem war, was wir erarbeitet hatten, als wir das Menschenspiel nachstellten. Auch Kohs letzte Position war darunter. Ich brauchte noch vierhundert Schläge, um es in Gang zu bringen. Marena hatte es mir eindeutig nicht einfach gemacht. Ich fühlte mich wie Blaubarts achte Frau, die verbotene Türknäufe drehte und angstvoll auf ein Knarren der Stufen horchte.
    Auf dem Display des Netphones war eine kleine Balkengrafik, und ich schob es ein Stück nach rechts. Der Unterschied war so gewaltig wie nach meinem Aufwachen, als ich plötzlich wieder zwei Augen hatte. Die Pyramidenwelt schien irgendwie größer zu werden, nur dass sie überhaupt nicht wuchs; ihre Kanten waren noch immer an den gleichen Stellen, und ich konnte noch immer den Raum ringsum sehen, aber es war, als wäre ich in dieser geheimen lenkbaren Himmelsfestung aufgestiegen und blickte durch mein Ultrahighpower-Herr-der-Welt-Messing-Riesenfernrohr hinunter auf diesen gewaltigen, vielschichtigen Mesa-Pyramiden-Spiel-Pueblo. Ich bewegte den Finger noch ein paar Millimeter nach rechts, und ohne Klarheit einzubüßen, befand ich mich noch etwa fünfzig Kilometer höher über dem Boden, und die Stadt hatte die Ausmaße einer Bergkette angenommen. Es war wie dieser Effekt aus Vertigo, wo die Filmkamera nach vorn fährt, während das Objektiv von Telefoto auf extremen Weitwinkel zoomt. Ich beugte mich näher und bewegte mit dem Trackpad meinen Blickpunkt nach unten und weiter hinein, und es war, als tauchte ich mit einer größeren Beschleunigung als physikalisch möglich. Ich spürte dabei, wie meine Hirnanhangdrüse die Ausschüttung von Adrenalin bewirkte, und ich verstärkte meinen Halt an der Tischkante. Gleichzeitig war ich mir noch immer vollkommen bewusst, dass ich nur auf einem Krankenhausbett saß. Ja, wenn ich mir einer Sache bewusster war als sonst, dann der, dass mein Körper Teil der Welt war. Marenas Design war sparsam, wieeine idealisierte Stadt von Piero della Francesca, aber zugleich auch irgendwie heimelig; man wünschte sich, dort zu leben. Das kam daher, wie jeder Baustein jeden anderen zu bedingen schien; die Stadt wirkte dadurch wie ein echter Ort, oder die Essenz eines Ortes; sie wies die Besonderheiten auf, die Orte in der alten Zeit besessen hatten, als man noch ein Kind war und nicht sah, wie ein Plastikgitter aus Einkaufsmeilen die ganze Welt einschnürte. Eine Sekunde, ehe ich auf das grüne Zentrum der Mul drückte, zog ich die Hand zurück und erlebte einen Augenblick der Stille über dem Ziel, während mein parabolischer Kurs seinen Tiefpunkt erreichte. Dann wehte ich wieder über die Spielfelder und trieb unter die harte Schildkrötenschale des Himmels, als wäre ich in einem auf dem Kopf stehenden Großen Salzsee.
    Tock-tock-tock. Die Krankenschwester klopfte an der Tür.
    »Mr. Sic?«
    »Äh, hi, ja, nur einen Schlag. Eine Sekunde.«
    Das Essen war schon da. Mir kam es vor, als wären seit dem Bestellen nur vierzig Schläge vergangen. Tatsächlich war es so, dass das Tzam lic für einen alles verlangsamte, sodass man alle Zeit der Welt bekam, um zu rechnen. Es verhinderte auch, dass man ermüdete; man ließ sich völlig auf das ein, was man tat, und verlor jedes Zeitgefühl. Ich gab Marenas Nummer für ein Trinkgeld von 30 Prozent ein. Ich werde ausgehalten, dachte ich. Wie es aussah, hatte Grgur das Zeug durchwühlt, keine Waffen gefunden, und es durchgehen lassen. Ich schloss die Tür, rollte den Wagen davor und legte die Bremsen vor die Gummirollen. Okay. Ich ließ Wasser über ein Handtuch laufen und legte es an den Ritz unter der Tür zum Gang. Ich nahm den Karton mit meinen persönlichen

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