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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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nicht viel daran ändern. Und wenn Executive Solutions mich erst mal in der Hand hat … heilige Scheiße.
    Selbst wenn die Cops mich ins Staatsgefängnis brachten, würde Laurence Boyle – den wir Lance Boil nannten, was »einen Furunkel aufstechen« bedeutet –, einer von Lindsay Warrens jüngeren Kardinalnepoten, eine Möglichkeit finden, seine Leute in den Knast zu schleusen und mit mir abzurechnen. Lange dauern würde es nicht. In letzter Zeit lief in den Medien eine Desinformationskampagne über Folter, mit der die Öffentlichkeit davon überzeugt werden sollte, dass Folter nicht wirkt und dass man damit falsche Ergebnisse provoziert, aber Tatsache ist, dass Folter großartig funktioniert. Selbst wenn man nur ein, zwei Handbücher zum Thema gelesen hat, weiß man, dass man mit einem Rekorder, ein wenig Leitmittel und einem modifizierten Elektroschocker in ein paar Stunden so gut wie alles aus so gut wie jedem herausbekommt.
    Allerdings habe ich mittlerweile Lindsay Warrens schmutzige Wäsche, dachte ich. Das heißt, es war nicht seine schmutzige Wäsche, sondern Schmutz, den er und die anderen achtzig Kirchenältesten seit über hundertfünfzig Jahren unter Verschluss hielten – Scans von alten Briefen, die ein gewisser Sampson Avard geschrieben hatte, ein Gründungsältester der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. No Way hatte sie vor ein paar Monaten ausgegraben, ehe meine Bewusstseinskopie durch die Zeit geschickt wurde. Er hatte mir die Unterlagen zugesandt, an eine FedEx-Filiale in Tampa, die ich alle Jubeljahre aufsuchte; deshalb hatte ich die Akte erst vor einer Woche erhalten und eingescannt. Schon auf den ersten Blick sah das Material wie Dynamit aus, aber es konnte eine Weile dauern, bis ich Warren mit den belastenden Enthüllungen unter Druck zu setzen vermochte. Und ich hatte noch kein automatisches Posting eingerichtet. Ich konnte das Material also nicht benutzen, um dem Verhör zu entgehen. Wenn ich davon anfing, würden sie mich nur zwingen, es ihnen zu übergeben. Hölle, Hölle.
    Hölle.
    Ich konnte mich genauso gut zurücklehnen und warten. Auf den Großen Schlaf. Mir wird dann kühler und schummriger, meine Gedanken schweifen ab, und sogar ohne ein Zungenschnalzen, das den Augenblick markiert, verliere ich den Faden und bekomme ihn nicht mehr wieder, und das ist dann das Ende von allem, was mich betrifft, o Gott, das Ende, das Ende …
    Nein, sagte meine andere Seite. Nein, nein, nein. Konzentrier dich. »Türen öffnen«, sagte ich langsam und deutlich, aber entweder hatte der Wagen keine gute Spracherkennung, oder es zeichnete sich eine Art Muster ab. Das kommt davon, wenn man sein Spielzeug zu schlau werden lässt, dachte ich. Dann können andere Leute deinen Sachen sagen, was sie tun und lassen sollen. Ich zog am Türgriff, aber die Tür war entschlossen zuzubleiben, und der kleine Stift ließ sich nicht hochziehen. Mein Gesicht war heiß.
    Ich drückte sämtliche Fensterheberknöpfe, aber natürlich funktionierten sie nicht, ebenso wenig der Knopf für das Monddach, obwohl alles andere im Wagen munter weiterlief. Ich wischte mir das Haar aus der Stirn und spürte, dass mir über dem Auge das Blut heraussprudelte, als säße dort ein kleiner Junge mit einer alten Spritzpistole aus Plastik voll warmem Wasser. Ich schaute auf meine Hand. Blut. DIE ANGST sprang aus dem Reservoir des Schreckens hervor, das alle Bluter ständig mit sich herumtragen, und fiel mich an. Ich hatte tatsächlich Schiss, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gab, denn in zweiundfünfzig Tagen war es mit mir und allen anderen ja sowieso aus und vorbei. Ich hob wieder die Hand. Der Junge bespritzte mich erneut. Und noch einmal. Eine äußere seitliche Stirnarterie. Mist, verdammter. Eine Zeile aus Transfusion kam mir in den Sinn: Slip the juice to me, Bruce. Trotzdem, sagte ich mir, ich habe Faktor VIII bis unter die Halskrause bekommen. Mein Gerinnungsvermögen lag zuletzt bei zweieinhalb. Stimmt’s? Dann ist es auch nicht lebensbedrohlich.
    Ich fand den Knopf für das Deckenlicht und haute drauf, und wenigstens wurde es hell. Das Armaturenbrett und die Sitze und die Türbezüge – alles aus neuem, hellbraunem echtem Nappaleder in Topqualität und sündhaft teuer – waren mit roten Flecken übersät, die so glänzend und undurchsichtig aussahen wie Emaille. Ich befühlte mein Gesicht und merkte, dass mir das Blut in Strömen aus der Nase lief wie Wasserschnupfen. Ich rieb es zwischen den

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